Wen die Sehnsucht besiegt
mißfiel ihr. Fühlte er sich verpflichtet, sie zu heiraten, weil sie ihn zu einer Liebesnacht überlistet hatte? Aus dem gleichen Grund würde er vermutlich auch jede andere zum Traualtar führen. Mit Liebe hing das nicht zusammen. Nur mit seiner Ehre. Und die bedeutete ihm offensichtlich mehr als alles Geld dieser Welt.
»Was bedrückt dich denn? « fragte er.
»Du kennst Perkin Maidenhall nicht so gut wie ich. Da ihm sein Reichtum ungeheure Macht verleiht, könnte er unsere Ehe annullieren lassen und dein Leben zerstören, weil du es gewagt hast, etwas anzurühren, das ihm gehört. « »Mag er auch ein riesiges Vermögen besitzen - in diesem Land gibt es immer noch Gesetze. Ohne stichhaltige Begründung kann er unsere Ehe nicht für null und nichtig erklären lassen. Und wenn er davon erfährt, bist du vielleicht schon schwanger. Dann wird er es vermutlich gar nicht mehr versuchen. «
»Ein Baby? «
Als er ihren ungläubigen Blick sah, lachte er. »So was passiert hin und wieder. «
»Aber - er könnte dir und deiner Familie schaden und euch alles nehmen… «
»Da gibt’s nicht mehr viel. «
»O Jamie, und wie willst du leben? «
»Wir«, verbesserte er sie. »Selbstverständlich werden wir bei meinen Verwandten wohnen. Die reichen Montgomerys sind nette, sehr temperamentvolle Leute, und sie werden uns sicher eins ihrer vielen Schlösser oder Häuser zur Verfügung stellen, wenn ich sie darum bitte. «
»Nur meinetwegen bist du dazu gezwungen! Weil ich eines Nachts in dein Zelt geschlichen bin, mußt du nun vor deinen Verwandten auf den Knien rutschen. «
»So schlimm ist das nicht«, erwiderte er lächelnd, obwohl er Axias Ansicht teilte. »Außerdem verdienen sie ihre Ländereien gar nicht. Die haben sie weder erobert noch als königlichen Lohn erhalten, sondern einfach nur durch profitable Ehebündnisse in ihren Besitz gebracht. Das ist eine besondere Begabung meiner Familie… «
» die du nicht geerbt hast. Du wärst imstande, ein pockennarbiges Mädchen zu heiraten, das zufällig in deinem Zelt gelandet ist. «
»Ja, meine süße Diana konnte ich nie vergessen. Und seit ich am nächsten Morgen ihr Käppchen fand, trage ich es an meinem Herzen. Jetzt will ich dieses Mädchen endlich heiraten. «
Immer noch ungläubig schaute sie ihn an. Weil sie ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt hatte, gab er die Hoffnung auf, jemals die Maidenhall-Erbin zu erringen. Diese reiche junge Dame würde nicht mehr existieren, sobald der Vater von ihrem Ungehorsam erfuhr. Würde Jamie sie hassen, wenn er hörte, daß sie einmal die Erbin gewesen war?
Lächelnd legte er einen Finger unter ihr Kinn. »Nun, worauf warten wir noch? Oder willst du mich nicht heiraten, weil dir jene Liebesnacht mißfallen hat? «
»O Jamie, es war wundervoll, dich zu küssen, überall zu berühren… «
Seine Lippen verschlossen ihr den Mund. »Es ist schon schlimm genug, daß wir uns bis nach der Trauung gedulden müssen. Mach es mir nicht noch schwerer! Hör mal, wenn wir jetzt heiraten, können wir die nächste Nacht im selben Bett verbringen. Und wenn nicht, wirst du am Boden schlafen. «
Ja, sie wollte ihn heiraten und ihr Glück genießen - zumindest, bis ihr Vater herausfand, was sie getan hatte. Während dieser Tage oder vielleicht sogar Wochen, würde sie Jamies Frau sein.
Seine Frau! Betörende Gefühle durchströmten ihren ganzen Körper, und sie holte tief Atem. »Oh, ich hasse es, am Boden zu schlafen. «
Grinsend sprang er auf. »Dann wollen wir die Geduld des Vikars nicht länger auf die Probe stellen. «
Hand in Hand betraten sie die Kirche.
23
Lächelnd beobachtete Jamie, wie Axia in der Schlafkammer umhereilte, seine Kleider ausbürstete und Ordnung in das Chaos zu bringen suchte. Wo immer sie auch ist, dachte er, sie scheint zu glauben, sie müßte sich ihren Weg in die Herzen der Menschen erkaufen - nicht mit Geld, aber mit guten Taten und Gefälligkeiten. Offenbar bezweifelt sie, man könnte sie um ihrer selbst willen mögen. Will sie auf diese Weise irgendwas wettmachen, das nicht mir ihr stimmt?
Nein, alles stimmte mit ihr. Wie anmutig sie sich bewegte … Entzückt betrachtete er ihre sanft geschwungenen Hüften, die vollen Brüste. »Komm her! « befahl er mit heiserer Stimme.
»Aber Jamie, ich muß die Schmutzflecken aus diesen Kleidern entfernen und… «
»Komm zu mir! Sofort! «
Nach der überstürzten Hochzeit waren sie ins Gasthaus zurückgekehrt, um ihre Sachen und ein Brathuhn zu holen, das
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