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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zurücksteckte. Sie brachte noch immer kein Wort hervor. Auch der Mann, dessen Arme sie umschlangen, schwieg beharrlich. Hatten ihn die Ereignisse ebenso erschreckt wie Axia?
    Jamie ging zu Axia, und sie blinzelte verwirrt, als er die kraftvollen Arme, die sie umschlangen, einfach beiseite schob. Zögernd drehte er sich um und sah den Dolch im Hals des Banditen stecken, der langsam zusammenbrach. »Fall jetzt bloß nicht in Ohnmacht! « bat Jamie. »Wir sollten schleunigst von hier verschwinden, falls diese Kerle ein paar Komplizen haben. Schau mich nicht so fassungslos an! Das waren doch nur drei Mann. «
    Was sie darauf antworten sollte, wußte sie nicht. Solche Heldentaten hätte sie ihm niemals zugetraut. Ihre Beine drohten einzuknicken.
    »Halt dich an mir fest! « schlug er lächelnd vor.
    Sie legte einen Arm um seinen Hals, dann den zweiten. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, küßte sie seine Lippen - vor lauter Dankbarkeit, und um ihm zu zeigen, was sie empfand.
    Erst nach einer halben Ewigkeit befreite er sich aus der Umarmung. »Axia«, war alles, was er hervorbrachte. Zärtlich hauchte er einen Kuß auf ihr Kinn, auf ihre Nasenspitze. »Jetzt müssen wir weiterreiten. «
    Da ihre Beine immer noch vor Schwäche zitterten, trug er sie zur Stute und setzte sie in den Sattel. Nachdem er ebenfalls aufgestiegen war, trabten die Pferde schneller dahin denn je, und Axia hielt sich krampfhaft am Zaumzeug fest. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie den Waldrand und ein Gasthaus, wo sie übernachten konnten. Immer wieder hatte sich Axia an den schrecklichen Überfall erinnert. Was wäre geschehen, wenn Jamie sie nicht so heldenhaft gerettet hätte? Vielleicht sollte ich wieder hinter die hohen Mauern des Maidenhall-Landsitzes zurückkehren, dachte sie. Dort würden mich wenigstens keine Pistolen bedrohen.
    Jamie musterte sie besorgt, als er sie vom Pferd hob. »Wie blaß du bist! Nun mußt du dich stärken. Denk nicht mehr an die Räuber«, fügte er hinzu und führte sie in den Gasthof. »Das haben wir doch längst überstanden. Bei mir bist du sicher. « Er stieß die schwere Eichentür auf, und sie be traten einen warmen, hell erleuchteten Schankraum, wo ihnen eine dicke, lächelnde Frau entgegeneilte.
    »Guten Abend! « grüßte sie freundlich. »Oh, die junge Lady ist verletzt! Kommen Sie, meine Liebe, setzen Sie sich. Gleich will ich mich um sie kümmern. « Axia wußte nicht, was die Frau meinte, bis sie das Blut an ihrer Schulter bemerkte - das Blut des Mannes, den Jamie in den Hals gestochen hatte.
    Bei diesem Anblick wurde ihr schwarz vor Augen und bewußtlos sank sie in die Arme ihres Retters.

22
    Als sie zu sich kam, saß Jamie neben ihr auf einem Bett, in einem Zimmer, das sie nicht kannte. Nur eine einzige Kerze brannte auf der anderen Seite des Raumes.
    Vor dem Fenster graute der Morgen. Sie mußte die ganze Nacht geschlafen haben, und wie Jamies müde Augen verrieten, war er nicht von ihrer Seite gewichen. Lächelnd versuchte sie, sich aufzurichten, aber er drückte sie ins Kissen zurück. »Ist das Blut verschwunden? « wisperte sie.
    »Ja, alles. Ich hab’s selber weggewaschen, sogar aus deinem Haar. « Behutsam strich er über ihre dichten braunen Locken, die sie tagsüber hochgesteckt trug. Jetzt umgaben sie ihren Kopf wie eine weiche, glänzende Wolke.
    »Warum siehst du mich so an? Du schämst dich meiner, nicht wahr? Natürlich, ich bin dir wieder einmal zur Last gefallen, so wie immer, seit du mich kennst. Oh, ich benehme mich einfach gräßlich. «
    »Ja, gräßlich. Vorher verlief mein Leben in ruhigen, vernünftigen Bahnen. Und nun gerate ich von einer verrückten Situation in die andere. «
    »Hänselst du mich? «
    »Keineswegs. « Er beugte sich zu einem Tisch hinüber, ergriff eine Schüssel und einen Löffel. »Hier, die Wirtin hat eine Suppe für dich gekocht. Die mußt du jetzt essen. « Vorsichtig führte er den gefüllten Löffel zu ihrem Mund. Da brach sie in Gelächter aus. »O Jamie, ich bin doch nicht krank! « Seine Fürsorge machte sie verlegen. Seit ihrer frühen Kindheit war sie nicht mehr gefüttert worden. Und sie hatte auch niemals an einer ernsthaften Krankheit gelitten. Sie war es, die andere pflegte - nicht umgekehrt.
    » Also gut. « Jamie stellte die Schüssel auf den Tisch zurück. »Da du gesund und munter bist, kann ich ja hinuntergehen und frühstücken. Guten Morgen. «
    Seine Stimme klang ein wenig gepreßt. Offenbar hatte Axia seine Gefühle

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