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Wendekreis des Krebses

Wendekreis des Krebses

Titel: Wendekreis des Krebses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Bücher, Kissen … Sie macht das Bett nur, wenn es Zeit zum Hinlegen ist. Die meiste Zeit liegt sie im Bett und liest ihre russischen Zeitungen. «Mein Lieber», sagt sie zu mir, «wenn es nicht wegen meiner Zeitungen wäre, stünde ich überhaupt nicht auf.» Das stimmt genau! Nichts als russische Zeitungen. Kein Fetzen Toilettenpapier im Haus – nichts als russische Zeitungen, um sich damit den Hintern zu wischen.
    Jedenfalls, was ihre Abneigungen betrifft, so wollte sie noch immer nichts davon wissen, nachdem ihre Regel vorbei war, sie tüchtig ausgeruht und um den Gürtel herum eine niedliche Speckschicht angesetzt hatte. Sie gab vor, nur Frauen zu lieben. Um es mit einem Mann zu treiben, müsse sie erst richtig in Erregung versetzt werden. Sie wollte, daß wir sie in ein verrufenes Haus brächten, wo der Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Hund vorgeführt wurde. Oder noch besser, sagt sie, wäre Leda und der Schwan: das Flügelschlagen rege sie schrecklich auf.
    Eines Nachts begleiteten wir sie, um sie auf die Probe zu stellen, zu einem von ihr vorgeschlagenen Ort. Aber ehe wir Gelegenheit hatten, der Madame die Sache zu unterbreiten, knüpfte ein am Nebentisch sitzender betrunkener Engländer ein Gespräch mit uns an. Er war bereits zweimal oben gewesen, aber er wollte es noch mal wissen. Er hatte nur knapp zwanzig Francs in der Tasche, und da er kein Französisch konnte, fragte er uns, ob wir ihm nicht helfen wollten, mit dem Mädchen, auf das er ein Auge geworfen hatte, einig zu werden. Es handelte sich um eine Negerin, eine stramme Person aus Martinique, schön wie ein Panther. Auch ihr Wesen war nett. Um sie dazu zu überreden, die restlichen Sous des Engländers anzunehmen, mußte Fillmore ihr versprechen, selbst mit ihr zu gehen, sobald sie mit dem Engländer fertig war. Die Fürstin sah zu, hörte alles, was gesprochen wurde, und setzte sich dann aufs hohe Roß. Sie war beleidigt. «Nun», sagte Fillmore, «du wolltest was Aufregendes – du kannst mir dabei zusehen!» Sie wolle nicht ihm zusehen – sie wolle einem Enterich zusehen. «Nun, weiß Gott», sagte er, «ich bin jederzeit so gut wie ein Enterich, vielleicht sogar ein bißchen besser.» So gab ein Wort das andere, und schließlich bestand die einzige Art, wie wir sie beschwichtigen konnten, darin, eines der Mädchen herzurufen und sie einander kitzeln zu lassen. Als Fillmore mit der Negerin zurückkam, glomm ein Feuer in ihren Augen. Ich konnte an der Art, wie Fillmore sie ansah, erkennen, daß sie eine besondere Leistung vollbracht haben mußte, und ich begann selbst geil zu werden. Fillmore muß gespürt haben, wie mir zumute war und welche Qual es bedeutete, die ganze Nacht dazusitzen und zuzusehen; denn plötzlich zog er einen Hundertfrancsschein aus der Tasche und sagte, ihn vor mich hinknallend: «Hör zu, du hast vermutlich eine Nummer nötiger als sonst einer von uns. Nimm das und such dir selber eine aus.» Irgendwie machte ihn mir diese Geste lieber als alles, was er je für mich getan hatte, und er hatte viel getan. Ich nahm das Geld in dem Sinne an, in dem es gegeben wurde, und winkte sogleich der Negerin, sich für eine neue Nummer bereitzumachen. Das ärgerte anscheinend die Fürstin mehr als alles andere. Sie wollte wissen, ob hier denn niemand gut genug für uns sei außer dieser Negerin. Ich sagte ihr kurz: NEIN . Und so war es auch – die Negerin war die Königin des Harems. Man brauchte sie nur anzuschauen, um einen Ständer zu bekommen. Ihre Augen schienen wie in Samen zu schwimmen. Sie war trunken von all der Begierde um sie herum. Sie konnte nicht mehr gerade gehen – jedenfalls schien es mir so. Während ich die enge, gewundene Treppe hinter ihr hinaufstieg, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, meine Hand zwischen ihre Beine zu schieben. Wir gingen so weiter die Treppe hinauf, wobei sie mit einem freundlichen Lächeln auf mich zurückblickte und leicht mit dem Hintern wackelte, wenn ich sie zu sehr kitzelte.
    Es war eine allseits gelungene Sitzung. Jeder war glücklich. Auch Mascha schien guter Laune zu sein. Und so machte sich in der nächsten Nacht, nachdem sie ihre Portion Kaviar und Champagner bekommen und uns ein weiteres Kapitel aus ihrer Lebensgeschichte erzählt hatte, Fillmore an die Arbeit mit ihr. Es schien, als sollte er endlich seinen Lohn bekommen. Sie hatte aufgehört, sich zu wehren. Sie legte sich mit gespreizten Beinen hin und ließ ihn herumspielen und herumspielen, und dann, als er ihn

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