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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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etwas überhaupt möglich ist! Die MSD-Leute treten, je nach Bedarf, in Zivil auf oder in einer grauen, an Feldjäger erinnernden Uniform mit weißer Mütze und weißem Koppel. Sie haben ein großes Sortiment an sehr praktischen Ausweisen, unter anderem auch vom BKA. Es gab das Gerücht, daß sie gar nicht der Bundesregierung unterstellt sind, sondern dem NATO-Hauptquartier in Brüssel. Etwas Genaues weiß ich darüber nicht. Was ich aber weiß, ist, daß die Hälfte des MSD-Etats von GENOTEC finanziert wird. Ein ungeheuerlicher, verfassungswidriger Vorgang!“
    In der Tat. Aber Susanne wunderte sich inzwischen über gar nichts mehr.
    Das Wählscheibentelefon auf Schleis Schreibtisch klingelte, kein elektronischer Summton, sondern eine richtige, altmodische Klingel. Schlei ignorierte es und sagte eilig: „Megatonin existiert bislang nur in winzigen Mengen, denn seine Gewinnung ist sehr kompliziert und teuer. Da eine synthetische Herstellung noch nicht gelungen ist, muß die Hirnzellen-DNS menschlicher Föten als Grundstoff benutzt werden.“
    Susanne schüttelte angesichts der Scheußlichkeit dessen, was Schlei eben gesagt hatte, angewidert den Kopf. Ihr Körper straffte sich. Das Telefonklingeln ließ nichts Gutes ahnen.
    Schlei starrte auf den Apparat wie ein Kaninchen auf die Schlange. Beim dritten Klingeln hob er ab. „Oh ...“ Susanne sah ihn regelrecht im Stuhl zusammensinken. „Du ... du mußt sie hinhalten ... sag, ich bin nicht da!“
    Er legte auf und starrte Susanne angstvoll an. „Herta sagt, sie sind vor dem Haus. Sie müssen jetzt gehen, schnell! Kettler darf Sie nicht hier sehen.“ Er sprang auf. „Über den Zaun hinter der Hütte kommen Sie aufs Nachbargrundstück. Das geht auf die Parallelstraße hinaus. Da haben Sie vielleicht eine Chance. Los!“
    „Moment noch“, sagte Susanne. „Wie lange wirkt es, ich meine, wann ist Gablenz wieder normal?“ Soweit man einen derartigen Menschen überhaupt als normal bezeichnen konnte.
    „Habe ich Ihnen das denn nicht erklärt?“ Schlei spie die Worte gehetzt aus, starrte dabei gebannt hinüber zum Haus. „Megatonin ist keine Droge. Es dauert eine Zeitlang, bis die volle Wirkung einsetzt und sämtliche synaptischen Blockaden im Gehirn aufgelöst sind. Aber diese Veränderung bleibt dann bestehen. Lebenslang.“
    Auf der Veranda oder im Garten sah Susanne noch niemanden, aber die beiden Dobermänner waren aufgestanden und schauten wachsam hinüber zum Haus. Susanne lief aus der Hütte. Dahinter, vielleicht zehn Meter entfernt, sah sie zwischen den Tannen einen Palisadenzaun, durch den sie nicht hindurchsehen konnte. Ohne sich noch einmal umzudrehen, rannte sie zu dem Zaun, der etwa zwei Meter hoch war. Für Susannes leichten, beweglichen Körper stellte er kein unüberwindliches Hindernis dar. Sie sprang, zog sich mit den Händen hoch und wollte gerade ihr Bein über den Zaun schwingen, als sie plötzlich innehielt.
    Sagte Schlei die Wahrheit, oder war er ganz einfach verrückt? Darüber konnte sie nur Gewißheit erhalten, wenn sie beobachtete, was in Schleis Garten geschah. Würde Kettler selbst den Professor aufsuchen, und wie würde er sich verhalten? Um sich Klarheit über den Wahrheitsgehalt von Schleis Geschichte zu verschaffen, mußte sie dableiben und das Gespräch von Schlei mit Kettler belauschen. Falls Kettler überhaupt persönlich kam.
    Leise glitt sie wieder hinunter ins Gras und schlich geduckt, die Tannen als Deckung nutzend, zur Hütte zurück. Gerade als sie vorsichtig um die Ecke spähte, tauchte Kettler auf der Veranda auf, gefolgt von zwei großen, breitschultrigen Burschen, deren graue Uniformen mit breiten, weißen Gürteln an Feldjäger erinnerten. Waren das MSD-Leute?
    Susanne zog rasch ihren Kopf zurück und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hütte. Die beiden Dobermänner knurrten laut. „Siegfried! Hector!“ sagte Schlei in der Hütte mit dünner Stimme. Susanne dachte zunächst, er wolle die Hunde zu sich rufen, doch dann stieß er laut und haßerfüllt hervor: „Siegfried! Hector! Faßt!“ Obwohl Schlei sie ja gar nicht gemeint haben konnte, glaubte Susanne eine Schrecksekunde lang, die Hunde würden sie anfallen, aber als sie wieder um die Ecke spähte, sah sie, wie beide Hunde knurrend auf die Veranda zustürmten.
    Kettler riß seine Pistole aus dem Schulterhalfter, nahm sie in beide Hände, ging hinunter aufs linke Knie und schoß auf den vorauslaufenden Hund. Gleich der erste Schuß traf. Der Hund jaulte und

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