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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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militärische Forschungen statt und es gehe bei diesem Megatonin-Projekt gar nicht um die Entwicklung eines neuen Antidepressivums?“ fragte Susanne.
    Schlei schnaufte, wurde noch weißer und schien einem Kreislaufkollaps nahe zu sein, doch Gablenz lächelte tiberlegen. „Wenn Michael Conrad seinem Vater einen solchen Unsinn erzählt hat, beweist das nur, in welch bedauerlicher Verfassung er sich vor dem tragischen Unfall befand“, konstatierte er kühl. Dann fügte er in, wie Susanne fand, spöttischem Tonfall hinzu: „Sollten hier bei uns wirklich geheime Forschungen stattfinden, wie Conrads Vater behauptet, bin ich natürlich kaum befugt, irgendeiner Kommissarin der örtlichen Kripo darüber Auskünfte zu erteilen.“
    Susanne wollte zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, als er die Hände ausbreitete und sagte: „Ich möchte Sie aber gerne davon überzeugen, daß wir hier völlig seriöse biomedizinische Grundlagenforschung betreiben, und lade Sie daher zu einer kleinen Reise in die Unterwelt ein.“
    Sie hörte, wie Schlei leise zischte: „Was soll das, Alexander? Kettler ist das bestimmt nicht recht!“
    Ohne Schlei zu beachten, führte Gablenz sie zum Lift. In der Aufzugskabine fiel ihr erneut auf, was für ein Riese er war. Seine schütteren roten Haare berührten fast die Kabinendecke. Sein Körper wirkte massig, aber auf eine durchtrainierte, muskulöse Art, ähnlich wie bei einem Ringer oder Hammerwerfer. Eigentlich wirkte er gar nicht unsympathisch. Seine Stimme war angenehm tief und volltönend. Vermutlich fiel es ihm leicht, irgendwelche Gremien vom Sinn seiner Forschungsprojekte zu überzeugen.
    Nach einem leisen Klingelzeichen öffnete sich die Aufzugstür wieder. „Darf ich bitten, das erste Untergeschoß“, sagte Gablenz jovial.
    Daß in diesem Institut Tierversuche durchgeführt wurden, hatte Susanne zwar gewußt, war aber auf den nun folgenden Alptraum trotzdem nicht vorbereitet gewesen. Sie sah genmanipulierte Ratten und Kaninchen mit riesengroßen Tumoren, Schweine, die, zwischen enge Gitter gepfercht, giftige Dämpfe einatmen mußten, Katzen, die epileptisch zuckten und zitterten. Während Susanne darum kämpfte, die Kontrolle über ihren revoltierenden Magen zu behalten, dozierte Gablenz mit ungerührter Stimme über den großen Nutzen, den diese Experimente für die Menschheit brächten. Man müsse das völlig unsentimental sehen. Die doch recht primitiven Tiergehirne empfänden ohnehin nicht so intensiv wie ein Mensch.
    Dann fuhren sie ins zweite Untergeschoß. „Nun möchte ich Sie in mein Allerheiligstes einladen“, sagte Gablenz und führte sie in eine Art Schleusenkammer vor einem leuchtend gelben Schott mit der Warnaufschrift: ACHTUNG! ARBEIT MIT ERBGUTVERÄNDERNDEN SUBSTANZEN! ZUTRITT NUR MIT KENNCODE ALPHA!
    Begleitet vom gespenstischen Surren eines Lüfters, mußte Susanne sich an einem silbernen Waschbecken die Hände mit einer stechend riechenden Flüssigkeit desinfizieren und eine weiße Schutzkleidung überstreifen, die nur eine runde Öffnung um Augen und Nase frei ließ. Das Schott öffnete sich zischend, und Gablenz ging mit ihr über einen langen, von kaltem Neonlicht erhellten Korridor zu einer Stahltür, wo er eine Ziffernkombination in ein Codeschloß tippte.
    Das Licht der Lampe über der Tür wechselte von Rot auf Grün. Es klackte laut, er öffnete, und sie traten ein. Hinter ihnen fiel die Tür mit einem dumpfen Schnappen wieder zu. Dann zog er sich die Kapuze ab und steckte sie in eine Seitentasche des Anzugs. „Sie können Ihre auch ruhig abnehmen. So spricht es sich leichter.“
    Susanne war froh, das lästige Ding ausziehen zu können. In dem Labor herrschte ein gelbliches Dämmerlicht, an das sich ihre Augen nach der grellen Flurbeleuchtung erst gewöhnen mußten. Als sie sich umschaute, sah sie, daß entlang der Wände lange Reihen von Tierkäfigen standen, in denen Katzen, Ratten und Rhesusaffen aufgeregt herumsprangen, offenbar durch den fremden Besuch aufgescheucht.
    Mitten im Raum stand auf einem langen Tisch etwas, das auf den ersten Blick wie ein sehr großes, flaches Aquarium wirkte. Es enthielt eine Art Labyrinth - viele ineinander verschlungene kleine Pfade aus Glas oder Plexiglas.
    „Das ist der Ratten-Parcours“, sagte Gablenz. „Er dient dazu, die Intelligenz und das Lernvermögen von Laborratten zu testen. Um an ihr Futter zu kommen, müssen sie zunächst das Labyrinth durchqueren und dann hier hinten verschiedene Aufgaben bewältigen -

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