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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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den Kopf. „Sind Sie sicher, daß Sie da nicht irgendwas zusammenphantasieren?“
    „Hören Sie! Sie müssen Gablenz finden. Möglicherweise ist er von derselben Paranoia wie Scholl befallen. Er braucht Hilfe und muß so schnell wie möglich in eine psychiatrische Klinik. Ich wende mich an Sie, um die örtliche Polizei in die Sache einzuschalten. Wenn Gablenz nach Ansicht Roloffs zum Sicherheitsrisiko für GENOTEC wird, räumen sie ihn genauso aus dem Weg wie Conrad!“
    „Wer ist Roloff?“
    „Der Deutschland-Chef von GENOTEC. Sehr mächtig, einflußreich und gefährlich.“
    Plötzlich sank Schlei vornüber und wurde noch bleicher. „Oh, mir ist plötzlich furchtbar schwindelig. Der Kreislauf!“
    Einen Moment fürchtete Susanne, er werde von der Bank kippen, aber er fing sich wieder etwas. Sie zog ihr Handy aus der Tasche. „Wie sind Sie denn hergekommen?“
    „Mit dem Taxi.“ Seine Stimme klang sehr dünn und weinerlich.
    „Okay. Dann rufe ich Ihnen jetzt eines hierher, das Sie dann wirklich zum Arzt bringt. Einverstanden?“
    „Das mit dem Arzttermin war sowieso nicht nur vorgetäuscht.“ Er wischte sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    Nachdem das Taxi neben der Rheinuferstraße gestoppt und sie den zittrigen und weinerlichen Schlei auf den Rücksitz verfrachtet hatte, ging sie rauchend zur Uferpromenade zurück und stützte sich auf das Geländer. Während sie in das gelblich braune, von den vorbeituckernden Frachtschiffen aufgewühlte Wasser starrte, versuchte sie gedanklich die Informationen zu sortieren, die sie von Schlei erhalten hatte. Mit der Zigarette im Mundwinkel nahm sie das Handy, rief auf der Kölner Leitstelle an und ließ sich dort die Nummer der Polizeiwache in Buchfeld heraussuchen.

    Jonas sah einen olivgrünen Lieferwagen auf dem Waldweg heranrumpeln. Es war ein geschlossener VW-Transporter mit Allradantrieb. Auf der Frontsitzbank saßen drei Mann nebeneinander: ein grau Uniformierter am Steuer, ein weiterer Uniformierter m der Mitte und rechts einer im dunklen Zivilanzug. Das konnte doch unmöglich schon der Militärgeheimdienst sein! Es war noch keine zwei Stunden her, daß Jonas den Leichenfund über Funk ans Präsidium gemeldet hatte. Er war davon ausgegangen, daß die Militärs morgen irgendwann jemanden schicken würden, wenn dieser Oberleutnant Lansky längst in Euskirchen in der Pathologie im Kühlfach lag.
    Auf Jonas‘ Frage, was denn der MSD sei, hatte Kriminalrat Weyerbusch mit Erstaunen reagiert. Davon habe er noch nie gehört, es müsse wohl etwas Supergeheimes sein. Aber er hatte versprochen, sich sachkundig zu machen.
    Der VW-Transporter mit Bundeswehrkennzeichen hielt am Rand der Lichtung, und die drei Männer stiegen aus. Die beiden Uniformierten blieben beim Wagen stehen, der Mann in Zivil ging zielstrebig auf Jonas zu, und damit auch auf den blutüberströmten Toten, der hinter Jonas leer in den Himmel starrte.
    „Sind Sie der leitende Ermittlungsbeamte?“ fragte der Mann. In seinem leichten, dunklen Anzug sah er dem Ermordeten gar nicht unähnlich, war aber etwas größer und schlanker und hatte mehr Grau in den Haaren. Außerdem trug er statt eines hellblauen Hemdes ein weißes. Jonas konnte nur rätseln, wieso diese Leute trotz der Hitze die Anzugjacke anbehielten. Vermutlich, damit niemand ihre Schulterhalfter sah. Er nickte und streckte die Hand aus. „Kommissar Faber.“ Um zu erraten, daß er momentan die Ermittlungen leitete, brauchte man nicht viel Phantasie. Außer ihm standen nur noch die beiden jungen Streifenpolizisten Biggi Schmitz und Hannes Landsberg in der Gegend herum. Seine Hand faßte ins Leere. Offenbar gaben diese Geheimdienstler nur Personen die Hand, die zum inneren Zirkel gehörten. Jonas zog seine Hand wieder zurück.
    Der Geheimdienstmann deutete mit einem Kopfnicken auf den Toten, über dessen Gesicht und in dessen Haaren die Fliegen krabbelten. Es wurde Zeit für den Kühlschrank. Bei diesem schwülwarmen Wetter würde die Leiche schnell anfangen zu stinken. „Wir nehmen ihn mit“, sagte er. Es war nicht als Frage formuliert, auch nicht als Aufforderung, sondern als nüchterne Feststellung.
    Jonas hob die Brauen. Was sollte das denn? Ihn mitnehmen? Der gehörte in die Pathologie. Wenn die Pathologen mit ihm fertig waren, konnte der MAD - oder MSD - ihn sich immer noch abholen. „Sie müßten eigentlich wissen, wie so was abläuft“, sagte er. „Wir warten gerade auf den Staatsanwalt, und der Leichenwagen, der

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