Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
sie mit aller Kraft, bis sie, völlig atemlos, endlich die Häuser Buchfelds erreichten. Tobias wußte, daß sie eine Menge Ärger bekommen würden, wenn man sie jetzt, am Morgen, durch den Ort fahren sah, wo sie doch eigentlich in der Schule sein sollten. Aber es kümmerte ihn nicht. Hauptsache, sie waren aus dem Wald heraus und inmitten friedlicher Häuser, umgeben von ganz normalen Menschen.

    Am Ende der morgendlichen Dienstbesprechung, während die anderen Kommissare den Raum verließen, winkte Antweiler Susanne zu sich. „Ich habe mit dem BKA telefoniert“, sagte er. „Die sind bereits an der GENOTEC-Sache dran. Und sie wußten auch schon, daß Gablenz verschwunden ist.“
    „So?“ sagte Susanne. Das BKA interessierte sich also nach wie vor für GENOTEC. Warum eigentlich? So große Dimensionen, daß er in die Zuständigkeit Wiesbadens fiel, schien der Fall nicht zu haben. Oder doch? „Was soll ich jetzt weiter unternehmen?“
    „Nichts“, sagte Antweiler mit Nachdruck. „Der Fall ist beim BKA. Die regeln das allein.“
    Susanne verzog das Gesicht, enttäuscht, ärgerlich.
    Antweiler lächelte. „Damit Ihre Neugierde nicht völlig unbefriedigt bleibt, habe ich sie gebeten, uns einen Ermittlungsbericht zu schicken. Der soll in den nächsten Tagen hiersein. Ich gebe ihn dann gleich an Sie weiter.“
    Ein schwacher Trost. Nach der Sache mit dem Unfallwagen damals hegte Susanne starke Zweifel, daß dieser Bericht je eintreffen würde. Schlechtgelaunt schaute sie kurz in ihr Büro, knurrte wegen einer Belanglosigkeit Mallmann an, der zum Glück immerhin heute noch keinen Kuchen geholt hatte, und fuhr dann zu einer Tatortbsichtigung.
    Die Fahrtstrecke führte ziemlich nah an der FranziskusFachklinik für Psychiatrie vorbei, in die man Roland Scholl damals eingeliefert hatte. Susanne entdeckte das Hinweisschild an einer der Kreuzungen. Höchstwahrscheinlich befand er sich dort immer noch. Sie fragte sich, was wohl aus ihm geworden war. Ob sein Zustand sich inzwischen gebessert hatte?
    Bei der Tatortbesichtigung handelte es sich um einen Routinefall. Die uniformierten Kollegen hatten die Sachlage praktisch schon aufgeklärt. Einem Berber war am Rheinufer von einem Saufkumpanen mit einer Weinflasche der Schädel eingeschlagen worden, nachdem sie sich wegen irgendeiner dummen, im Suff gefallenen Bemerkung gestritten hatten. Der Täter war flüchtig, aber es gab mehrere Augenzeugen. Der Mann war einschlägig bekannt, so daß es nur eine Frage der Zeit war, bis er gefaßt werden würde.
    Tatsächlich kam, noch während Susanne den neben einer blutbefleckten Bank liegenden, verdreckten, nach Schweiß und Urin stinkenden Toten in Augenschein nahm, über Funk die Meldung, daß eine Streife den Totschläger am Hauptbahnhof festgenommen hatte. Der Erschlagene sah aus wie siebzig, war seinen Papieren nach aber erst einundfünfzig. Das Leben auf der Straße und der Alkohol ließen diese Menschen rasch altern.
    Obgleich es sich um reine Routine handelte, erledigte Susanne ihre Arbeit am Tatort zwar zügig, aber dennoch umsichtig. Auch ein toter Berber verdiente es, daß die Polizei bei ihren Ermittlungen sorgfältig vorging. Auf der Rückfahrt zum Präsidium sah sie wieder das Hinweisschild zur Franziskus-Klinik.
    Susanne zögerte eine Sekunde, setzte dann den Blinker und ordnete sich auf der Abbiegespur ein. Sicher, Antweiler hatte gesagt, daß sie in der Sache nichts mehr unternehmen sollte, aber ihre Neugierde ließ ihr nach der Begegnung mit Schlei keine Ruhe. Wenn Scholl inzwischen vernehmungsfähig war, konnte er ihr vielleicht Auskunft darüber geben, was es mit dem sogenannten Megatonin auf sich hatte, das Gablenz damals an ihm und Conrad getestet hatte, und in wessen Auftrag diese Tests stattgefunden hatten. Diese Informationen konnte sie dann an Jonas Faber weitergeben. Er hatte sie gestern nachmittag noch zurückgerufen, und sie hatten ihre spärlichen Erkenntnisse in der Angelegenheit ausgetauscht. Mein Gott, Gablenz hatte ein Rudel von zwanzig Wölfen aus einem Gehege befreit! Offensichtlich wirkte dieses geheimnisvolle Megatonin bei ihm noch verheerender...
    Im Präsidium brauchte ja niemand etwas von ihrem Besuch in der Klinik zu erfahren. Die Tatortbesichtigung am Rheinufer war so rasch vonstatten gegangen, daß es kaum auffallen würde, wenn sie hier noch zwanzig Minuten dranhängte. Zur Not kann ich mich damit herausreden, daß ich Scholl aus rein privatem Interesse besuche, dachte sie, während sie

Weitere Kostenlose Bücher