Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
übergeben. Aber offensichtlich hat er es sich ja anders überlegt«, sagte sie mit rauer Stimme und räusperte sich. »Er behauptete, dass es in Köln eine Geheime Zunft gibt. Ihr sollen solche Familien wie die Vandenbergs, die Loewens und die Burmesters angehören. Sie arbeiten auf irgendeine Weise mit dem Domkapitel zusammen. Offenbar geht es um ein altes Geheimnis aus dem Mittelalter, was immer das sein mag. Und der Braunkohleabbau am Kloster Bischofsweiler soll eine Rolle spielen. Hatheyer meinte, Oster und die Oberin seien ermordet worden, weil sie den Abbau verhindern wollten. Und er hat Harald Ter- wegen beschuldigt der Mörder zu sein.«
»Terwegen?« Antweiler schaute sie erstaunt an. »Der personifizierte Kölsche Klüngel? Warum sollte jemand wie Terwegen so dumm sein zum Mörder zu werden? Der kann doch alles, was er will, durch seine Beziehungen erreichen.«
»Das Domkapitel bemüht sich nach Kräften, den Mord Hatheyer in die Schuhe zu schieben ... «
Antweiler hob die Hände. »Bisher haben wir keinen Beweis, dass er es nicht war.«
»Angenommen, er was es nicht.« Susanne schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin sicher, dass er es nicht wahr. Wen versuchen sie dann zu decken? Oder geht es darum, dieses alte Geheimnis zu vertuschen? Aber ich verstehe noch nicht, worin der Zusammenhang mit dem Braunkohleabbau bestehen soll.« Etwas anderes kam ihr in den Sinn. Sie schaute Antweiler mit ihrem Falkenblick an und fragte: »Sie sagten, die Besprechung mit dem Domkapitel heute Morgen sei sonder bar gewesen. Inwiefern?«
Antweiler stand auf, ging zum Fenster und setzte sich auf die Fensterbank. Er nahm seine Brille ab und putzte sie. Anscheinend brauchte er etwas Distanz zu Susannes Blick. »Ich glaube, dass Sie Recht haben«, sagte er vorsichtig. »Da soll etwas vertuscht werden. Dieser Scharenbroich ist ein verdammt schlechter Schauspieler. Man merkt ihm an, dass er Hatheyer auch nicht für den Mörder hält. Und Herkenrath ist mir eine Spur zu glücklich darüber, die Akte zuklappen zu können.«
»Ich bin heute Abend bei den Vandenbergs zum Essen eingeladen«, sagte Susanne. »Harald Terwegen kommt auch.« Antweiler blickte verdutzt, dann grinste er. »Nicht schlecht, Wendland. Wie haben Sie denn da den Fuß in die Tür bekommen?«
»Einer von diesen sonderbaren Zufällen. Roland Vandenbergs Frau hat sich mit einer Freundin von mir angefreundet.«
»Dann denken Sie um Himmels willen daran, dass Sie, wenn Sie wollen, durchaus diplomatisch sein können, Wendland! Wie Sie wissen, ist Herkenrath ein alter Freund der Familie Vandenberg. Und Harald Terwegen pflegt gelegentlich unseren guten Polizeipräsidenten in den Puff einzuladen.« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Sie müssen mich morgen früh sofort anrufen und Bericht erstatten! Ich bin sehr gespannt.«
Tönsdorf rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Da ist noch ganz was anderes«, sagte er. »Du hast dich doch mit diesem Hauseinsturz beschäftigt«
- mit einem raschen Seitenblick zu Antweiler fügte er hinzu: »Wovon ich natürlich offiziell nichts wissen darf. Na, jedenfalls bekommen die Kollegen auf der Leitstelle seit gestern häufig Anrufe von besorgten Bürgern, die sich über eigenartige Vibrationen in und an Gebäuden beklagen ... «
»Was denn für Gebäude?«, fragte Susanne. Sie musste an den Tod des dicken Rutengängers denken, Karlas Tod, Maggies Sohn, Chris' sonderbare Empfindungen, das Verschwinden der Tauben ... Sie hatte das unangenehme Gefühl, dass zwischen all diesen Dingen ein Zusammenhang bestand. Ein Vandenberg-Haus war eingestürzt. Die Vandenbergs sollten Mitglieder dieser Geheimzunft sein. »Ich meine, gibt es vielleicht irgendeine Ähnlichkeit mit dem Vandenberg-Haus? Sind es zum Beispiel alles ältere Gebäude? Und ... ist im Dom auch was bemerkt worden?«
Tönsdorf schaute sie erstaunt an. Er stand auf und zog sein Zigarettenpäckchen aus der Hemdtasche. »Ich werde mal nachfragen. Ein guter Grund nach draußen zu gehen.« Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. In der Tür blieb er stehen, nahm die Zigarette wieder aus dem Mund. »Das ist noch nicht alles: Die Putzfrau hat mir heute Morgen im Treppenhaus eine komische Geschichte erzählt. Ihr Schwager fährt für einen Getränkegroßhandel. Gestern Nachmittag hat er Messwein für Sankt Antonius ausgeliefert - und wohl noch einen besonders guten Tropfen für den Pfarrer dazu. Na, jedenfalls musste er die Weinkisten runter in den
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