Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
Sender.«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber dieses Ding ist doch doppelt und dreifach abgeschirmt. Und Sendemasten oder Starkstromanlagen sind nicht in der Nähe.«
»Ich verstehe das auch nicht«, sagte der Sprengmeister. »Entweder das Ding ist kaputt oder es muss ein sehr starkes statisches Feld in der Nähe sein, das die Frequenz überlagert. Keine Ahnung, was das sein könnte ... «
Sie winkte ab. »Ach was, ich wette, der Scheißkasten ist kaputt. Morgen früh rufe ich bei Brandtner & Schmidt an und mache ihnen die Hölle heiß, dass sie uns einen solchen Schrott geliefert haben. Wie lange brauchen Sie, um Zündkabel zu legen?«
Der kleine Mann schaute auf die Uhr. »Eine halbe Stunde. Mindestens.«
Sie wedelte ungeduldig mit der Hand. »Na, dann los! Worauf warten Sie noch?«
Der Sprengmeister eilte davon. Während er seinen Leuten Anweisungen zurief, drehte sich die Glosowski zu Barnstett um und sagte ärgerlich: »Da wird uns für teures Geld die neueste Technik aufgeschwatzt und dann funktioniert sie nicht!«
Dass die Kirche noch eine kleine Gnadenfrist bekam, ließ Barnstett ein wenig aufatmen. Angenommen, dieser Zündsender war nicht defekt, welches statische Feld konnte dann wohl sein Signal stören?
Ein heraufziehendes Gewitter? Doch sie hatten strahlend blauen Himmel, in dem nur einige wenige weiße Wölkchen schwebten.
Susanne stand vor dem Absperrgitter und zögerte. Ob die Rute tatsächlich noch dort in der Grube lag? Ich muss es mir noch einmal anschauen, dachte sie. Vielleicht finde ich ja doch irgendeine vernünftige Erklärung. Sie schob das Drahtgitter ein Stück zur Seite und betrat das Ruinengrundstück. Sie schaute sich um und es kam ihr so vor, als ob sich irgendetwas verändert hatte, seit sie sich mit Schmickler und Dieckmann zuletzt hier aufgehalten hatte. War es möglich, dass die Trümmer sich verschoben hatten? Als sie in die im Keller ausgeschachtete Grube hineinschaute, sah sie, dass an den Rändern der Grube Erdreich abgerutscht war. Offensichtlich hatten weitere Erschütterungen stattgefunden. Dieckmanns Rute lag tatsächlich immer noch dort, teilweise von abgerutschter Erde bedeckt.
Die Leiter stand auch noch. Susanne ignorierte den starken Impuls eilig davonzulaufen und stieg langsam die Leiter hinunter. Sie sah wieder Dieckmanns schmerzverzerrtes Gesicht, sah sich erste Hilfe leisten, sah wie Dieckmanns Körper zuckte, als der Notarzt die Elektroden des Defibrillators angesetzt hatte. Susanne konzentrierte sich darauf, den Boden sorgfältig abzusuchen. Doch da war nichts Ungewöhnliches. Langsam ging sie auf die Rute zu. Ihre beiden Griffenden ragten aus der Erde, die vom Rand der Grube abgesackt war. Sie leuchteten nicht, da war Susanne sicher. Einen Moment zögerte sie, kämpfte gegen ihre Angst an, schalt sich eine abergläubische Närrin, bückte sich und berührte einen der beiden mit Silberfolie umwickelten Griffe vorsichtig mit dem Zeigefinger. Nichts. Kein Kribbeln, keinerlei besondere Empfindung. Ein ganz normales Stück Draht, mit silberner Folie umwickelt. Sie packte den Griff und zog die Rute aus der Erde. Seltsamerweise schimmerte sie blitzblank, obwohl sie seit vorgestern auf dem feuchten Boden gelegen hatte. Eigentlich hätte das Metall in dieser Zeit doch ein bisschen anlaufen müssen, überlegte sie.
Ihr Handy klingelte. Tönsdorf berichtete, er habe noch einmal mit den Kollegen der Leitstelle gesprochen. Sie hätten die Anrufe gemeinsam überprüft. »Du hast mit deiner Vermutung Recht«, sagte er. »Die Anrufer meldeten diese Vibrationen aus älteren Gebäuden - Villen und Geschäftshäusern, die im neunzehnten Jahrhundert oder noch früher gebaut wurden. Und auch aus einigen alten Kirchen. Hast du eine Idee, was dahinterstecken könnte?«
»Bis jetzt nicht«, sagte Susanne. »Aber ich bin hier auf dem Grundstück des eingestürzten Vandenberg- Hauses und probiere gerade etwas aus. Ich rufe dich wieder an.«
Nachdem sie das Handy weggesteckt hatte, atmete Susanne tief durch und nahm dann entschlossen die Rute in beide Hände, hielt sie sich so vor den Bauch, wie sie es bei Dieckmann gesehen hatte, die Spitze nach vorne ausgestreckt.
Heike hatte Chris in den ersten Stock geführt, in ein großes, sehr verstaubtes Zimmer. »Das alte Arbeitszimmer von Rolands Großvater«, hatte sie gesagt. Offensichtlich wurde dieser Raum schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Eigentlich unverständlich, dachte Chris, denn er war hell und freundlich, mit zwei
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