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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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sofort wieder beendet, weil ich meiner Familie das nicht antun wollte!«, schnieft sie. »Immer dieses schlechte Gewissen, immer diese heimlichen Treffen, immer die Angst, dass alles auffliegt – und mein werter Gatte lässt ungeniert die Weltpresse an seinem Liebesglück teilhaben!«
    Neele und ich tauschen einen Blick. Keine Frage, jetzt ist nicht der Moment, das Gesprächsthema auszuweiten auf eine Grundsatzdiskussion über eheliche Treue.
    In Martinas Verzweiflung mischt sich unterdessen ein ordentlicher Schuss Wut. »Stefan hat natürlich zuerst alles abgestritten, dieser Arsch. ›Du immer mit deiner bescheuerten Eifersucht!‹, hat er mich angebrüllt. ›Also wirklich, du siehst Gespenster! Gaby ist eine Kollegin, das ist alles, verdammt noch mal!‹ – Männer sind doch wirklich echt das Letzte. Lügen so lange wie gedruckt, bis man ihnen schwarz auf weiß das Gegenteil beweist! Selbst als ich ihm das Foto gezeigt habe, wollte er sich noch irgendwie rausreden. So nach dem Motto: ›Weißt du, das kann doch passieren, bisschen zu viel getrunken, klasse Party, nette Gesellschaft – da kommt man sich schon mal näher. Eine kleine unschuldige Knutscherei, mehr war da nicht – ich schwöre!‹«
    Obwohl sie todunglücklich ist, schnaubt Martina verächtlich. »Unschuldige Knutscherei, dass ich nicht lache. Ich hab vor unserer ›Aussprache‹ ein bisschen rumtelefoniert, mit ein paar Frauen von Stefans Kollegen, mit denen ich befreundet bin. Und siehe da: Das geht offenbar schon seit fast einem Jahr so. Auf den Festivals gelten die beiden quasi als altes Ehepaar. Alle haben sie es gewusst – und niemand hat mir was gesagt!«
    Martina versagt die Stimme. Sie schluchzt hemmungslos. Neele und ich schauen uns betreten an. Jetzt mit einem beschwichtigenden »Aber du hast doch selber immer gesagt, dass du gar nicht wissen willst, was dein Mann so treibt« zu reagieren, ist sogar für Neele keine Option.
    Doch bevor wir unser kollektives Schuldgefühl runterschlucken und ein paar Worte des Trostes formulieren können, steigern sich Martinas Tränen zu einem veritablen Weinkrampf. Die Kellnerin guckt schon ganz besorgt.
    »Und wisst ihr, was das Schlimmste ist? Das Schlimmste ist meine herzige Tochter Annika! Anstatt auf meiner Seite zu stehen, hat sie mir glatt erklärt, wer heutzutage noch so verbohrt auf Treue besteht, der sei ja wohl ein bürgerliches Arschloch …«
    »Na großartig. Da weiß man doch als Frau gleich, dass es sich gelohnt hat, jahrelang Windeln zu wechseln und Breichen in verschmierte Mäuler zu stopfen, anstatt kinderlos Highlife zu machen«, murmelt Neele und zwirbelt an ihren Haaren herum.
    Was bekanntlich kein gutes Zeichen ist. Offenbar formuliert sie in Gedanken gerade an einem Satz in der Richtung »Hast du nicht damals Kinder gekriegt, um im Leben nie mehr alleine zu sein?«
    Vor vielen Jahren ist das tatsächlich Martinas Ansage gewesen. Doch es wäre ausgesprochen unfair, sie in diesem schwachen Moment daran zu erinnern. Zumal sie seitdem mehrfach öffentlich bedauert hat, dass es selbst für schwer erziehbaren Nachwuchs weder Rückgabe- noch Umtauschrecht gibt. Nein, eine Ausweitung der Kampfzone vom untreuen Gatten auf treulose Nachkommen wäre jetzt eher ungünstig.
    Entschlossen gebe ich dem Gespräch eine andere Richtung: »Und, was wirst du jetzt machen? Willst du vielleicht erst mal bei uns wohnen?«
    »Danke, Sandra, lieb von dir. Aber ich hab doch die Kinder. Für die beiden Großen bin ich zwar nicht mehr als eine Art Putzfrau, aber Lea braucht mich. Nee, ich hab Stefan rausgeschmissen. Echt, ich hab so was von die Nase voll. Am liebsten würde ich ja gleich die Scheidung einreichen. Aber wisst ihr, wir stehen finanziell nicht so super da, und in Stefans Redaktion wollen sie jetzt Personal abbauen. Ich weiß sowieso nicht, wie das alles weitergehen soll …«
    Sie starrt verheult auf die hölzerne Tischplatte und panscht mit dem Zeigefinger in einer kleinen Pfütze verschütteten Silvaners herum. »Ich schaff das schon«, sagt sie schließlich mehr zu sich selbst als zu uns. »Bitte, lasst uns das Thema wechseln. Wie geht’s denn euch überhaupt?«
    Neele antwortet einsilbig. So richtig gut scheint es ihr auch nicht zu gehen. Vermutlich ist die Romanze mit dem Fernsehproduzenten schon wieder am Ende. Aber sie hat erkennbar keine Lust, darüber zu reden.
    Auch mir kommt es irgendwie unpassend vor, vom beständigen Tiefdruckgebiet zwischen Thomas und mir zu berichten. Ist ja

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