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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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beide finden. War eine ganz bewusste Entscheidung. Leben ist das, was man selber draus macht. Also mach du auch was draus! Dir stehen doch wirklich alle Wege offen«, sagt er tröstend.
    »Nimm nur deine kleine Keksmanufaktur hier – nach deiner Ausstattung würden sich die Frauen bei uns da unten in Mali alle zehn Finger lecken! Wenn die das hätten, was du hast, würden sie sich damit sofort einen Laden aufbauen, der mindestens vier Familien ernährt. Und du, du könntest damit locker einen Internethandel aufziehen. Selbstständige Powerfrau anstatt kleine Angestellte. ›Sandras selbst Gebackene‹ oder so – das wär doch was!«
    Aufmunternd patscht er mir auf die Schulter. Mir ist aber nicht nach Munterwerden zumute. Ich will auch keinen Kekshandel aufziehen. Ich will einen Job. Eine interessante Aufgabe mit festem Gehalt, Weihnachtsgeld, bezahltem Urlaub und gut aussehenden Vorgesetzten.
    Dafür müsste ich mich allerdings endlich dazu aufraffen, überhaupt erst mal Bewerbungen zu schreiben.
    v v v
    Es ist eine Katastrophe. Unseren Augen bietet sich ein Bild der Verwüstung. Preziosen von unschätzbarem Wert sind unwiederbringlich vernichtet. Denn gestern Nacht ist der lange befürchtete Ernstfall tatsächlich eingetreten: Belmondo hat Thomas’ Sukkulentensammlung umgegraben.
    Seit wir ihn während unserer Düsseldorfreise zwei Tage bei meinen Eltern in Pflege gegeben haben, vermisst er offenbar die Streifzüge in der Natur. Der Arme – er hat wohl geglaubt, dass Thomas’ Wintergarten mindestens so spannend ist wie der Garten hinter dem Häuschen meiner Eltern in Laim. Und dann hat er seine Enttäuschung an den Fettpflanzen ausgelassen.
    »Schau dir an, was deine Katze angerichtet hat!«, ruft Thomas wutentbrannt. Er hockt erdverschmiert zwischen seinen umgefallenen Blumentöpfen, versucht, diverse ausgebuddelte Pflänzchen wieder ihren Namensschildchen zuzuordnen, und funkelt mich verärgert an. Ein super Start ins Wochenende. Genauso, wie man sich das vorstellt.
    Angesichts von Thomas’ kritischem Zustand verkneife ich mir jeden Hinweis darauf, dass er es war, der Belmondo damals mitgebracht hat. Noch bedeutend heftiger verkneife ich mir den Lachanfall, den ich in mir heranrollen spüre wie eine hawaiianische Surferwelle. Jetzt bloß keinen Fehler machen, sonst ist der Tag völlig im Eimer.
    »Mensch, Thomas, das tut mir so leid! Komm, lass mich dir helfen!«, sage ich und klaube eilfertig ein paar Fettpflanzenblätter auf.
    »Nicht! Du bringst mir ja alles endgültig durcheinander!«, schimpft er.
    Dann eben nicht. Eine Zeit lang schaue ich ihm wortlos zu, wie er seine Sukkis so sorgsam verarztet, als ginge es um die Erstversorgung von Erdbebenopfern. Unterdessen hat sich Belmondo auf dem Fernsehsofa ausgestreckt, als ginge ihn das alles gar nichts an. Er schaut mich unverwandt an. »Es wird Zeit«, sagt er –
    Moment mal! Ich glaub, ich spinne! Seit wann können Katzen reden? Und was soll das überhaupt heißen, es wird Zeit, das ist ja schlimmer als das Gewäsch in Martinas Meditationskalender!
    Ich kneife die Augen zu. Öffne sie wieder. Schaue Belmondo prüfend an. Er schaut kühl zurück. Fast erwarte ich, dass er sich mit der Vorderpfote an die Stirn tippt.
    Doch er liegt auf dem Sofa, als sei nichts gewesen. Schließlich rappelt er sich auf und fängt an, seine Vorderpfoten zu putzen. Kein Wunder, seine Krallen werden von den nächtlichen Grabungsarbeiten bestimmt noch ganz dreckig sein. Er ist eben doch nur eine ganz normale Katze. Und ich leide langsam an Wahnvorstellungen.
    Mensch, Sandra, reiß dich zusammen und kümmer dich um deinen armen Mann, anstatt hier weiter rumzuspinnen.
    »Du, Thomas? Belmondo braucht wohl wirklich Auslauf im Grünen. Es wird eben Zeit, dass wir aufs Land ziehen«, sage ich schließlich mit warmer Stimme. Wenn auch innerlich widerstrebend.
    Denn eigentlich bin ich froh, dass unsere Hausbesichtigungsodyssee in letzter Zeit so ziemlich zum Stillstand gekommen ist. Doch im Augenblick geht’s nicht um mich, sondern um eine effiziente Deeskalationsstrategie. »Lass uns doch heute ein bisschen rausfahren und mal wieder was anschauen. Es gab da ja ein paar interessante Angebote im Internet – erinnerst du dich?«
    Zwei Stunden später sitzen wir tatsächlich im Auto und fahren Richtung Ammersee. Draußen stürmt es heftig. Der Wind treibt dunkelgraue Wolkenbänke vor sich her, die nach ergiebigen Regenfällen aussehen. Nicht gerade ideales Ausflugswetter. Aber ich habe

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