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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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Bitburg/Eifel getroffen und damit die RAK-Kommandobrücke für ganz Westdeutschland außer Gefecht gesetzt. Andere Treffer hatten unterirdische Raketenbasen auf Reichsboden und in den westlichen Schutzgebieten vernichtet.
    „Die Treffer zeigen, daß sich der Angriff konzentrisch dem mitteldeutschen Raum nähert. Vorläufig sind die feindlichen Lenkwaffen, die in ganzen Pulks anfliegen, noch konventionell bestückt. Das Problem ist, daß unser neues Radarsystem mit 30 Minuten Vorwarnzeit, auf das wir uns so viel einbilden, total ausgefallen ist, ob von selbst oder durch Feindeinwirkung, weiß ich nicht. Jedenfalls war die Abwehr aufgeschmissen. Die neuen Flugkörper der Gelben scheinen ein nichtstörbares Lenksystem, vielleicht Trägheitsnavigation, zu haben.“ Der Mann zündete sich eine Zigarette an. „Außerdem hat man einen Satelliten geortet, der nukleare Waffen an Bord haben dürfte.“ Das sagte er mit aller Ruhe. „Es werden dauernd Abfangversuche gemacht. Nach dem letzten Stand der Dinge haben wir dem verdächtigen Raumflugkörper einen ‚Spion’ nachgeschickt – möglich, daß er ihn schon zerstört hat. Der Satellit ist sicher unbemannt. Übrigens, unsere Ausra-Schläge gegen den ostasiatischen Raum gehen planmäßig weiter. Die Japse werden bald Blut spucken.“
    „Und unsere Wunderwaffe?“ Höllriegl waren plötzlich Gundlfingers Worte eingefallen.
    Der Truppenführer warf ihm einen forschenden Blick zu, er musterte ihn richtig. „Mit der kann man nicht rechnen. Wer weiß, ob sie je fertig wird. Der Krieg hätte bestenfalls in einem Jahr anfangen dürfen – das ist der ganze Schlamassel.“
    Dabei sprach er so kaltblütig, als rede er über alltägliche Dinge. Solang das Reich solche Kerle hatte, war es nicht am Ende. Im Gegenteil: es würde jeden Gegner, auch den allerstärksten, vernichtend schlagen. Und wenn die Welt voll Teufel war …
    „Es kann wieder Kernexplosionen geben – die Atempause ist vorüber.“ Höllriegl hielt dem braven Mann ein Päckchen Zigaretten hin; dieser nickte und steckte es ein. „Falls wir hier durchkommen, fassen wir in Heldrungen Strahlenschutzanzüge und gehen in den Tiefbunker. Das Zeugs da ist ja ein Witz.“
    „In Heydrich wird feste geschossen. Ich bin von dort.“
    „Wo wird nicht feste geschossen?“ Der Truppenführer schien keineswegs erschüttert. „Der Bundschuh rührt sich. Aber mit dieser Scheißbande werden wir in Kürze aufgeräumt haben. Sie sind Ostmärker – oder? Da sehen Sie sich vor, auf die Herren Ostmärker sind die Brüder besonders gut zu sprechen.“ Er zeigte auf das Loch in der Windschutzscheibe und grinste. „Schwein gehabt, Herr Heiminsreich.“ (Freimütiger Spott.) „Und weil Sie nach Kelbra wollen – dort ist dicke Luft. Heil Köpfler!“
    Höllriegl unterdrückte das gewohnte „Heitla“ und zockelte weiter. Durch Zufall erfuhr er bald mehr. Er holte einen Einzelgänger ein, der ihm mit einer Blendlaterne Signale gab. Der Mann humpelte an den Wagen heran und bat, mitgenommen zu werden. Höllriegl nahm ihn auf, er wollte Gesellschaft haben. Es war nur ein einfacher Rottenführer der SA, immerhin trug dieser Parteigenosse das Coburger Ehrenzeichen am Uniformrock. Der Mann, wohl an die Siebzig, Typ des Kämpen aus der Zeit der großen Saalschlachten und irgendwie an Damaschke erinnernd, wohnte bei Kelbra, wo er in einer Brauerei „noch immer“, wie er sagte, als Aufseher im Fremdarbeiter- und UmL-Einsatz arbeitete. Höllriegl versuchte ihn auszuquetschen. Der Coburger war beim – übrigens vorzeitigen – Abmarsch vom Kyffhäuser irgendwo in der Dunkelheit in einen Stolperdraht geraten und hatte sich beim Sturz den Fuß verstaucht oder die Sehne gezerrt; er war nun heilfroh, auf so bequeme Art heimzukommen. Von der Keilerei mit der SS hatte er gehört. „Böse Sache das. SS und Werwolf sind heute eins.“ Sie schwiegen eine Weile, weil der Mann nicht weiterreden wollte.
    Über Kelbra färbten sich die Wolken dunkelrot, man vernahm trotz dem Motorenlärm jetzt auch von dort helles Geknatter, dazwischen dumpfes Donnern. Domm – domm – domm. Und schwere Einschläge. Plötzlich fingerten wieder Scheinwerfer über den Himmel. Düsen dröhnten hoch über ihnen.
    „Das ist die Bergentrückung des Führers“, sagte der Mann mit merkbar gehäßigem Unterton. Es war unklar, auf welcher Seite er stand, er hatte es ganz allgemein gesagt. Immerhin: der schien eher „von früher“ zu sein (Naphthalin!), außerdem war es ein

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