Wenn das der Führer wüßte
stehen. – Einheiten der im Südatlantik stationierten Vierten Nu-Rak-Tauchbootflotte sind von ihren Stützpunkten zu Operationen im südpazifischen Raum ausgelaufen. – Auf der Höhe der Galapagos-Inseln ist der chilenische Frachter ‚Esperanza’ von schnellen Einheiten unserer Seestreitkräfte angehalten worden. Die Besatzung des Schiffes, durchwegs getarnte japanische Commando Raids und Sabotagetrupps, wurde nach heftiger Gegenwehr niedergemacht. – Die Schutzmacht des Reiches auf vorgeschobenen Stützpunkten des süd- und nordpazifischen Ozeans wird zur Zeit durch starke LL-Kräfte ergänzt und weiter ausgebaut. – Ein größerer Verband der Reichskriegsmarine, dem auch Flugzeugträger angehören, führt längs der Küste von Baja California Operationen durch. – In den Chocolate Mountains, Südkalifornien, hatte unser SD an mehreren Punkten Gefechtsberührung mit Vernichtungstruppen der Aufständischen in Partisanenart. – Am Stadtrand von Sacramento gelang es Einheiten der berüchtigten Freikorps ‚Abe Lincoln’ und ‚George Washington’ unter japanischer Luftunterstützung, Einbrüche in die Stellungen der Minutemen zu erzielen. Die Einbrüche konnten noch nicht abgeriegelt werden, loyale Miliz und Minutemen kämpfen mit beispielloser Todesverachtung. Die feindliche Luftwaffe scheute vor Losteinsatz nicht zurück. In Vergeltung dieser Maßnahme hat MM-General Snedeker Befehl gegeben, keine Gefangenen zu machen. Die schweren Kämpfe dauern an. – Der Versuch, durch Langstreckenraketen des konventionellen Typs den Boulderdamm in Nevada zu zerstören, ist gescheitert. In Boulder City wurden große Verheerungen angerichtet, der Ausfall unter der Zivilbevölkerung ist beträchtlich. Militärische Objekte wurden nicht getroffen. Unsere Raketenwaffe setzte sofort zum Gegenschlag an. In Sydney, Newcastle und Brisbane, ferner in Christchurch, Wellington und Auckland wurden in der vergangenen Nacht Wohnviertel durch Thor und Ausra dem Erdboden gleichgemacht. Unsere Luftaufklärung hat heute morgen weitgehende Zerstörungen an militärischen Anlagen, so an mobilen Abschußrampen in Wollongong und Parramatta bei Sydney, festgestellt. – Das war der Schluß der Auslandsmeldungen von 12 Uhr mittags. – Und nun einige Verlautbarungen: Die beiden flüchtigen Hochverräter Unseld und Diebold dürften sich in der Umgebung der Reichshauptstadt verborgenhalten. Wir geben die folgende genaue Personsbeschreibung – – –“
Höllriegl erbebte im Innersten. Das war der Krieg, und kein örtlich begrenzter mehr. Auf Grund dieser Nachrichten und auch dessen, was Anselma ihm gesagt hatte, konnte kein Zweifel sein: der Krieg hatte schon vor Tagen, vielleicht sogar Wochen begonnen. Jetzt erst verstand er die Warnung im Testament des Führers – sie war nicht für die Zukunft, sondern für die Gegenwart, für diesen Augenblick bestimmt.
Plötzlich war er trunken vor Stolz und Glück. Kampf! Ja, von alldem hatte er keine Ahnung gehabt, niemand hatte eine Ahnung. Nur die Eingeweihten, zum Beispiel Schwerdtfeger, hatten alles gewußt. Kampf! Nun würden wieder die Idisi, die Walküren, zu Häupten der Krieger schweben. Endlich gab es Kampf … und wenn die Welt voll Teufel war! Vielleicht war all das mit ein Grund für das Unbegreifliche gewesen, daß ein Befehl – wie im Falle seiner Beorderung nach Berlin – in die Irre gehen konnte, daß man höheren Orts vorübergehend den Kopf verloren hatte. In seiner Eigensucht mit privaten, allzu privaten Dingen beschäftigt, hatte er sich, wenngleich nicht lange, außerhalb der Volksgemeinschaft befunden. Wie recht doch Anselma hatte! Es gab nichts als die Nation! Es gab nichts „außer dem Augenblick, in dem wir leben“! Es gab nichts als gehorchen – was immer von einem verlangt wurde!
Der Einzelne konnte sowieso nichts Selbständiges tun, sagte er sich, als er durch den dichter werdenden Verkehr zum Ku-Damm zurückfuhr. Jeder mußte auf seinem Platz sein, die Reihen dicht geschlossen. Auf einmal hatte er Eile, nach Haus zu kommen. Das Raketengeplänkel im Stillen Ozean war nur der Anfang. Schon morgen konnte das Kerngebiet des Reiches getroffen werden, es lag, wie jedes Kind wußte, in Reichweite der japanischen Langstreckenraketen, auch jener Kamikaze-Bomber, die nur einen Mann Besatzung hatten. Vorläufig beschränkte man sich noch auf konventionelle Waffen, aber schon morgen – – – morgen konnte der Atomkrieg ausbrechen! Merkwürdig, dieser Gedanke erfüllte ihn
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