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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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haben wir einfach keine andere Wahl.“
    „Und manchmal haben wir eine“, widersprach sie leise.
    Aber da war er schon verschwunden.

17. KAPITEL
    Mittwoch, zwei Uhr morgens
Rocky Mountains
    Schlappschwanz. Feigling. Idiot.
    Der Selbsthass raste durch Jamison Haleys Adern wie Salzsäure. Die Zelle war eiskalt, seine an eine Betonwand geketteten Arme schmerzten, gar nicht zu reden vom Rest seines Körpers, der mehr durchmachen musste, als er sich je hätte vorstellen können. Wie gern würde er sagen, er habe die Folterungen wie ein Held ertragen, aber das wäre eine Lüge gewesen. Zwar konnte er stolz darauf sein, ihnen nichts über Saige verraten zu haben, aber sonst hatte er geplappert wie ein Wasserfall und diese sadistischen Schweine auch noch angefleht, ihn umzubringen.
    Trotzdem war es ihm irgendwie gelungen, ihnen eine glaubwürdige Lüge über den Treffpunkt mit Saige aufzutischen. Aber nun würde er sterben. Das war ihm völlig klar. Sobald sie zurückkamen, war es aus. Er verstand sowieso nicht, wieso sie ihn bis jetzt am Leben gelassen hatten. Das Kreuz besaßen sie schließlich schon. Was wollten sie denn noch?
    Er wischte sich den kalten Angstschweiß mit der Schulter von der Stirn und versuchte an all die Dinge zu denken, die ihm in seinem Leben Spaß gemacht hatten. Seine Arbeit. Seine Freunde. Gutes Essen und schnelle Autos.
    Und Saige.
    Als er irgendwo draußen ein kratzendes Geräusch hörte, versuchte er durch die geschwollenen Augen und die blutbedeckten Wimpern etwas zu erkennen. Von den tiefen Schnitten über seiner rechten Braue sickerte immer noch frisches Blut herab. Als er den Schlüssel im Schloss hörte, unterdrückte er ein Stöhnen. Vor lauter Angst drehte sich ihm der Magen um, beinahe hätte er sich übergeben.
    Jämmerliches Verhalten für einen Mann.
    Der Gedanke erschütterte ihn, als hätte er einen weiteren Schlag abgekriegt. Ähnliche Vorwürfe hatte er auch früher schon zu hören bekommen, allerdings nur von seinem Vater, der mit solchen Beleidigungen seinen Stolz brechen wollte. Sich selbst hatte er dergleichen nie vorgeworfen. Überraschend, dass einem so etwas viel mehr zu schaffen machte, wenn man es sich selbst sagen musste.
    Er versuchte in dem trüben Mondlicht, das durch ein hohes Fenster in die Zelle drang, etwas zu erkennen. Ein hochgewachsener, muskulöser Kerl mit schulterlangem Haar betrat den Raum. Jamison erkannte sofort einen der beiden, die ihn gefoltert hatten, ein Typ, der sich Gregory nannte. Beide Männer hatten wie Menschen ausgesehen, aber Jamison wusste genau, dass sie alles andere waren. Bei dem Gedanken daran, wie ihre Hände sich in furchterregende Klauen verwandelt hatten, konnte er nur mit Mühe ein Wimmern unterdrücken. Sein Rücken und seine Beine waren völlig zerfetzt, das Blut trocknete nur langsam.
    Eigentlich hätte er schon längst verblutet sein müssen, aber dieser Gedanke verflüchtigte sich, als Gregory auf ihn zukam und er in seine eiskalten Augen blicken musste. Noch entsetzlicher als diese Augen war das, was der Kerl in seiner rechten Hand hielt.
    Eine scharfe Heckenschere.
    Das Blut schoss ihm in den Kopf, rauschte in seinen Ohren, das Herz hämmerte ihm bis zum Hals. Eigentlich sollte er jetzt fragen, was dieses Schwein schon wieder vorhatte, aber außer einem Wimmern würde er sowieso nichts herausbringen.
    Die aristokratische Stimme seines Vaters dröhnte in seinem Kopf. Ein Haley kapituliert nie und läuft niemals davon. Ein Haley braucht keinen Menschen außer sich selbst.
    Falls es je eines Beweises bedurft hatte, dass er nicht der Sohn seines Vaters war, dann war er jetzt erbracht. Denn so tapfer er auch gern gewesen wäre, im Stillen konnte er nur noch darum beten, von diesem Albtraum erlöst zu werden.
    Der Casus kam noch näher, und Jamison wurde mit Schrecken klar, dass er gar nicht mehr zu fragen brauchte, was der Mann im Schilde führte. Die Antwort stand längst in diesen kalten, durchdringenden Augen. Er sah aus, als würde er sich auf Jamisons Qualen geradezu freuen. „Hat dir nie jemand gesagt, dass Lügen eine Sünde ist?“
    Jamison hatte das Gefühl, als ob ein Fremder plötzlich seinen Körper in Besitz genommen hätte. Er hörte sich selbst abfällig kichern. „Was soll ich sagen? Ich bin immer schon ein bisschen rebellisch gewesen.“
    Der Mann kratzte sich träge die Brust. „Wie ich höre, verstehst du dich ganz gut mit meinem Mädchen.“
    Jamison ignorierte den rasenden Kopfschmerz und hob die

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