Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
Brauen. „Dein Mädchen? Hat der andere Kerl nicht gesagt, Saige würde ihm gehören?“
„Das denkt er sich, aber was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“ Er grinste abfällig und ließ ein heiseres Lachen hören. „Oder in diesem Fall wird es ihn vielleicht doch heiß machen. Bisher habe ich den alten Royce gebraucht, aber bald werde ich ihn nicht mehr brauchen.“
„Irgendwas sagt mir, dass er diese Neuigkeit nicht leicht verdauen wird“, bemerkte Jamison trocken und staunte über sich selbst, dass er im Angesicht des Todes immer noch Sinn für Humor besaß.
„Er wird keine andere Wahl haben“, teilte Gregory ihm mit. „Sobald Saige zu dir kommt, werde ich sie mir schnappen, und dann wird der alte Royce uns leider verlassen müssen.“
„Saige wird nicht kommen“, brummte Jamison und hoffte, dass sie schlau genug wäre, irgendwo zu bleiben, wo sie in Sicherheit war. „Und du wirst sie niemals in die Hände kriegen, du perverser Hundesohn.“
„Ganz im Gegenteil“, säuselte Gregory mit einem krankhaften Lächeln im Gesicht und griff nach Jamisons Fingern. „Und es werden deine Hände sein, Haley, die sie hierher locken.“
18. KAPITEL
Mittwochnachmittag
Die letzten Tage waren die reinste Hölle gewesen.
Aber das hier, das war Folter. Quinn hockte auf dem Dach der langen L-förmigen Garage, die den umfangreichen Fuhrpark der Watchmen beherbergte, und sah seit zwei Stunden zu, wie Saige auf dem Übungsplatz mit Aiden trainierte. Zwar hatte sie schon vorher allerhand Selbstverteidigungstechniken erlernt, aber Shrader brachte ihr noch eine Menge ziemlich ausgefallene Tricks bei und übte mit ihr, wie man den Dark Marker richtig einsetzte. Falls sie jemals einen Casus abwehren musste, konnte sie das Kreuz benutzen, das sie in Italien ausgegraben hatte.
Es war unerträglich für Quinn, die beiden so nah beieinander zu sehen. Falls Aiden noch einmal seine Hände auf ihre Hüfte legen sollte, angeblich, um ihre Haltung zu korrigieren, würde Quinn persönlich seine Handgelenke in hilflose Armstumpfe verwandeln. Zwar besaß er nicht Aidens tödlichen Tigerbiss, aber dazu wären seine Krallen alle Mal scharf genug.
Sie hielt sich ganz gut, aber er merkte, dass sie inzwischen recht erschöpft war … und außerdem verdammt ausgelaugt, denn der Merrick in ihr zerstörte sie zusehends. Selbst von seinem Platz auf dem Dach konnte er erkennen, wie tief ihre Augen in den Höhlen lagen – Anzeichen ihrer Auszehrung wie auch ihrer Sorge um Jamison Haley. Bisher hatten sie nichts von dem Archäologen gehört, und auch ihre Suche letzte Nacht hatte nichts erbracht. Außer Quinn waren auch die anderen nicht restlos davon überzeugt, dass McConnell die Wahrheit gesagt hatte. Haley könnte genauso gut mit dem Kreuz das Weite gesucht haben, oder vielleicht hatte er es auch dem Kollektiv übergeben. Aber Quinn war inzwischen davon überzeugt, dass Haley in die falschen Hände gefallen war, und falls das Kollektiv ihn tatsächlich geschnappt haben sollte, würde der Brite längst um den Gnadenstoß winseln.
„Also wirklich, wenn Blicke töten könnten“, meinte Kierland, der aus dem Nichts aufzutauchen schien und sich neben ihn hockte, „dann wäre Aiden jetzt ein toter Mann.“
Quinn blinzelte in die Nachmittagssonne. Dass Kierland ihn so leicht durchschaute, behagte ihm gar nicht. Das war das Problem, wenn man seit zwanzig Jahren mit jemandem befreundet war. Egal wie viel Mühe er sich gab, seine Gefühle zu verbergen, für Kierland blieb er ein offenes Buch. „Mir leuchtet nicht ein, wieso sie das tun muss“, murmelte er. „Es ist ja nicht so, dass sie diesen Monstern allein entgegentreten müsste.“
„Meinst du?“ Kierland warf ihm einen seltsamen, fragenden Blick zu.
Quinn fuhr sich mit der Hand über den Mund. „Ich will nicht, dass sie in diesen Krieg hineingezogen wird.“
„Leider hast du das nicht zu bestimmen.“ Kierland seufzte. „Sie ist ein Merrick, Quinn. Und das bedeutet, dass sie längst in diese Sache verwickelt ist, ob dir das nun passt oder nicht.“
„Aber sie könnte verletzt werden.“ Äußerlich schien er ganz gelassen, aber die widerstreitenden Gefühle köchelten dicht unter der Oberfläche.
Kierland schwieg einen Moment, und nur der auffrischende Wind und die Geräusche vom Übungsplatz unter ihnen waren zu hören. Trotz der Entfernung konnte Quinn Saiges Geruch in der Luft wahrnehmen, was unvermeidlich sein Begehren weckte und ihn nur noch nervöser
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