Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
vielleicht, doch Unsinn wäre. Nach den Recherchen und den verrückten Dingen, die sie unternommen hatte, um die Dark Marker zu schützen, hatte sie trotzdem noch gehofft, dies alles würde in Wirklichkeit nicht existieren – die Monster, das ganze Morden. Und nun, da sie die Wahrheit kannte, konnte sie nicht mehr zurück. Nie mehr.
„Ich weiß, was die Casus sind – und wozu sie in der Lage sind“, flüsterte sie mit zitternder Kehle und brennenden Augen. Sie hasste es, dass sie ihre Gefühle vor diesem schönen Fremden nicht verbergen konnte, dessen Gegenwart ihren Körper und ihren Geist völlig durcheinanderbrachte. „Du kannst dir die Einzelheiten schenken.“
„Vielleicht.“ Er sprach jetzt auch leise, aber nicht minder entschlossen. „Aber nicht, solange du meinst, du könntest wie der letzte Schwachkopf durch den Dschungel rennen, wenn ein sadistischer Killer hinter dir her ist.“
„Entschuldige, dass ich in Panik geraten bin“, brachte sie hervor, ständig zwischen Angst und Wut schwankend, „aber an Monster habe ich nicht gedacht, als ich losgerannt bin. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, von dir und deiner perversen mentalen Sexshow wegzukommen.“
Sofort veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Was zum Teufel soll das heißen?“
Saige funkelte ihn an, während ihr in einem Winkel ihres Hirns klar wurde, dass dies mit Abstand die merkwürdigste Unterhaltung war, die sie je gehabt hatte – und Gott allein wusste, dass sie schon viele komische Unterhaltungen hatte. Sie wollte diese Kleinigkeit eigentlich gar nicht zum Besten geben, aber die Angst hatte offenbar ihre Fähigkeit zur klugen Selbstzensur geschmälert.
Sie räusperte sich und versuchte, ruhiger zu sprechen. „Ich … ich weiß, woran du da in der barra gedacht hast.“
Sein Blick war misstrauisch, auf seinen scharfen Wangenknochen trat eine leichte Rötung auf, die sie in dem Lavendel-Zwielicht ganz deutlich erkennen konnte. Für einen Moment sah es so aus, als ob er wissen wollte, woher sie das wusste, aber dann fuhr er sich mit beiden Händen durch das kurze dunkle Haar, die erhobenen Arme betonten seine raubtierhaften Muskeln, und er wirkte wie ein sinnlicher Gott, der auf die Erde gekommen war, um sie mit der wilden Schönheit seines Körpers in Versuchung zu führen. Saige legte sich eine Hand aufs Herz und hätte schwören können, dass ein stummes Lachen tief in seiner Brust rumorte, auch wenn sie nichts hörte.
„Du kannst also Gedanken lesen?“
Sie zögerte, wollte ihm die Wahrheit nicht verraten. „Ich bin nicht blind, Mr Quinn. Es war nicht schwer, in Ihrem Gesicht zu lesen, was Ihnen gerade durch den Kopf ging.“
Sie konnte es kaum fassen, aber er wurde tatsächlich noch röter. „Lieber Himmel, ihr Buchanans seid alle gleich, was?“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte sie mit einer Intensität an, bei der ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde.
Saige holte tief Luft, musterte sein Gesicht, fasziniert von den Schatten in seinen dunklen, wunderschönen Augen. War er hinter dem Dark Marker her? Oder wollte er etwas anderes?
„Was weißt du über die Buchanans? Und was genau weißt du über mich?“ Außer der schlichten Tatsache, dass du genau weißt, dass ich dich beißen will, stöhnte sie stumm und dachte voller Unbehagen an diese Vision. Es war der reinste Wahnsinn, wie sehr die Vorstellung, ihre Zähne in seinem Hals zu vergraben, sie erregte. Die schwere und beißende Hitze in ihrem Zahnfleisch wurde schlimmer, die Reißzähne des Merricks wollten zum Vorschein kommen.
Es wird nicht mehr lange dauern, dachte sie. Wie ein Streichholz, das man anzündete, war etwas an diesem verlockenden Michael Quinn, das ihr Blut in Wallung brachte, das Erwachen vorantrieb.
Was bedeutete, dass die Gier stärker werden würde, Erfüllung verlangte.
Er ließ sie nicht aus den Augen, und sie fühlte sich, als könnte er ihre geheimsten Gedanken lesen. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, beantwortete er ihre Frage. „Ich weiß genug, um annehmen zu können, dass du verstehst, was hier vorgeht. Außerdem weiß ich über deine Familie Bescheid, deine Mutter, und ich weiß sogar von dem Kreuz, das du in Italien gefunden hast. Und ich bin verdammt sicher, dass du ganz genau weißt, was ich meine, wenn ich sage, dass ich ein Watchman bin.“ Er unterbrach sich, als wolle er ihr Gelegenheit geben, das abzustreiten, aber sie stand einfach nur da, benommen, und fragte sich, was in aller Welt sie
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