Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
erzählt hat, nachdem ihr ihn nach Ravenswing gebracht habt. Gab es da nicht längst einen Watchman, der mich im Auge behalten sollte?“
Quinn ließ ein weiteres raues Lachen hören. „Zu der Zeit hat Kellan Scott dich beobachtet. Der jüngere Bruder von meinem besten Freund Kierland und ein guter Junge, aber er muss noch viel lernen. Anscheinend hat er sich ein bisschen zu leicht von der örtlichen Damenwelt ablenken lassen, während er eigentlich arbeiten und kontrollieren sollte, was du da so alles anstellst.“
Sie unterdrückte ein leises Kichern, und ihre Schultern stießen unabsichtlich zusammen, während sie um ein rostiges Fahrrad herumschritt, das zufällig auf dem Weg lag. Ihr Atem stockte, als sie harte Muskeln und glühende Männerhaut spürte … ob er wohl überall so hart und heiß war?
Diese gefährlichen Gedanken durfte sie nicht weiterspinnen. „Ich wette, ihr wart ganz schön entsetzt, als ihr gemerkt habt, was der arme Junge sich da entgehen ließ.“
„Sicher, aber wir hatten ihm sowieso schon einen Einlauf dafür verpasst, dass er seine Arbeit so miserabel erledigte.“
Sie senkte den Blick und dachte an den letzten Watchman, der ihr zugewiesen war. „Meinst du, Templeton ist tot?“
Quinns Kiefer versteifte sich. „Wenn er noch leben würde, hätte er längst Verbindung mit uns aufgenommen. Ein ziemlich ernüchternder Gedanke. Selbst für einen Casus kann Templeton kein leichter Gegner gewesen sein.“
„Hoffentlich ist es wenigstens schnell gegangen“, sagte sie leise. „Eine furchtbare Vorstellung, er könnte genauso gefoltert worden sein wie diese Frauen, von denen du erzählt hast. Die Ian in Colorado kannte, meine ich.“
„Falls du dich dann besser fühlst, Ian hat das Kreuz benutzt, um dieses Schwein dafür bezahlen zu lassen. Das ist wirklich eine verdammt tolle Waffe.“
„Ich nehme nicht an, dass du es mitgebracht hast?“
Er schüttelte den Kopf. „Das hielten wir für zu gefährlich, weil wir beide hier viel zu weit von unserem Lager entfernt sind. Was genau machst du denn überhaupt hier?“
„Hat Templeton euch das nicht berichtet?“
„In seinem letzten Bericht stand, er hätte gewisse Vermutungen.“ Er sprach das ganz beiläufig aus, aber Saige spürte seinen unbändigen Wissensdurst. „Um ehrlich zu sein, ich würde das lieber von dir hören.“
Wie viel sollte sie ihm erzählen? Und wie viel lieber für sich behalten, zumindest bis sie mehr über ihn wusste? Sie kamen an einem Haus vorbei, aus dessen offenen Fenstern lärmende Musik drang und vor dem eine Gruppe halbwüchsiger Jungs auf der Treppe herumlungerte. „Wie du bestimmt schon weißt“, begann sie, „habe ich mich anders als meine Brüder entschlossen, nicht vor dem davonzulaufen, was in uns steckt. Ich habe immer an die Merricks geglaubt und mein ganzes Leben damit verbracht, ihre Geschichte zu studieren. Man könnte wohl sagen, dass die Einzelteile des Puzzles mich schließlich hierhergeführt haben.“
Quinn hob eine Braue. „Und das heißt?“
Mit der Zunge fuhr sie sich über ihre Lippen und ignorierte das bohrende Schuldgefühl in ihrem Bauch. Solange sie ihn nicht besser kannte, wollte Saige nicht zu viel verraten. „Das heißt, ich habe Gründe für die Vermutung, dass einer der Dark Marker hier irgendwo versteckt sein könnte. Dann hatte ich Glück und konnte mich einem Grabungsteam anschließen, das eigentlich nach etwas anderem suchte, und seitdem habe ich heimlich daran gearbeitet, das Kreuz zu finden.“
„Wir haben uns schon gefragt, ob du nach weiteren Kreuzen suchst.“ Er wusste noch immer nicht, was er von ihr halten sollte. „Dazu würden die meisten Menschen nicht den Mut aufbringen.“
Zögernd verzogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen. „Aber wir Buchanans sind ja nicht ausschließlich menschlich, oder?“
„Nein, seid ihr nicht“, stimmte er zu und rieb sich das Kinn, dessen schwarze Stoppeln sein sinnliches Aussehen noch betonten. „Du kannst außerdem dem Ego eines Kerls ganz schön zu schaffen machen.“
„Wie bitte?“ Sie konnte kaum glauben, dass überhaupt irgendetwas an seinem männlichen Stolz kratzen könnte.
„Ich schieße hier bloß ins Blaue, aber vielleicht hat das was damit zu tun, wie du mir mit dieser Bierflasche das Hirn aus dem Schädel prügeln wolltest“, meinte er trocken.
„Und ich dachte, ihr Watchmen wärt so harte Typen“, schnaubte sie und fixierte die Wunde an seiner Schläfe. „Es blutet nicht mal
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