Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
meinen Brüdern, bis es in unserer zerrissenen kleinen Familie zum Grundsatz wurde, überhaupt nicht mehr über die Merricks zu reden.“
„Wenn das stimmt, könnte es vermutlich erklären, wieso Riley Ian nie etwas von deiner Warnung erzählt hat.“
„Um ehrlich zu sein, dass er das nicht getan hat, überrascht mich kein bisschen“, sagte sie leise, in die Vergangenheit versunken. „Als Riley Teenager und Ian schon abgehauen war, ist irgendetwas passiert, aber er hat mir nie erzählt, was das war. Ich weiß nur, dass er seitdem nie wieder über die Merricks geredet hat.“ Sie holte tief Luft und blickte für einen Moment hinauf in den friedvollen, von Sternen übersäten Nachthimmel. „Was immer es gewesen sein mag, es verfolgt ihn bis heute. Als Ian plötzlich alle möglichen Sachen zustießen, hat Riley wahrscheinlich immer nach irgendeiner Erklärung gesucht, ob logisch oder nicht, die auf jeden Fall weder mit den Casus noch den Merricks etwas zu tun haben durfte. Ich kann mir gut vorstellen, wie er reagiert hat, als er schließlich der Wahrheit ins Gesicht sehen musste.“
Das fröhliche Kichern, das in seiner Brust vibrierte, verriet ihr, was sie längst ahnte. „Als meine Einheit Kontakt mit ihm aufnahm, fand er das jedenfalls überhaupt nicht toll. Wir haben ihm in allen Details erklärt, womit Ian es zu tun bekommen würde, dann hat er uns endlich geholfen. Und nachdem er mit ansehen musste, wozu die Casus fähig waren, ist er regelrecht verrückt geworden, weil er mit dir nicht in Kontakt kommen konnte. Nachdem wir Templeton nicht mehr erreichten, wollte er schon selbst hierherfliegen, aber unser Chef Kierland Scott weigerte sich, ihm deinen Aufenthaltsort preiszugeben. Riley hätte sich dabei ja nur selbst in Gefahr gebracht, dabei wurde er doch in Ravenswing gebraucht, um zu lernen, wie er sich auf sein eigenes Erwachen vorbereiten konnte.“
„Aber er will immer noch nicht in eurem Lager bleiben, stimmt’s?“
„Er meinte, in Henning würde er dringender gebraucht, um die Leute dort zu beschützen. Die würden ihm schließlich vertrauen.“
„Das klingt ganz nach Riley.“ Saige reckte das Gesicht in die aufkommende sanfte Brise, um ihrer glühenden Haut und dem inneren Brennen etwas Erleichterung zu verschaffen. „Aber vielleicht tut er auch genau das Richtige, er ist schließlich der Sheriff, er muss über seine Bürger wachen. Ich bin so sicher gewesen, die Casus würden nur die Merricks angreifen und ihre Zeit nicht mit Menschen verschwenden, und wie falsch habe ich damit gelegen!“
„Und wenn du noch so viel studiert hast, Saige, du kannst nicht von dir selbst erwarten, alles zu wissen. Bevor das alles anfing, hatte keiner von uns eine Ahnung, was uns erwartet“, meinte er leise, fast als wolle er sie besänftigen. „Ach verdammt, wie sind immer noch dabei, das Puzzle zusammenzufügen, wir versuchen immer noch, dahinterzukommen, was das alles zu bedeuten hat. Weshalb wollen sie unbedingt die Dark Marker in ihren Besitz bringen? Was ist ihr eigentliches Ziel? Wie sind sie überhaupt aus ihrem Gefängnis entwischt und warum gerade jetzt, nach so langer Zeit?“
Ein sprödes Lachen drang aus ihrer Kehle. „Wenn man drüber nachdenkt, ist es geradezu zum Verrücktwerden. Jede Antwort führt nur zu weiteren Fragen … und weiterer Enttäuschung.“
Als er sich erneut den Nacken rieb, fragte sie sich, wie viele Belastungen er wohl aushalten musste. „Genau deshalb hat meine Einheit sämtliche Regeln gebrochen und Verbindung mit deinen Brüdern aufgenommen.“
„Und deshalb wiederum habt ihr Ärger mit dem Konsortium?“ Ihre Neugier überraschte sie selbst. Sie war neugierig, welche Gründe ihn nach Südamerika führten, aber auch auf ihn selbst, den Mann Quinn, und während sie nun einen ländlichen Pfad bergan stiegen, ließ sie für einige Augenblicke tatsächlich die Wirklichkeit hinter sich und war völlig gefangen von der Art, wie er redete, wie er sich bewegte, wie er lachte … und sogar wie er atmete.
In seiner Antwort lag ein ironischer Beiklang. „Dass wir uns in die Angelegenheiten der Merricks verwickeln ließen, wird von denen, die über uns stehen, nicht gerade gutgeheißen. Doch die Zeit ist gekommen, wo wir mehr tun müssen, als bloß alles vom Rande zu beobachten.“
„Da wir gerade von beobachten reden, wie kommt es, dass ihr meine Entdeckung des Dark Markers in Italien nicht mitbekommen habt? Du hast doch vorhin gesagt, dass erst Ian euch davon
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