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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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seines Lebens löschen und sich wieder in eine Zeit zurückversetzen könnte, als sein Innenleben noch nicht jedes Mal verrückt spielte, sobald eine Frau sein Interesse weckte.
    Aber sie ist ganz anders als jede Frau, der du je begegnet bist.
    Quinn blieb stehen und rieb sich das stoppelige Kinn, wütend, weil so viel Wahrheit in diesem Satz lag. Er unterdrückte einen Fluch, blickte finster zur Badezimmertür, ihr Weinen verursachte ihm selbst Qualen. Nach den ständigen emotionalen Zusammenbrüchen seiner Exverlobten Janelle gegen Ende ihrer Beziehung hatte er gedacht, Frauentränen könnten ihm nichts mehr anhaben, aber da hatte er falschgelegen. Saiges lautstarke Trauer setzte ihm fast schon körperlich zu, als würden tausend Rasierklingen seine Eingeweide aufschlitzen.
    Ohne die Badezimmertür aus den Augen zu lassen, schritt er auf das breite Bett mit der Überdecke aus goldfarbenem Satin zu und fragte sich, wie lange sie noch da drin bleiben wollte. Wahrscheinlich gab es in diesem billigen Hotel nicht endlos heißes Wasser, und er wollte nicht, dass sie sich da drin den Hintern abfror.
    Sobald sie angekommen waren, hatte Quinn sie unter die Dusche geschickt – und zum ersten Mal hatte dieses dickköpfige Weib nicht widersprochen. Während sie an den Fliesen gelehnt und auf den Linoleumfußboden gestarrt hatte, hatte er das Wasser laufen lassen in der Hoffnung, es würde sie beruhigen, wenn sie sich das getrocknete Blut von den Händen und Knien schrubben konnte. Als er gefragt hatte, ob sie jetzt allein zurechtkäme, hatte sie genickt, also hatte er das Bad verlassen und die Tür hinter sich geschlossen.
    Zunächst brachte er ein paar von Kellans neusten technischen Gerätschaften an Tür und Fenster an – münzgroße, ultraempfindliche Bewegungsmelder – dann holte er sein Handy aus dem Seesack, der noch hier rumstand, und tippte eine kurze SMS für Ravenswing ein. Wie er Saige bereits erklärt hatte, benutzten die Watchmen in gefährlichen Situationen wie dieser niemals gewöhnliche Telefonverbindungen. Stattdessen verschlüsselte er ein paar kurze Sätze, aus denen hervorging, dass er zusammen mit Saige gleich morgen früh aufbrechen würde, zurück nach Hause. Javier und seine Brüder erwähnte er lieber nicht. Sie sollten sich keine Sorgen machen, solange er selbst noch nicht genau wusste, womit er es hier zu tun hatte. Die Morde trugen die Handschrift eines Casus … aber das Verkohlen der Leichen war die übliche Vorgehensweise der Armee des Kollektivs, und das ergab nun überhaupt keinen Sinn.
    Die Soldaten des Kollektivs setzten eine biochemische Waffe ein, um sämtliche Beweise zu vernichten – ob sie nun einen Vampir geköpft oder einen Wolfsmenschen verbrannt hatten –, aber Quinn hatte noch nie gesehen, dass sie dieses Ätzmittel bei menschlichen Leichen einsetzten. In den seltenen Fällen, in denen diese fanatischen Soldaten die von nicht menschlichen Arten getöteten menschlichen Opfer fanden, waren diese, soweit er wusste, immer mit allen religiösen Zeremonien, wenn auch im Geheimen, begraben worden.
    Aber was war dann in dieser Wohnung passiert? Hatte das Kollektiv die Opfer gefunden, war aber nicht in der Lage gewesen, sie einer ordnungsgemäßen Beerdigung zuzuführen? Hatten sie deshalb den Kampfstoff als letztes Mittel eingesetzt, um die Todesart der jungen Männer zu verschleiern? Oder hatte das Kollektiv selbst die Morde begangen, zuerst alles so arrangiert, dass es nach der Tat eines Casus aussah, um sie dann doch noch zu verkohlen? Falls das zutraf, aus welchem Grund sollten sie so etwas getan haben, zum Teufel noch mal?
    Quinn marschierte weiter auf und ab und verwarf den letzten Gedanken, der höchst unwahrscheinlich war. Das Kollektiv hatte keinerlei Skrupel, jene abzuschlachten, die es für „unrein“ hielt – aber es brachte keine Menschen um, denn es bestand selbst aus Menschen. So gingen die einfach nicht vor, egal wie durchgeknallt sie sonst sein mochten. Die Reinheit der menschlichen Gattung war das Einzige, das zu beschützen sie geschworen hatten. Für sie ergab es gar keinen Sinn, eine menschliche Familie zu ermorden – trotzdem, sein Bauch sagte ihm, dass diese militanten Fanatiker irgendwie ihre Finger im Spiel hatten.
    Quinn warf noch einen schnellen Blick zur Badezimmertür. Wenn das Kollektiv involviert war, bedeutete das noch mehr Ärger für ihn und seinesgleichen. Ganz egal, was noch passieren mochte, in diesen Albtraum waren viel zu viele

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