Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
durch die Zähne. „Es wird viel schneller gehen, wenn ich nicht hundert Fragen über dich beantworten muss.“
„Das gefällt mir gar nicht.“
„Ob es dir gefällt oder nicht – es wird uns eine Menge Zeit sparen.“
Er starrte auf sie herab, und Saige konnte sehen, wie seine Nasenflügel beim Luftholen bebten. „Dein Merrick kommt näher an die Oberfläche.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich kann es riechen, und es steht auch in deinen Augen.“ Während er ihren Duft einsog, betrachtete Quinn nachdenklich das Hotel. „Für jeden, der nicht nur menschlich ist, sind die Anzeichen alle da. Bis jetzt bist du noch nicht sehr stark, aber es ist ganz offensichtlich, dass da noch etwas anderes in dir ist.“
Das sollte keineswegs eine zweideutige Bemerkung sein, aber ihren Körper kümmerte das offenbar nicht, der bei seinen Worten schon wieder in Aufruhr geriet. Bevor sie darüber nachdenken konnte, umfasste Saige seinen Hals und zog seinen Kopf hinab, um ihn zu küssen. Sie wollte ihn noch einmal schmecken, bevor sie ihn hier stehen ließ, aber er nahm ihr die Kontrolle aus der Hand und verwandelte den Kuss in ein Feuerwerk der Gefühle.
Seine Hände lagen an ihrer Hüfte, als er sie küsste. Heftiger. Tiefer. Er ließ keinen Teil ihres Mundes unentdeckt. Seine Zunge bewegte sich auf eine unglaublich männliche Art, überwältigend sinnlich. Ihr wurde ganz heiß … sie wurde feucht … und das hatte nichts mit der hohen Luftfeuchtigkeit um sie herum zu tun. Er drückte sich an sie, seine unverhohlene Erektion gegen ihren pulsierenden Unterleib pressend, seine Zunge machte jeden Widerstand zunichte.
Saige spürte genau, was er tat, obwohl sie es noch nie am eigenen Leib erfahren hatte. Nicht ein einziges Mal in ihrem ganzen Leben. Wie ein Brandzeichen hatte er seinen Besitzanspruch auf sie geltend gemacht, und das ließ sie innerlich ganz heiß werden.
Atemlos und auch ein bisschen panisch riss sie sich los und stolperte ein paar Schritte zurück. Sein Blick war wild, doch zugleich von einer ruhigen Intensität, seine dunklen Augen blitzten heiß. Sie öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus, und sie schüttelte über sich selbst den Kopf, ihre ganze Schlagfertigkeit war dahin. Was er da gerade mit ihr gemacht hatte … Sie suchte verzweifelt nach Worten, die dem angemessen sein konnten. Es war wie Sex gewesen. Als wäre er in ihre Feuchte eingedrungen, heiß, hart und besitzergreifend. Sie hatte seine Gier geschmeckt, und das hatte ihre eigene nur noch verstärkt.
„Mach schnell.“ Seine Stimme klang fest und rau.
Sie befeuchtete ihre Lippen, konnte ihn noch darauf schmecken, zerrissen zwischen dem Wunsch, bei ihm zu bleiben … und dem Wissen, dass er etwas Besseres verdiente.
Verschwinde, Saige. Solange du das noch kannst.
Mit zusammengebissenen Zähnen wandte sie sich ab und zwang sich, auf das Hotel zuzugehen. An der Glastür packte sie die Klinke und spürte die Hitze des in der Sonne glühenden Metalls kaum. Sie blickte zurück über die Schulter und warf ihm ein fahles Lächeln zu. „Was es dir auch bedeuten mag, Quinn, ich möchte dir danken.“
Er fragte nicht, wofür. Er schenkte ihr nur einen dieser dunklen, stummen Blicke, die irgendwie viel mehr ausdrückten als Worte. Dann betrat Saige immer noch schwer atmend das Hotel.
8. KAPITEL
Warum musste es sich so verkehrt anfühlen, das Richtige zu tun?
Diese Frage nagte an Saige, seit sie Michael Quinn verlassen hatte oder, genauer, vor ihm davongelaufen war. Ihr war ganz übel, ihr Magen verkrampfte sich vor lauter Schuldgefühlen, Adrenalin und dem kalten, grausamen Brennen der Angst.
Das ist also der Augenblick, in dem du dich aufführst wie eine dieser Frauen aus den Filmen, die zu blöd zum Leben sind und direkt auf das furchterregende Haus zulaufen, in dem der Axtmörder schon auf sie lauert.
„Halt die Klappe“, schimpfte sie laut mit sich selbst, aber es hatte keinen Sinn, zu genau wusste sie, dass dieses idiotische Bild ziemlich genau den Tatsachen entsprach.
Sei ehrlich, Mädchen: Du bist durchgeknallt.
Vielleicht. Aber im Augenblick schien es gar nicht so falsch, verrückt zu sein.
Quinn abzuschütteln war verblüffend einfach gewesen, aber er hatte schließlich so etwas Schwachsinniges auch nicht von ihr erwartet. Nachdem sie einmal das Hotel betreten hatte, brauchte sie ihm nur noch schnell eine kurze Nachricht zu schreiben und an der Rezeption für ihn zu hinterlegen, um dann durch den Hinterausgang zu
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