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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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hast.“
    „Das habe ich gesagt?“
    „Wenn nicht, dann hast du es ganz bestimmt gedacht.“
    Anstatt es abzustreiten, steckte er die Hände in die Hosentaschen und lächelte, seine weißen Zähne glänzten inmitten dieses dunklen, zerfurchten Gesichts.
    „Weißt du, Quinn, wenn du lächelst, bist du irgendwie süß.“
    „Wie ich schon sagte“, er verdrehte die Augen, „du kannst dem Ego eines Kerls ganz schön zu schaffen machen.“
    „Was?“ Sie hob eine Hand, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, und versuchte zu erkennen, ob er womöglich rot wurde. „Süß ist dir nicht männlich genug?“
    „Süß“, erklärte er mit gequältem Tonfall, „würde ich jedenfalls nicht als Beschreibung von Männlichkeit betrachten.“
    „Na ja, du kommst mir sowieso nicht vor wie ein Typ, der auf Komplimente scharf ist.“
    Anscheinend wurde ihm erst jetzt bewusst, dass sie die ganze Zeit flirteten. „Bin ich auch nicht.“
    „Weiß ich. Du trägst deine Arroganz mit dir herum, als würde sie zu deinem Körper gehören.“
    Die Antwort auf ihre Provokation blieb er ihr schuldig, seine Augen waren ständig in Bewegung, und sie bemerkte, dass seine Aufmerksamkeit trotz der leicht dahinplätschernden Unterhaltung keine Sekunde nachließ, ihm nichts in der Umgebung entging. Plötzlich betrachtete sie die Leute in der überfüllten Straße selbst mit ganz anderen Augen und fragte sich, ob jeder tatsächlich das war, was er zu sein schien.
    Oder etwas ganz anderes.
    Etwas Tödliches.
    „Es könnte jeder sein, nicht wahr?“, flüsterte sie. „Ich meine, wenn sie es schaffen, zurück in diese Welt zu kommen, dann töten sie einen Menschen und nehmen seinen Körper in Besitz. Und dann kann keiner feststellen, wo sie sind oder wer sie sind.“
    „Solange sie in der Gestalt ihres menschlichen Wirts herumlaufen, sehen sie aus wie jeder andere auch. Ich glaube, sie haben dann nicht einmal einen besonderen Geruch an sich“, erklärte er besorgt und ging etwas dichter neben ihr. „Als Ian mit dem Casus gekämpft hat, waren nur seine Augen auffallend anders. Dein Bruder sagte, sie würden auf eine kalte, eisblaue Art brennen, egal welche Gestalt er gerade angenommen hat, und die Augen von dem, der letzte Nacht hinter dir her war, waren genauso. Es könnte also sein, dass wir dieses Wissen zu unserem Vorteil nutzen können.“
    „Na ja, wenigstens etwas“, flüsterte sie und wusste, dass sie von nun geradezu besessen auf die Augenfarbe jeder Person achten würde, der sie begegnete. „Wieso habe ich bis jetzt nie davon gehört?“
    „Darüber würde ich mich nicht beschweren“, meinte er mit unmissverständlicher Ironie in der Stimme. „Du scheinst sowieso schon viel mehr zu wissen als wir alle zusammen. Wie genau hast du das denn alles zusammengetragen?“
    Sie hob die Schultern. „War eigentlich bloß Glück. Das meiste davon kam von Elaina, Sachen, die in unserer Familie von einer Generation an die nächste weitergegeben wurden. Und dann hab ich hier und da Verschiedenes in Erfahrung gebracht, besonders von einigen der Zigeunerfamilien, mit denen ich mich in Europa angefreundet habe.“ Sie schwieg einen Moment, und dann stellte sie die Frage, die ihr seit Jahren auf den Nägeln brannte. „Was wird mit mir passieren, Quinn?“
    Quinn beobachtete Saige aus den Augenwinkeln und konnte kaum glauben, wie hinreißend gut sie nach so einer höllischen Nacht aussah. Von dem schlimmsten Heulkrampf, den er je gesehen hatte, gar nicht zu reden.
    Er wusste genau, warum sie diese Frage stellte. Er hatte den ganzen Morgen gespürt, wie das Bedürfnis in ihr wuchs, sich zu verwandeln – aber seine Überraschung, dass sie nicht längst begriffen hatte, was es bedeutete, ein weiblicher Merrick zu sein, konnte er nicht verbergen. „Das weiß du nicht?“
    „Über unsere weiblichen Vorfahren wusste meine Mutter nicht viel zu sagen.“
    „Ich fürchte, so viel wissen wir auch nicht“, teilte er ihr mit und wünschte gleichzeitig, sie wären irgendwo anders als auf einer belebten Straße in einer Stadt. Sie sollte an einem sicheren Ort sein. Wo er sich nicht jede Sekunde Sorgen um sie machen musste. „Aber nach dem wenigen, das über die Merricks aufgeschrieben wurde, wirst du dich nicht auf dieselbe Art verändern wie dein Bruder.“
    Aufatmend verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem schmalen Lächeln. „Das ist ja eine ziemliche Erleichterung. Ich war nicht begeistert von der Vorstellung, mich in den unglaublichen Hulk zu

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