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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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gesetzt, um ihres zu retten, und dabei unter Beweis gestellt, dass er Manns genug war, mit den Casus fertig zu werden. Saige hätte ihm gern gedankt. Seine Wunden versorgt. Sich in der glühenden Hitze verloren, die zwischen ihnen aufstieg, wann immer sie einander nahekamen. Ihn verstehen lassen, aus welchem Grund sie geglaubt hatte, vor ihm fliehen zu müssen. Sein Lächeln gesehen, sein Lachen gehört. Und vor allen Dingen hätte sie es gern geschafft, irgendwie sein Vertrauen zurückzugewinnen.
    Doch die schmerzvollen Schatten aus seinen dunklen, schönen Augen zu vertreiben, das lag ihr am meisten am Herzen.

10. KAPITEL
    Da Quinns Flügel so schwer verletzt war, mussten sie noch einmal ein Hotelzimmer nehmen, wo sie für eine Weile untertauchen konnten. Das Hotel lag mitten im Herzen von Sao Vicente. Zwar war es nicht gerade das Ritz, aber wenigstens ein sauberer Ort, um sich von den grauenvollen Ereignissen im Dschungel zu erholen.
    Saige konnte nur hoffen, dass nicht irgendwann die policia an ihre Tür klopfte und eine Erklärung für ihre Wunden verlangte.
    Im O Diablo Dos Àngels hatte Quinn von Inez eines von Rubens’ T-Shirts bekommen, um die Kratzer und Risse in der Haut notdürftig zu bedecken, aber sie hatten trotzdem allerhand Aufmerksamkeit erregt. In dem Hotel, wo Quinn am Morgen seinen Seesack zurücklassen musste, wurden sie misstrauisch beäugt – ebenso wie in der Apotheke, wo sie ein paar Medikamente und Toilettenartikel kauften, und in dem Klamottenladen, wo Saige sich ein paar Sachen zum Wechseln aussuchte, da ihr Rucksack im Dschungel verloren gegangen war. Aber niemand hatte sie so merkwürdig angestarrt wie der Portier unten in der Lobby, als sie eincheckten. Er musterte sie wachsam, während er sich höflich erkundigte, ob sie ärztliche Hilfe benötigten. Saige lächelte matt und erzählte ihm, sie hätten einen Autounfall gehabt und bräuchten nur ein wenig Ruhe.
    Hoffentlich glaubte er diese Geschichte und ließ sie in Ruhe.
    Sie sah sich in dem kleinen Zimmer um. Anstelle der schrillen Farben, die in dem anderen Hotelzimmer vorherrschten, überwog hier die rustikale Behaglichkeit einer traditionellen Einrichtung – aber schon die bloße Präsenz von Michael Quinn verlieh der eher betulichen Umgebung etwas beunruhigend Elektrisierendes. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, hing Quinns Bedürfnis, sie windelweich zu prügeln, geradezu knisternd in Luft. Aber er blieb stumm und brütete finster vor sich hin. Dass er innerlich immer noch vor Wut kochte, zeigte er auf andere Art: in den mühsam kontrollierten Bewegungen, mit denen er vor der gläsernen Schiebtür zu einem kleinen Balkon auf und ab schritt. Durch die geöffneten Vorhänge drang das Zwielicht der untergehenden Sonne; dunkles Ocker und Rot erinnerte sie an Wunden am Abendhimmel – ein unheilvolles Andenken an den schrecklichen Tag, den sie hinter sich hatten.
    Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Mädchen. Du hast wirklich alles vermasselt.
    Im Geist trat sie voll auf die Bremse, um diesen ärgerlichen Gedankengang zu stoppen, und suchte verzweifelt nach einem Anfang, um Quinn verständlich zu machen, warum sie ihn angelogen und dann verlassen hatte.
    Vorsichtig durchbrach sie das bleischwere Schweigen: „Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“
    Er bewegte seine Schultern, als wäre er steif am ganzen Körper. „Wie ich sagte, ich werd’s überleben.“
    „Dann … können wir dann jetzt reden?“
    Er stopfte die Hände tief in die Hosentaschen, drehte ihr den Rücken zu und starrte durch die Schiebetür, sein Körper zeichnete sich groß und breit vor den abendlichen Lichtern der Stadt ab. „Ich versuche wirklich zu begreifen, wieso du vor mir weggelaufen bist, Saige. Aber ich komme einfach nicht dahinter. Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
    Sie holte unsicher Luft und erzählte ihm dann endlich die Wahrheit. „Ich wollte dich beschützen.“
    Dieses Geständnis schien ihn nur wenig zu beeindrucken. „Das ist deine Entschuldigung? Du wolltest mich beschützen?“
    „Ja.“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, rang die schweißnassen Hände. „Das ist zumindest ein Teil davon. Zunächst habe ich dir nicht ausreichend getraut, um dir die ganze Wahrheit zu sagen, aber dann, nach dem, was du mir über Ian erzählt hast … und nachdem wir Javier und seine Brüder gefunden haben, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, dich in Gefahr zu bringen. Ich habe schon Jamison in

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