Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
„Ich habe gar nichts gedacht“, sagte sie verzagt und wünschte, er würde sie in die Arme nehmen. Sie küssen, damit sie alles vergessen könnte, was sie durchmachen musste. „Vermutlich konnte ich überhaupt keinen klaren Gedanke mehr fassen, seit das alles angefangen hat.“
„Hat der arme Bursche auch nur die geringste Ahnung, womit er es zu tun bekommen könnte?“
„Zumindest weiß er, was er tut. Jamison kommt aus einer Familie, die schon seit Generationen an das Okkulte glaubt. Seine Großeltern mütterlicherseits gehören sogar zu den berühmtesten Geisterjägern Großbritanniens.“ Diesmal ließ sie ein kurzes, bitteres Lachen hören. „Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Er weiß, dass das, was er tut, gefährlich werden kann, aber der Dark Marker hat … Ich meine, ich hatte Grund zu der Annahme, dass jemand dieses Kreuz in seinen Besitz bringen wollte. Zu dem Zeitpunkt sah ich keine andere Möglichkeit, das Kreuz in Sicherheit zu bringen, als es ihm zu geben.“
„Und dann hat er dich einfach hier zurückgelassen? Obwohl er wusste, dass du in größter Gefahr schwebst?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ganz so war es nicht.“
„Ach nein? Dann lass mich mal raten.“ Er hob eine seiner dunklen Brauen. „Du hast ihn also auch angelogen?“
„Ich habe ihm gesagt, ich würde gleich nach ihm aufbrechen, nur eine etwas andere Route nehmen.“
„Sagst du überhaupt jemals die Wahrheit?“ Seine raue Stimme verriet, wie aufgewühlt er war, und er trat einen Schritt näher, bis sie seine Körperwärme spüren konnte, sein Duft ihr in die Nase stieg.
„Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich musste alles tun, was in meiner Macht stand, um den Dark Marker zu beschützen. Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn ich noch einen Tag länger in Coroza bleibe, damit Jamison mit dem Kreuz einen Vorsprung bekommt, während derjenige, der es unbedingt haben will, immer noch glaubt, ich hätte es, und daher mich beobachtet. Und das scheint ja auch funktioniert zu haben, denn die Casus haben seinen Namen überhaupt nicht erwähnt.“
„Du hast das Kreuz also für wichtiger gehalten als das Leben dieses Freundes von dir. Und auch als dein eigenes Leben.“ Das war keine Frage, sondern eine schlichte Feststellung, und sie hörte die Missbilligung aus seinem Tonfall heraus.
Du hättest das nicht tun dürfen, Saige. Du hast einen Fehler gemacht … und vielleicht wird Jamison dafür bezahlen müssen.
„Ich hatte doch keine andere Wahl, Quinn. Du weißt selbst, was auf uns zukommen wird. Wenn die Casus wirklich, wie Ian sagte, wie sie selbst es zu mir gesagt haben, diese Dark Marker in die Finger kriegen wollen, dann muss es etwas geben, wovon wir nichts wissen, und es gibt sowieso schon viel zu viel, das wir nicht wissen. Diese Kreuze sind wahnsinnig wichtig, aber Gregory und Royce haben selber gar keine Ahnung, wieso sie sie unbedingt besorgen sollen. Nach dem, was der Dark Marker mir mitgeteilt hat, ist mir einfach nichts anderes eingefallen. Was nicht heißen soll, dass es mir Spaß gemacht hat. Wenn Jamison irgendetwas zustoßen sollte, könnte ich mir das nie verzeihen.“
„Das Kreuz hat dir etwas mitgeteilt ? “, brach es aus ihm heraus. „Was zum Teufel soll das denn bedeuten, Saige?“
Bei dem Gedanken, wie er ihre nächste Enthüllung aufnehmen würde, zuckte sie schon jetzt zusammen. „Ich fürchte, jetzt wird alles sogar noch viel … komplizierter werden.“
„Mir ist völlig wurscht, ob es sich um die gottverdammte Relativitätstheorie handelt“, knurrte er und ließ sie nicht aus den Augen. „Erklär’s mir einfach.“
Es war schwer, ihm darüber zu berichten, und sie war sich beinahe schmerzlich der Tatsache bewusst, dass dieses Geheimnis nur ihre Mutter gekannt hatte. „Als ich ein Teenager war“, begann sie mit zitternder Stimme, „da habe ich … Mann, du wirst mich für völlig verrückt halten, aber da entwickelte sich in mir etwas, das … na ja, ich nehme an, man könnte es eine besondere Fähigkeit oder Begabung nennen.“
Er starrte sie unentwegt an, wortlos und wartend, bis die Worte plötzlich in einem atemlosen Flüstern aus ihr hervorsprudelten. „Wenn ich ein physisches Objekt berühre, dann höre ich entweder etwas, oder ich sehe etwas.“
Das Schweigen hing weiter bleiern im Raum wie ein dicker Klebstoff, seine Augen wirkten noch dunkler und tiefer. Endlich sagte er: „Hast du immer noch nicht genug Blödsinn geredet?“
„Ich weiß, dass
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