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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sichtlich erleichtert. »Mit Vergnügen«, sagte er. »Hmm ... dieser Truthahn duftet aber wirklich köstlich! «
    Der Schnee, den Scully vorausgesagt hatte, begann schon kurz darauf zu fallen, zuerst nur in ganz leichten Flocken, dann immer heftiger. Mr. Murdoch ging hinaus, um seine Waren durchzusehen und die Sachen hereinzubringen, von denen er glaubte, dass sie Scully und »Mrs. Wainwright« interessieren könnten, und Abigail folgte ihm mit Hortense hinaus.
    »Zwei Fragen nur«, zischte Evangeline, sobald sie allein mit Scully war, und Heß krachend die Tür des Backofens zufallen. »Erstens: Warum haben Sie dem Mann gesagt, wir wären verheiratet? Und zweitens: Warum haben Sie ihn eingeladen, hier im Haus zu übernachten?«
    Scully ließ keine Spur von Schuldgefühl erkennen. »Er ist die schlimmste Klatschbase westlich des Mississippis, um Ihre erste Frage zu beantworten, und er wird an allen Farmen, Ranches und Häusern zwischen hier und Denver halten. Ich möchte nicht, dass er überall herumerzählt, Sie und ich wären ganz allein hier draußen und lebten in Sünde miteinander. Was die zweite Frage betrifft, so konnten wir den armen alten Kerl doch unmöglich in die Scheune schicken. Er würde sich dort den Tod holen.«
    Evangeline fiel keine passende Erwiderung zu seiner ersten Erklärung ein, aber bei seiner zweiten war das anders. »Haben Sie vielleicht nicht zugehört, als Mr. Murdoch sagte, er habe die letzten zwei Nächte in einem Indianerlager verbracht? Dort war er sicher auch im Freien, und wenn er das überlebt hat, hätte er ganz bestimmt auch in der...«
    Schritte ertönten auf der Veranda, und Mr. Murdoch kam herein. Seine dicke Nase war noch röter als gewöhnlich, und die Schultern seines Mantels und sein Hut waren schneebedeckt. Abigail begleitete ihn. Ihre Augen glänzten vor Begeisterung, und ihr kleines Kätzchen trug sie unter ihrem warmen Umhang bei sich. Sie hielt ein dickes blaues Buch mit goldenen Lettern hoch.
    »Sieh mal, Mama. Es ist über König Artus und die Ritter der Tafelrunde. Und Lady Guinevere.«
    »Abigail...«, begann Evangeline.
    Wieder brachte Scully sie zum Schweigen, indem er eine Hand auf ihren Arm legte. »Ich wäre wirklich froh, wenn du mir ab und zu aus dem Buch vorlesen würdest, Abigail«, sagte er lächelnd zu dem Kind.
    Zutiefst verwirrt schaute Evangeline zu Scully auf. Sie wusste, dass er ein anständiger Mensch war wie sie selbst. Aber er musste doch irgendetwas im Ausgleich für ein derartiges Geschenk erwarten, und das war ein Gedanke, den sie als ungemein beunruhigend empfand.
    Das Abendessen war eine wahre Festmahlzeit, denn Scullys schwer erkämpfter Truthahn war eine seltene Delikatesse, und die Kartoffeln, Sauce und das frischgebackene Brot waren wohlschmeckende Beilagen. Nach dem Essen räumte Evangeline das Geschirr ab und reinigte den Tisch, damit Mr. Murdoch dort die Sachen ausstellen konnte, die er aus dem Wagen geholt hatte. Sein Maulesel stand inzwischen in der Scheune, gefüttert und getränkt, und der freundliche Hausierer hatte auch schon die anderen Tiere im Stall versorgt - eine Geste, die ein gewisses Schuldbewusstsein bei Evangeline auslöste, nach ihrer anfänglichen Abneigung, den alten Mann im Haus schlafen zu lassen.
    Es war nicht etwa so, dass sie nicht um seine Bequemlichkeit bemüht gewesen wäre; das war sie selbstverständlich. Was sie beunruhigte, war der Bettenmangel - und die Tatsache, dass Scully sie als seine Gattin ausgegeben hatte. Selbst wenn Evangeline schwieg, und sie war viel zu verlegen, um es nicht zu tun, stand zu erwarten, dass Abigail ins sprichwörtliche Fettnäpfchen treten würde.
    Scully war in Kauflaune, stellte sich heraus, und während Evangeline unter akutem Geldmangel litt, schien bei ihm ganz offenbar das Gegenteil der Fall zu sein. Er wählte verschiedene Stoffe aus, einige schlicht und praktisch, andere eleganter, wobei er sich bereitwillig von Abigail beraten ließ, und legte dann noch Garn und Knöpfe zu den Stoffen. Er suchte bunte Wolle aus, die laut Mr. Murdoch aus den Spinnereien in Großbritannien stammte, und Stricknadeln in verschiedenen Stärken. Er kaufte noch mehr Bücher, einen ganzen Stapel, den Tabak, den er schon erwähnt hatte, und den größten Teil der Obst-, Gemüse-und Fleischkonserven, die der Hausierer noch in seinem Wagen hatte. Evangeline konnte nur noch staunen; sie hatte noch nie eine derart hemmungslose Einkaufslust erlebt, und dennoch verzog Scully keine Miene, als er

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