Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
»Dallas« und »Denver-Clan«.
Moi? Mademoiselle »billig, gut und schnell« trug einen gar nicht billigen langen Luchsmantel, ebenfalls mit einem Hauch von Puff am Ärmel. »Lexi, lass uns die aufheben. In schlechten Zeiten können wir damit im Bahnhofsviertel ein Vermögen verdienen.«
Mit verführerischen Bewegungen öffnete Alexia ihren Mantel. »Klar! Vor allem, wenn wir so sensationelle verdreckte Joggingklamotten drunter tragen.«
Wir gackerten wie die Hühner. Plötzlich wurde Alexia nachdenklich. »Du solltest deinem Kerl in so ’nem Fummel einen Besuch abstatten …«
»Im Jogger?«
Sie blitzte mich streng an: »Im Pelz! Ohne Jogger, ohne alles.«
Ich lachte. »Logo, der lässt mich glatt einweisen!«
»Der mag einiges mit dir anstellen, aber das garantiert nicht«, säuselte sie.
»Wenn er nicht vorher an Mottenpulververgiftung gestorben ist«, konterte ich.
Mein kleines Witzchen kam bei Dr. Lexi Love gar nicht gut an. Sie wurde richtig sauer.
»Ich meine das ernst. Jetzt hör mir mal gut zu, Frau Kraus! Du hast seit fast fünf Jahren eine gut funktionierende Beziehung – Betonung auf funktionierend. Da kannst du deinem Hasen ruhig mal ein bissl Chili aufs Gürkchen streuen! Dann haste wieder einen Rammler.«
Ich musste schon wieder kichern und erntete dafür einen gestrengen Blick von meiner selbst ernannten Sexualtherapeutin. »Na los, auf was wartest du denn?«
Sie feuerte ihren Mantel über den Karton und schob mich Richtung nach oben.
»Jetzt gleich? Wir wollten doch gemütlich ’ne Pizza bestellen und ›Sex and the City‹ gucken …«, protestierte ich.
»Nix da, ich nehm es auf, und du machst jetzt selber ein bisschen Sex in the City und spielst Carrie!«
Na super, darauf hatte ich jetzt ja gar keinen Bock. Während Alexia mich die Treppe hochtrieb, war Zeit für einen kurzen Bodycheck: Bekleidet mit schon erwähntem Luchs und Jogginghose, steckte ich in uralten Turnschuhen, war total verdreckt und trug das schon etwas länger nicht mehr gewaschene Haupthaar zu einem ungemein feschen Dutt auf meinem zentralen Kopfplateau. Die Wimperntusche war noch von gestern und der Nagellack an Händen und Füßen sah aus wie ein Relikt aus der Steinzeit. Über dem Ganzen schwebte eine solide Smogwolke aus Mottenpulver.
Gegen mich war Angie Merkel ‘ne hundertprozentige Sexbombe.
Ich fühlte in mich hinein. Meine Libido? Die war schlichtweg nicht existent. Mit der verführerischen Stimme einer Sirene rief stattdessen die bequeme Couch meinen Namen. Mir war schwer nach einer Ausrede. Kopfschmerzen? Migräne? Menstruation!!!
»Du, Lexi, kann sein, dass ich heute Abend meine Tage bekomme …«
War noch nicht mal glatt gelogen, die waren in den nächsten 48 Stunden fällig.
»Papperlapapp, das hat noch keinen gestört. Ab unter die Dusche! Ich kümmere mich um den Mottenmief«, sprach’s und zog mir die Katze vom Leib.
Ahhh, anstrengend! Ich stöhnte, bewegte aber meinen Körper ohne weiteren Widerstand unter die Dusche und setzte jetzt bei mir zum Großreinemachen an. Auf der einen Seite musste ich über mich, die ganze bekloppte Aktion und Alexias Enthusiasmus herzlich lachen, andererseits hatte ich ziemlichen Bammel, mich in meinem haarigen Faschingsfummel vollkommen lächerlich zu machen. Energisches Klopfen an das Glas der Dusche riss mich aus meinen zweifelnden Gedanken. »Dein ›Hase‹ hat gerade angerufen. Er wartet darauf, dass wir ihn zum Kino abholen.« Durch die Nebelschwaden konnte ich Alexia erkennen. »Kino? Wieso denn jetzt Kino?«
»O Sonya, also manchmal … Ich musste ihn ja irgendwie festtackern. Sonst ist der Adler nachher ausgeflogen.«
»Ach so …« Ich kapierte.
»Da, anziehen!« Sie hielt mir etwas Schwarzes unter die Nase. »Hab ich bei deinen schicken Schlüppis gefunden. Ist noch besser als ganz ohne.«
Ich hätte es eigentlich wissen müssen – meine gute alte Freundin hatte mal eben hemmungslos indiskret meine Reizwäsche durchwühlt – so ist sie eben, so lieb ich sie. Auf der Suche »nach was Passendem« war sie tatsächlich auf Gold gestoßen: auf einen Strapsgürtel. »Haste da auch Strümpfe zu?«
Ich nickte brav. Ja, die hatte ich. Das ganze Zeug war mal von einem Fotoshooting übergeblieben, aber noch nie privat in Gebrauch gewesen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt einige männliche Fernsehzuschauer ihrer Fantasien beraube, ich bin ein Fan von warmen Strumpfhosen! Sobald das Thermometer unter 18 Grad Celsius rutscht, was ja bei uns in
Weitere Kostenlose Bücher