Wenn das Verlangen uns beherrscht
werde es nicht zulassen, dass dieser Kerl unsere Firma ruiniert.“
Überrascht sah Matthew den Bruder an, der seine Gefühle normalerweise gut beherrschen konnte. Sicher, die ganze Familie war schwer getroffen, nicht nur durch den Tod des Vaters, sondern auch durch das, was danach herausgekommen war. Dennoch war RJ immer der Ausgeglichene gewesen, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ.
Matthew wollte ihn schon fragen, als er sah, dass Jack sich zum Gehen wandte. Wie Flynn wohl mit dem neuen Onkel zurechtgekommen war? Das musste er unbedingt herausfinden. Außerdem wollte er Susannah dafür danken, dass sie vorhin so schnell und entschlossen reagiert hatte. Um RJ würde er sich später Gedanken machen.
5. KAPITEL
Fünf Tage später schlenderte Susannah wie schon häufiger durch Matthews Weinkeller. Nur hier war Graces Gegenwart nicht zu spüren. In den übrigen Räumen schien sie ständig präsent zu sein, was natürlich kein Wunder war, schließlich hatte sie dieses Haus eingerichtet und darin gelebt. Dennoch ging es Susannah auf die Nerven, denn sie war ein bisschen eifersüchtig, auch wenn sie sich das ungern eingestand.
Flynn schien es besser zu gehen, aber noch war nicht klar, ob die Transplantation nicht doch nötig war. Deshalb hatte Susannah ihren Urlaub um eine Woche verlängert, um da zu sein, falls man sie brauchte.
Hier unten war es dämmerig und kühl, und so war sie froh, sich an ihrem warmen Becher Tee die Hände wärmen zu können, während sie langsam an den dunklen Weinregalen entlangging und die Schilder studierte. Sehr beeindruckend, was Matthew hier zusammengetragen hatte.
„Na, hast du auch Lust, unter die Weinsammler zu gehen?“
Als sie die tiefe leise Stimme hörte, fuhr Susannah hastig herum. Matthew lehnte lächelnd im Türrahmen, die Füße gekreuzt, die Hände tief in den Taschen.
Ihr stockte der Atem, als sie ihn so lässig stehen sah. Dabei hatte sie durchaus Erfahrung mit Männern, hatte sogar daran gedacht, einen langjährigen Freund zu heiraten. Aber keiner dieser Männer hatte sie jemals so aus dem Gleichgewicht gebracht wie Matthew Kincaid. Auch ohne dass er sie berührte, überlief sie ein heißer Schauer, und sie sehnte sich danach, ihn zu küssen und sich an ihn zu schmiegen.
Sie räusperte sich kurz. „Wie lange stehst du denn schon hier?“
„Lange genug, um festzustellen, dass du dich hier offenbar wohlfühlst.“ Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam näher. „Du bist nicht zum ersten Mal hier unten, oder?“
„Äh … nein. Stört es dich?“
„Nein, natürlich nicht. Du kannst dich aufhalten, wo du willst.“ Jetzt war er bis auf einen Meter herangekommen, und sie konnte hören, dass sein Atem etwas schneller ging als normal. „Ich würde nur gern wissen, warum du dich besonders gern hier im Keller aufhältst. Lieber als zum Beispiel im Wintergarten.“
Zu nah, er stand viel zu nah, als dass sie sich auf eine vernünftige Antwort konzentrieren könnte. Die Haut kribbelte ihr, und sie strich sich nervös über die Unterarme. „Ich weiß auch nicht“, fing sie zögernd an. „Irgendwie ist es für mich einfacher hier unten, und ich fühle mich wohler.“ Warum, wusste sie selbst nicht.
Er wandte leicht den Kopf, sodass seine markanten Züge im Dämmerlicht beinahe gefährlich wirkten – und ungeheuer attraktiv. „Du suchst nach Einfachheit?“, fragte er leise.
„Ja. Du nicht?“
„Vielleicht.“ Er blickte auf ihren Mund.
„Aber wir werden es nie einfach miteinander haben. Alles ist so kompliziert.“
„Möglich. Aber gut.“
Gut, ja, wahrscheinlich. Instinktiv wusste sie, dass Matthew Kincaid ein fantastischer Liebhaber war. Schon wie er küsste … Und wie er sie jetzt ansah und langsam einen Schritt näher kam.
„Wir waren uns doch einig, dass wir das nicht wollen“, flüsterte sie.
Jetzt stand er dicht vor ihr. „Das war dumm von uns.“
„Wir haben dabei an Flynn gedacht“, versuchte sie ihn und sich zu überzeugen. „Er soll wissen, wo jeder steht und seinen Platz hat. Seine Familiengeschichte ist schon verwirrend genug.“
Er strich ihr langsam mit einem Zeigefinger über die Wange. „Flynn ist nicht hier. Lily ist bei ihm und bringt ihm wahrscheinlich irgendwelche Spiele bei, die bei den Schwestern nicht gern gesehen sind.“
Alles zog sie zu ihm hin, so als habe er eine magische Kraft, der sie nicht widerstehen konnte. Sie blickte ihm auf den Mund, auf diese Lippen, die sie geküsst hatten. In den
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