Wenn das Verlangen uns beherrscht
war da nicht etwas, was sie davon abhalten sollte? Wenn sie sich nur noch daran erinnern könnte, was es war …
„Ich … ich sollte wohl lieber mal nach dem Nachtisch sehen. Wenn wir schon den passenden Wein dazu haben“, stammelte sie.
„Ja“, sagte er rau. „Das wäre vielleicht das Beste.“
Abrupt drehte sie sich um und lief die Stufen hinauf. Hoffentlich folgte Matthew ihr nicht gleich, sodass sie Zeit hatte sich zu sammeln. Dann würde ihr wohl auch wieder einfallen, weshalb sie keinesfalls mit ihm schlafen durfte.
So gut das Essen auch war, Matthew musste sich eingestehen, dass er kaum in der Lage war, es richtig zu genießen. Susannah faszinierte ihn in zunehmendem Maße, und er konnte den Blick nur schwer von ihr lösen. Immer wenn sie sich einen Bissen zwischen die geöffneten Lippen schob, musste er an den Kuss denken. Wie gern würde er ihren Hals liebkosen. Und als sie mit leicht schwingenden Hüften in die Küche ging, um den Nachtisch zu holen, sehnte er sich danach, diese Hüften an sich zu pressen, um Susannah spüren zu lassen, wie sehr er sie begehrte. Jeden Abend und besonders nachts durchlitt er die gleichen Qualen, und es wurde immer schlimmer.
„Ich schenke uns ein.“ Schnell stand er auf und griff nach der Flasche, um seinen Händen etwas zu tun zu geben. Doch es kam noch schlimmer. Er hatte nicht bedacht, dass die Gläser im Hängeschrank waren und er sich neben Susannah stellen musste, um sie herauszunehmen. Als er die Schranktür öffnete und nach den Gläsern griff, traf ihn Susannahs süßer Duft so plötzlich, dass er bewegungslos stehen blieb und tief die Luft einsog. Jasmin? Gardenia?
Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass er nur dastand, die Hände um die Glasstiele geschlossen, und dass Susannah neben ihm ihn neugierig ansah. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet – und wieder spürte er den Kuss, als hätten sie sich gerade erst voneinander gelöst.
„Ich mag die Creme gern mit etwas Schlagsahne“, sagte sie, wahrscheinlich nur um die Stille zu durchbrechen.
„Hört sich gut an.“ Schnell nahm er die Gläser heraus, ging zum Tisch und schenkte den Wein ein. Was war bloß mit ihm los? Er war ja wie besessen von dieser Frau. Wahrscheinlich nur, weil sie so oft in seiner Nähe war. Schließlich wohnte sie in seinem Haus, schlief im Gästezimmer auf demselben Flur wie er, kochte in seiner Küche und aß abends mit ihm. Seit Graces Tod hatte er nicht viel mit Frauen zu tun gehabt, von seiner Familie und seiner Assistentin einmal abgesehen.
Was auch immer ihn anzog, es war rein körperlich. Nie wieder würde er starke Gefühle für eine Frau entwickeln. Er war sogar sicher, dass er dazu gar nicht mehr in der Lage war. Aber körperliches Verlangen? Sex? Das ja, am liebsten gleich.
Als sie den Teller vor ihn hinstellte, bewunderte er ihren schlanken Arm. Was für eine helle weiche Haut sie hatte. Plötzlich bemerkte er, dass ihr die Hand zitterte. Er blickte hoch. Ohne Zweifel spürte sie die gleiche Erregung wie er, stand unter dem gleichen Druck. Gesicht und Hals waren leicht gerötet, und sie mied seinen Blick.
Verdammt. Er könnte seine eigene Begierde viel besser beherrschen, wenn er wüsste, dass sie nicht erwidert wurde. Aber so …
Jetzt ließ sie sich auf ihrem Stuhl nieder und blickte Matthew scheu an. Er nickte ihr kurz zu und griff nach dem Teelöffel.
Die Creme glitt ihm über die Zunge, geschmeidig und süß, und fast hätte er aufgestöhnt. Noch nie hatte er etwas so Sinnliches gekostet. Das war wie Sex auf dem Teelöffel. Schnell warf er Susannah einen kurzen Blick zu. Hatte die Creme auf sie auch diese Wirkung? Doch sie hielt den Blick starr auf den Teller gerichtet. Das musste er ändern. Er hob sein Glas und sah sie lächelnd an. „Probier doch mal den Wein. Du wirst feststellen, wie sehr er das Aroma verstärkt.“
Jetzt blickte sie auf, leckte sich etwas Creme von der Unterlippe – wobei Matthew fast das Herz stehen blieb – und hob dann das Glas. Vorsichtig trank sie einen kleinen Schluck, dann nahm sie einen Löffel von der Creme, trank wieder … Ein sinnliches Strahlen ging über ihr Gesicht. Die Pupillen weiteten sich, und die Haut schimmerte rosig.
Genau das wollte er. So sollte sie ihn ansehen, wenn er mit ihr schlief. Wenn er in ihr war und sie einen Wahnsinnshöhepunkt erlebte. Himmel, was sollte er nur tun? Schnell schob er den Teller zurück und stand auf. „Du bist wirklich eine begabte Köchin.“
Stirnrunzelnd blickte
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