Wenn das Verlangen uns beherrscht
einigermaßen gefasst, erschien sie wieder. Diesmal in einem knallroten Kleid im chinesischen Stil, hochgeschlossen und mit einem kleinen Stehkragen. Allerdings hatte das Kleid einen großen tropfenförmigen Ausschnitt, der ihren Brustansatz deutlich sehen ließ.
„Nein, das auf keinen Fall!“ Er würde nicht zulassen, dass andere Männer sie in diesem Kleid sahen. Sofort würden sie sich Susannah ohne Kleid vorstellen. Genau wie er in dieser Sekunde.
„Ich bin auch nicht glücklich damit.“ Sie drehte sich vor dem Spiegel hin und her. „Rot ist irgendwie nicht meine Farbe.“
„Darling, wenn Rot auch noch deine Farbe wäre, dann würde ich dich sofort von hier entführen. Nein, ich glaube, dass das Kleid etwas zu sexy für den Anlass ist.“
Sie blickte auf den Ausschnitt und musste lachen. „Wahrscheinlich hast du recht.“
Wieder verschwand sie und kam in einem Kleid wieder, in dem sie sich offensichtlich wohlfühlte, denn sie drehte sich lächelnd um die eigene Achse. Das Oberteil lag eng an, der Ausschnitt war weder zu groß noch zu züchtig. Von der Taille abwärts fiel ein schwingender Rock in sanften Stufen bis knapp über das Knie. Das Kleid passte perfekt zu ihr. Es wirkte frisch und feminin, war hübsch und ausgesprochen sexy.
Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel, sie wirkte glücklich. „Das ist es!“, sagte er.
Sie hob die feinen Augenbrauen. „Und ich? Darf ich vielleicht auch noch etwas dazu sagen?“
„Aber selbstverständlich. Gefällt es dir?“
„Ja, ich glaube schon.“ Sie warf ihm ein betont unschuldiges Lächeln zu. „Danke, dass du mich gefragt hast.“ Dann suchte sie nach dem Preisschild, aber er sprang schnell auf und hielt ihre Hand fest. „Der Preis spielt jetzt keine Rolle. Ich möchte es dir so gern kaufen. Bitte.“
Sie sah ihn an, und er konnte sich vorstellen, was in ihr vorging. Es fiel ihr verdammt schwer, etwas anzunehmen. Nach kurzem Schweigen nickte sie, und er atmete erleichtert auf. Der Kauf ging schnell vonstatten, und nach wenigen Minuten standen sie wieder auf dem Bürgersteig. Matthew sah Susannah fragend an. „Brauchst du sonst noch etwas?“ Was für Accessoires trug man zu so einem Kleid? Besondere Schuhe vielleicht? Schmuck?
„Ja. Ein Eis.“
Verblüfft sah er sie an. Diese Frau überraschte ihn immer wieder. „Du willst ein Eis?“
„Ja. Nur ein paar Häuser weiter gibt es eine Eisdiele. Die hat das beste Eis von Charleston.“ Sie lächelte ihn an. „Ich möchte dich zum Eis einladen.“
Er hatte sich schon ewig kein Eis mehr gekauft. Irgendwie kam ihm das albern vor. Zu Hause hatte er natürlich Eis für Flynn im Gefrierschrank, aß aber selbst nie davon. Und doch begriff er, warum sie ihm dieses Angebot machte. Auch sie wollte etwas für ihn tun, wollte ihm etwas kaufen, nachdem er so viel Geld für sie ausgegeben hatte. Natürlich stand das in keinem Verhältnis zueinander, aber es ging ihr um die Geste.
Er nahm sie bei der Hand. „Das ist eine sehr gute Idee.“
Sie lächelte glücklich. „Dann komm.“
Während sie nebeneinander in Richtung Eisdiele gingen, fragte sich Matthew erneut, wie sie wohl auf andere wirkten. Zweifellos würde jeder sie für ein Paar halten, das eine liebevolle und stabile Beziehung führte. Seltsamerweise machte ihm das nichts aus. Auch wenn er nicht nach einer neuen Frau Ausschau gehalten hatte, so gefiel es ihm, mit Susannah gesehen zu werden, die vor allem die Blicke der Männer auf sich zog.
Doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis, dass Susannah nur vorübergehend hier war. Und sicherlich erwartete sie von einer festen Beziehung mehr, als er bereit war, ihr zu geben – Liebe und Ehe und Kinder. Denn genau das hatte er bereits hinter sich und hatte bittere Erfahrungen machen müssen. Als die Ehe mit Grace auseinanderging, war er verzweifelt gewesen wie noch nie in seinem Leben. Und das wollte er nicht noch einmal durchstehen.
Oder sollte er doch noch einmal eine längere Beziehung eingehen? Plötzlich fiel ihm ein, was Susannah ihm bei ihrem ersten gemeinsamen Frühstück gesagt hatte. Aber Sie können doch nicht nur für Ihre Arbeit und für Flynn leben. Sie haben doch auch Wünsche und Bedürfnisse, Matthew.
Damit hatte sie recht. Vielleicht sollte er sich nach einer Frau umsehen, die auch nach einer eher lockeren, aber dauerhaften Bindung suchte. Aber erst einmal musste die Firma wieder schwarze Zahlen schreiben. Und vor allem, und das war noch viel wichtiger, musste Flynn wieder
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