Wenn das Verlangen uns beherrscht
wieder an ihrem Kaffee. „Aber du bist mein Sohn, und ich merke solche Sachen natürlich sofort.“
Schrecklich, wenn die ganze Familie davon erfahren würde, und damit natürlich auch Flynn … Diese Gerüchte musste er im Keim ersticken. „Sie reist sowieso in wenigen Tagen ab. Deshalb sollte das möglichst unter uns bleiben.“
„Lass sie nicht gehen.“
„Wie bitte?“ Erstaunt setzte er sich auf.
„Du hast dich in der letzten Zeit verändert. Natürlich hast du dir wegen Flynn fürchterliche Sorgen gemacht. Aber dennoch war da so ein Leuchten um dich, das von innen kam. So als wärst du aus einem tiefen Schlaf erwacht.“
Ach du liebe Zeit! Matthew stöhnte leise auf. Seine Mutter war auf dem besten Weg, eine romantische Liebesgeschichte in die Welt zu setzen. Mit ihm und Susannah als Hauptpersonen. „Mach dir keine Hoffnungen.“
„Aber, mein Sohn …“ Plötzlich wurde sie ernst. „Siehst du nicht, dass wir etwas Schreckliches gemeinsam haben? Wir haben beide unsere Ehepartner verloren.“ Sie hielt inne und atmete ein paarmal tief durch. „Das ist das Letzte, was ich einem meiner Kinder gewünscht hätte. Und ich hätte alles getan, um dir die letzten zwölf Monate zu ersparen.“
Er setzte den Becher auf einem Tischchen ab, beugte sich vor und nahm ihre beiden Hände in seine. „Das weiß ich. Und ich liebe dich deshalb.“
„Dann versprich mir eins.“
„Äh … okay.“ Misstrauisch sah er sie an.
„Wenn du sie liebst, dann verstecke deine Gefühle nicht.“ Sie sah kurz auf den Boden, dann richtete sie den Blick wieder auf ihren Sohn. „Versprich mir das.“
Was steckte dahinter? Er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Dachte sie an ihren Mann und seine Liebe zu Angela Sinclair, die er ein Leben lang vor ihr verborgen hatte?
„Ich liebe sie nicht, und daran wird sich auch nichts ändern.“ Grace war seine große Liebe gewesen, und nachdem sie ihn enttäuscht hatte, hatte er sich geschworen, sich nie wieder zu verlieben. Was sich momentan zwischen ihm und Susannah abspielte, hatte nichts mit Liebe zu tun.
„Wenn du meinst.“
Er kannte diesen liebevollen und gleichzeitig resignierten Tonfall seiner Mutter. So hatte sie immer geklungen, wenn er als kleiner Junge etwas behauptete und sie ihm nicht glaubte. Er ließ ihre Hände los und lehnte sich wieder zurück. „Worüber wolltest du mit mir sprechen?“
Sie griff nach ihrer Handtasche und nahm zwei Karten heraus. „Wolltest du nicht mit Larrimore Industries ins Geschäft kommen?“
„Ja, darum bemühe ich mich schon lange.“ Nach den skandalösen Berichten über den Vater und seine Zweitfamilie hatte die Kincaid Group viele Kunden verloren. Ein Vertrag mit Larrimore Industries könnte so manches Loch stopfen.
„Ich weiß zufällig, dass Arnold Larrimore am Sonntag auf der Fundraiser-Party der Barclays anwesend sein wird.“ Triumphierend wedelte sie mit den beiden Karten. „Ich habe es geschafft, dass wir auf der Einladungsliste stehen.“
Die gesellschaftlichen Verbindungen seiner Mutter hatten Matt schon manche Tür geöffnet. Sie stellte ihn wichtigen Leuten vor, erhielt Tickets zu allen möglichen Events und Dinnerpartys und hatte Kontakte zu einer bestimmten Szene, zu der die Kincaids eigentlich gar nicht gehörten. Seit Graces Tod war seine Mutter häufig mit ihm zu diesen gesellschaftlichen Ereignissen gegangen, sofern eine Begleitung erwünscht war.
„Großartig!“ Er würde fast alles dafür tun, um bei der nächsten Vorstandssitzung einen neuen finanzkräftigen Kunden präsentieren zu können.
Elizabeth gab ihm die Karten. „Es gibt nur ein Problem.“
„So?“ Als wenn er es nicht gewusst hätte. Und er hatte auch schon eine Ahnung, worauf das hinauslaufen würde. „Und das wäre?“
„Ich fürchte, ich kann nicht mitkommen.“ Sie sah ihn mit theatralischem Augenaufschlag an. „Ich habe mir meinen Knöchel verstaucht und kann unmöglich den ganzen Abend in High Heels herumlaufen.“
Er warf einen Blick auf ihre Fußgelenke. „Aber man sieht gar nichts. Und als du vorhin vor mir hergingst, habe ich nichts bemerkt.“
„Ja, das ist eine ganz merkwürdige Sache.“ Sie seufzte auf. „Der Schmerz kommt und geht. Gerade fühle ich wieder, wie es schlimmer wird.“
Ungläubig sah er seine Mutter an. Normalerweise konnte sie gut lügen, aber dies war die durchsichtigste Story, die sie ihm je aufgetischt hatte. Offenbar hatte sie sich das Ganze erst eben ausgedacht. „Vielleicht wird es das
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