Wenn das Verlangen uns beherrscht
ganz gesund sein.
„Das ist sie.“ Susannah wies auf einen kleinen Laden mit einer weiß-gelb gestreiften Markise. „Warst du hier schon mal?“
„Kann sein, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich glaube, nur als Kind war ich mal in einer Eisdiele.“ Süßes war nie sein Fall gewesen. Als Nachtisch hatte er sich immer Käse bestellt. Bisher … denn das hatte sich gewaltig verändert, seit er Susannahs selbst gemachte Süßspeisen kennengelernt hatte.
Ein junger Mann mit einer weißen Papiermütze kam auf sie zu. „Was darf’s sein?“
„Können wir erst einmal etwas probieren?“ Susannah sah ihn fragend an. „Mein Freund war noch nie hier.“
„Aber klar.“ Der junge Mann griff nach einem Becher mit Probierlöffeln. „Welche Sorten?“
„Was meinst du, Matthew?“
„Ich weiß nicht, die Auswahl ist so groß. Bestell du dir doch schon mal was.“
„Okay. Ich möchte das Grapefruiteis. Das ist einfach Spitze.“
„Gut, dann möchte ich das probieren.“ Matt nahm den kleinen Löffel mit der rosa Eiscreme entgegen und schob ihn sich in den Mund. Donnerwetter, Susannah hatte nicht übertrieben, das schmeckte wirklich fantastisch. „Das nehme ich“, sagte er sofort.
Doch Susannah schüttelte lachend den Kopf. „Du kannst doch nicht nur eine Sorte probieren. Vielleicht findest du noch eine, die dir viel besser schmeckt.“
Normalerweise blieb er bei dem, was er einmal entschieden hatte. Aber dies war Susannahs Einladung, und so wollte er ihr den Gefallen tun. „Gut, dann würde ich gern Passionsfrucht und das Amaretto-Eis probieren.“
Der junge Mann gab ihm zwei weitere Probierlöffel. Beide Sorten waren gut, aber nicht so die Erfüllung wie das Grapefruiteis. „Eine doppelte Portion von dem Grapefruiteis. Aber bitte in einem Becher.“
Mit dem Eis in der Hand sahen sich beide in dem Raum nach einem Tisch um. „Drinnen oder draußen?“, fragte Matthew.
„Draußen“, entschied sie sofort. „Heute ist ein erstaunlich warmer Tag, wenn man bedenkt, dass wir erst Februar haben. Das sollten wir ausnutzen.“
Während er ihr die Tür aufhielt, musste er an ihr Frühstück auf der Terrasse denken. Wie sehr hatte sie da die Morgensonne genossen – und wie wunderschön hatte sie da ausgesehen. „Du bist wirklich gern draußen, was?“
Sie nickte. Draußen setzten sie sich an eins der runden Tischchen. Ein Löffel mit dem rosa Eis verschwand zwischen ihren roten Lippen und kam dann leer wieder hervor. Matthew hatte das Gefühl, noch nie etwas so Erotisches gesehen zu haben. Ihm wurde heiß, obgleich der Tag so warm nun auch wieder nicht war.
„Sonnenschein und eine leichte Brise“, sagte sie leise und sah träumerisch in die Ferne. „Etwas Schöneres gibt es nicht.“
„Besser kann man dich eigentlich nicht beschreiben.“ Das kam, ohne dass er darüber nachgedacht hatte.
Verblüfft sah sie ihn an, eine kleine Falte zwischen den Brauen. „Was meinst du damit?“
„Du bist wie eine frische Brise in mein Leben geweht. Und wo immer du bist, scheint die Sonne.“ Kaum hatte er das gesagt, biss er sich auf die Zunge. Wie peinlich, diese Pseudopoesie. RJ würde sich totlachen.
Aber Susannah sah ihn lächelnd an. „Danke, das war sehr nett gesagt.“
Wieder nahm sie einen Löffel Eis, und wieder musste er sie einfach dabei beobachten, wie sie die süße Köstlichkeit genoss, während er selbst kaum wahrnahm, was er sich in den Mund schob. Susannah schien von innen her zu leuchten, anders konnte er es nicht ausdrücken. Und er hätte gern gewusst, was dieses Leuchten auslöste. „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“
„Selbstverständlich.“ Sie lachte. „Ob ich sie beantworte, wird sich herausstellen.“
„War es wirklich einfach, dein Baby abzugeben?“ Seit Flynn dem Tod nahe gewesen und Matthew erst bewusst geworden war, wie sehr er den Kleinen liebte, hatte er sich diese Frage immer wieder gestellt. „Ich kann mir nicht vorstellen, Flynn jemals aufzugeben.“
Nachdenklich rührte sie in ihrer Eisschale. „Das kannst du nicht mit deiner Situation vergleichen. Dass du es kaum ertragen hättest, ihn jetzt zu verlieren, kann ich gut verstehen.“ Sie hob den Kopf und sah Matthew ernst an. „Aber ich wusste von Anfang an, was ich tat. Selbst während der Schwangerschaft war er immer euer Kind, nie meins.“
Er lehnte sich zurück und nahm ein paar Löffel von seinem Eis, bevor es ganz geschmolzen war. Theoretisch hörte sich das vernünftig an,
Weitere Kostenlose Bücher