Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
fest an sich. Sie schmiegte sich an seine warme Brust und lauschte seinem Herzschlag. Er roch merkwürdig, nach süßer Asche, aber das war ihr egal. Seine Hände fuhren sanft über ihren Rücken und sie spürte seine Lippen auf ihrem Haar.
„Kim.“ Seine Stimme war ein raues Flüstern und Kimberly sah überrascht auf. Diesen Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sie noch nie gesehen und sie war so überrascht, dass sie sich nicht wehrte, als er seine Lippen auf ihre drückte. Ihr Körper reagierte automatisch, als hätte er sich nach dieser Berührung gesehnt. Sie vergrub die Finger tief in seinem Haar und sog seinen Aschegeruch gierig in sich auf.
Und was ist mit Tyler?, stichelte eine Stimme in ihrem Kopf.
Tyler gibt es nicht mehr, gab Kimberly zurück und verdrängte die Gedanken. Später, wenn sie allein war, konnte sie zusammenbrechen. Jetzt wollte sie wenigen Scherben, die ihr noch blieben, wieder zu etwas wie einem Leben zusammensetzen.
Sie spürte seine Hände überall auf sich, seine Lippen bedeckten ihre Haut mit heißen, klebrigen Küssen und zogen eine Spur von ihrem Schlüsselbein bis zu ihrem Bauchnabel. Kimberly bog den Rücken durch und streckte sich seiner Berührung entgegen. Die Hitze, die durch ihren Körper wallte, ließ sie den Schmerz in ihrem Herzen vergessen. Mit einem nie gekannten Hunger verlangte sie nach seinen Lippen auf ihren. Bis zu diesem Moment hatte sie nie gewusst, wie sehr sie sich nach Gavin gesehnt hatte, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
„Gavin“, hauchte sie, als er sich von ihren Lippen löste, um zu Atem zu kommen. Er verzog das Gesicht zu einem wölfischen Grinsen und senkte den Mund auf ihre Halsbeuge. „Aelyza“, flüsterte er zurück und drängte ein Knie zwischen ihre Beine. Kimberly schnappte überrascht nach Luft, als sich ein Bild vor ihre Augen schob. Goldene Augen, honigfarbene Haut und ein schiefes Lächeln. Das hier war falsch. Falsch! Das Gewicht auf ihr fühlte sich auf einmal zu schwer an und sie fühlte sich furchtbar ausgeliefert. Gavin hob den Kopf und sah sie an, das wölfische Grinsen noch immer im Gesicht. Seine blauen Augen wurden dunkler, erst rot, dann schwarz und zerfielen schließlich zu Asche. Kimberly schrie auf, als seine Haut sich von seinem Gesicht schälte und ein bleicher, blutiger Knochen zum Vorschein kam. Ihre Hand griff automatisch nach dem Dolch an ihrer Hüfte, doch er war nicht da, nichts war da – nur nackte, verletzliche Haut. Sie stieß den Körper von sich, der vor ihren Augen immer weiter verfaulte, leere Augenhöhlen starrten sie weiter an und Hautfetzen rieselten auf sie herab. Sie kreischte noch einmal, als Blut auf ihre Wange, ihre Brüste, ihren Bauch tropfte. Das Gavin-Wesen musterte sie, als sie herumrollte und nach etwas suchte, das sie als Waffe benutzen konnte. Da war nichts, die Crew hatte ihr alles abgenommen. Nur ein Wasserkrug, der noch immer halb gefüllt war. Als sie sich wieder umdrehte, war das Wesen weg. Keine Knochen, kein Blut. Selbst die Flecken auf ihrem Körper waren verschwunden, als seien sie nie da gewesen. Nur ein heiseres Lachen hallte durch den Raum wie eine kühle Seebrise. Eine Brise, die nach Tod stank.
Der Krug fiel klirrend zu Boden, Wasser spritzte auf und Kimberlys Finger zitterten so heftig wie nie zuvor, als sie sich zu einer Kugel zusammenrollte, die Hände zwischen ihre nackten Beine gepresst. Es war überraschend kühl in der Kajüte, aber sie hatte keine Kraft, das Leinentuch über sich zu ziehen. Sie konnte nur daliegen und die Augen geschlossen halten, in der Hoffnung, dass die Bilder verschwinden würden. Dass er nicht wieder da war, wenn sie sie wieder öffnete. Ein Teil von ihr hatte gewusst, dass es nicht sein konnte. Dass Gavin an jenem Tag in Kuba gestorben war und nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Aber ein anderer Teil, der, der ihr das Gefühl gab, innerlich auseinanderzubrechen, der hatte sich danach gesehnt und war blind gegenüber der Wahrheit. Der wollte einfach nur lieben und leben und alles andere vergessen.
Brennende, ätzende Galle kroch ihre Kehle hinauf, als sie daran dachte, was sie da gerade getan hatte. Sie hätte beinahe mit einer Leiche geschlafen. Was auch immer es gewesen war, echt oder nicht, sie hatte zugelassen, dass ein verfaulender Körper sie berührte. Dass er sie küsste! Kimberly hatte gerade noch Zeit, sich aufzurichten, bevor sie sich übergeben musste. All der Ekel, der Hass und die Trauer brachen mit einem Mal aus ihr heraus und
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