Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
Waffe auf sie gerichtet, das gleiche scheußliche Grinsen im Gesicht, wie das Monster, das sie hergelockt hatte. Frankie.
Hinter ihr gab es einen dumpfen Schlag und Frankie lachte hart und bellend, als ihre Augen sich weiteten.
Nein.
Nein!
Sie wirbelte herum und fühlte, wie der Sand an ihr zog, ihre Bewegungen langsam und zäh machte und trotzdem geschah alles schnell, so schnell. Tyler kniete vor ihr, beide Hände auf seinen Bauch gepresst, und kippte langsam zur Seite. Sein Blick fand ihren und sie sah, wie der Bernstein blasser wurde.
„Nein!"
Es war ihr egal, dass Frankie noch immer mit einer rauchenden Pistole vor ihr stand, sie ließ sich in den Sand fallen und schob Tylers offenes Hemd beiseite, das sich bereits rot verfärbt hatte. Die Kugel hatte ihn in den Bauch getroffen und Kimberly wusste, was das bedeutete. Sie konnte nichts tun.
Die Blume , zischte eine krächzende Stimme in ihrem Kopf, die ihr bekannt vorkam. Crow? Heile ihn mit der Blume, schnell!
Kimberly erstarrte, die Hände, rot von Tylers Blut, noch immer auf seinen Bauch gepresst. Das letzte Mal hatte die pinke Blüte die Wunde ausgebrannt, aber sie hatte ihn auch beinahe getötet. Verschwitzte Strähnen lösten sich aus ihrem Zopf und klatschten ihr ins Gesicht, als sie heftig den Kopf schüttelte. „Das wird ihn töten!"
Kryzalea, du dummes Kind! Du musst die Distel nehmen!
Kimberlys Herz stolperte in ihrer Brust. Die Distel. Die Zwillingsblume, die das Böse heilte. Ihr blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, was das bedeutete, keine Zeit für Zögern und Angst. Tyler starb. Mit zitternden, schweißnassen Fingern zupfte sie die zerknautschte und zerfledderte schwarze Blüte aus ihrer Hosentasche. Die Blätter ließen ihre Haut unangenehm kribbeln und jucken und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gesagt, die Blüte wand sich in ihrer Hand.
„Halte durch. Bitte, bitte, halt durch, Ty."
Erst als sie nach ihrem Messer griff, wurde ihr klar, dass etwas fehlte. Das Quellwasser. Konnte es auch so funktionieren? Ihr blieb keine Wahl. Sie nahm den Trinkbeutel aus ihrer Hose und schüttelte ihn. Das bisschen Wasser, das darin schwappte, musste genügen. Sie rannte zurück in den Dschungel, suchte ein großes Blatt und nahm das erste, das sie finden konnte. Sie brauchte etwas, auf dem sie die Salbe mischen konnte.
Kimberly zerstieß die Blütenblätter mit dem Knauf des Dolches so schnell sie konnte und gab ein wenig Wasser aus ihrer Flasche hinzu, damit der Wind die trockenen Brösel nicht fortwehte und damit sie es als Salbe auftragen konnte. Nach und nach wurde das Gemisch zu einer zähen Flüssigkeit, dickflüssig wie schwarzes Blut.
Distelblut , dachte sie.
Ihre Finger brannten, als sie sie in die schwarze Paste tunkte und rasch auf Tylers Verletzung verteilte. Das Fleisch zischte, als würde es verbrennen, aber es war anders als damals in Crows Hütte. Die Wundränder schlossen sich, wucherten aufeinander zu und verbanden sich zu einer wütenden, rotblauen Narbe.
Violett, dachte Kimberly erschrocken.
Sie hob den Blick und beobachtete sein Gesicht. Viele, viele Sekunden passierte nichts, er schien nicht einmal zu atmen. War sie zu spät? War es das falsche Wasser? Hatte sie ihn umgebracht, hatte –
Seine Lider zuckten, die Wimpern vibrierten. Mit einem zischenden Atemzug öffnete er die Augen – und das, was Kimberly da entgegenblickte, war nicht mehr Tyler. Es war nicht einmal mehr ein Mensch. Augen wie Kohlen, durchzogen von violetten Fäden, blickten ihr entgegen, dunkel und voller Zorn. Da war kein Bernstein mehr, keine Zuneigung – nicht einmal mehr Erkennen. Tyler zischte und wich vor ihr zurück, dabei stieß er das Blatt mit dem Distelblut um. Die Blätter, auf die die Paste traf, verwelkten, wurden schwarz und rieselten wie Asche zu Boden. Was hatte sie getan?
Tyler griff sich an die Brust, als er schwankend aufstand, und blickte sich hektisch um. Er wirkte wild und verloren, aber anders als damals, als Kimberly ihn auf Puerto Rico gefunden hatte. Dunkler. Sein Blick traf ihren, seine Lippen verzogen sich zu einem heiseren Fauchen und er schnellte vor, die Hände wie Krallen von sich gestreckt. Ohne darüber nachzudenken, hob Kimberly den Dolch und wehrte den Schlag ab. Tyler zischte noch einmal und starrte auf die Wunde, an seinem Arm, aus der Blut quoll. Violettes Blut. Die Luft stank auf einmal nach verbranntem Fleisch. Noch einmal schlug er nach ihr, halbherzig dieses Mal, als wollte er
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