Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
jene Menschen, die den Stein damals versteckt hatten, um ihn zu bewachen und dafür zu sorgen, dass er nicht in falsche Hände fiel. Das waren Menschen, die ihn benutzen wollten – Menschen wie Captain Barron.
Die Bilder begannen auf ihre eigene Art, Kimberly die Geschichte des Steins zu erzählen, ohne dass sie die geschriebenen Worte verstehen musste.
Die Menschen nahmen den Stein mit, um seine Macht zu erforschen und zu gebrauchen. Sie versteckten ihn vor allen anderen, denn sie hatten sich geschworen, die Macht mit niemand anderem zu teilen. Anfangs ahnten sie nicht, dass auch der Dämon seine Finger mit im Spiel hatte, und sie so steuerte, wie er es wollte. Erst, als immer mehr Marionetten-Männer ihnen auflauerten, bekamen sie Angst und dachten noch einmal darüber nach, auf was sie sich da eingelassen hatten. Alle, bis auf einen. Er stritt mit den anderen, hielt an ihrem ursprünglichen Vorhaben fest. Sie wollten ihm den Stein wieder abnehmen, denn sie hatten erkannt, wie gefährlich er war. Doch der Dämon witterte seine Chance, er gab dem Einen Kraft und so schaffte dieser es, die anderen zu töten. Die Marionetten-Männer ließen ihn von da an in Ruhe, sie beschützten ihn sogar vor jedem, der ihn aufhalten wollte. Der Eine war blind von seinem Verlangen und seiner Wut, er ahnte nicht, was der Dämon vorhatte. Er verließ sich auf seine neuen Beschützer, als er einen düsteren, toten Ort betrat, um ein Ritual durchzuführen. Eine Knochenfrau grub sich aus dem schwarzen Nichts. Der Mann lächelte, der Dämon grinste. Beide traten auf die Knochenfrau zu, jeder mit seinen eigenen Absichten. Der Dämon erreichte sie zuerst und fuhr in sie hinein und bevor der Eine erkannte, was geschehen war, hatte die Frau ihn getötet.
Von diesem Augenblick an versank die Welt im Chaos. Die Knochenmenschen erhoben sich und – besessen, wie sie waren – töteten sie einen Menschen nach dem anderen, bis von der alten Welt nichts mehr übrig war. Eine neue und zugleich uralte Ära brach an, lebte wieder auf. Die Ära der Dämonen. Der Anfang.
Es gab nur einen Ausweg, eine einzige Möglichkeit, dies zu verhindern. Ein Kind, das in einem strahlend weißen Licht leuchtete, kniete vor dem Stein, eine schmale Klinge in der Hand. Die Dämonen sahen es, aber es war zu spät. Die Klinge zerschnitt den Kristall und Splitter wie aus Glas stoben auf. Die Knochenmenschen brachen zusammen, als wären sie nie lebendig geworden, und das Böse verschwand.
Zitternd ließ Kimberly das Buch auf ihren Schoß sinken, es rutschte aus ihren Händen und fiel auf die Hängematte. Ihr Kopf war noch immer erfüllt von den düsteren Bildern dessen, was ihr selbst bevorstand, wenn sie es nicht schaffte, es zu verhindern. Und einmal mehr wurde ihr klar, dass sie den Stein nie, nie, niemals aus der Höhle hätte entfernen dürfen. Die Marionetten-Männer waren also erst der Anfang von etwas Größerem, ungleich Schlimmeren und … Böserem. Und Kimberly wusste nicht, wie sie es aufhalten sollte. Ein in einem weißen Licht erstrahlendes Kind? Wer sollte das sein?
Kimberly massierte sich die Schläfen. Was davon war wirklich schon einmal geschehen, was würde vielleicht bald passieren und was war nur erfunden? Alles? Nichts? Hatte sie mit der Bergung des Kristalls wirklich einen Dämon befreit – und so das Ende der Welt eingeleitet?
Es erschien ihr so lächerlich an den Weltuntergang zu denken, während sie mitten auf dem Meer fuhr und draußen die Sonne schien, als hätte sie das alles nur geträumt. Und dann erinnerte sie das beklemmende Gefühl in ihrer Brust an die Angst, die sie seitdem verspürte, an die Bedrohung, die sie spürte, wenn sie den Stein berührt hatte oder in Tyler Nähe war. Einmal mehr dachte sie daran, dass Tyler entweder ein Spion oder vielleicht sogar der Dämon selbst sein musste, denn anders konnte sie sich ihre Gefühle und seine Anwesenheit nicht erklären. Die Geschichte von seinem Überlebenskampf im Dschungel konnte sie ihm nicht so recht glauben.
Aber gleichzeitig musste sie an diese warmen, bernsteinfarbenen Augen denken. Sie waren nicht böse und sie waren nicht hohl, wie die der Marionetten-Männer. Was war er? Oder war er wirklich einfach nur ein Mensch und sie wurde langsam paranoid?
Kimberly schüttelte die Gedanken ab, ihr Kopf schmerzte und summte von zu vielen Grübeleien, die nur ins Nichts führen konnten – und von Bildern von Dämonen, Marionetten-Männern und Knochenmenschen, die sie nicht mehr
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