Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
der sich hasste für alles, was geschehen war und der krampfhaft versuchte, etwas wiedergutzumachen – auch, wenn er dafür den falschen Weg wählte.
Captain Barron sammelte sich einen Moment lang, ehe er fortfuhr, doch sein Blick war noch immer glasig und weit, weit weg. „Deine Mutter war eine bemerkenswerte Frau. So stark und mutig und dabei unglaublich einfühlsam und zart. Mit ihr an unserer Seite wäre alles anders gewesen, dann wäre das hier nie … Es war meine Schuld. Dass sie gestorben ist. Wir waren auf offener See, als die Spanier uns angegriffen haben. Sie kamen überraschend und wir waren … nicht vorbereitet. Wir hatten gefeiert. Es war dein Geburtstag, du warst gerade drei Jahre alt geworden und wir … waren betrunken und … unachtsam.“
Er hielt mühsam neue Tränen zurück und schluckte krampfhaft. Kimberly blieb ganz still sitzen, wagte kaum zu atmen, weil sie fürchtete, er würde wieder in Schweigen und Verschlossenheit verfallen und den Rest der Geschichte in seiner Erinnerung ruhen lassen.
Sein Blick wurde hart, als er weitersprach, doch es gelang ihm nicht, den Kummer und den Selbsthass vollkommen zu überdecken. Seine geballten Fäuste ruhten zitternd auf seinen Oberschenkeln. Das war nicht mehr der Captain, den sie kannte. „Ich habe sie nicht beschützt. Ich war viel zu überrumpelt gewesen, um rechtzeitig zu reagieren. Zwei Spanier sind zu meiner Kabine gerannt, sie haben dein Schreien gehört. Melinda wollte … sie wollte dich beschützen, sie hat sich ihnen in den Weg gestellt und … den ersten konnte sie mit ihrem Säbel verletzten, aber der zweite … er hat … hat sie … Es war meine Schuld. Ich war zu spät. Ich war zu spät!!“
Kimberly widerstand dem Drang, ihm eine Hand auf den Arm zu legen, weil sie immer noch Angst hatte, er würde dann nicht mehr weitersprechen. Also saß sie bloß da und hoffte, ihr Herz würde nicht zerspringen, so schnell, wie es schlug. Doch was Captain Barron dann sagte, raubte ihr den Atem. „Sie war ein reines Kind.“
Ihre Blicken trafen sich, ihre Augen vor Überraschung weit aufgerissen, seine vor Trauer gerötet und noch immer glasig. „Ihre Mutter hatte ein Gespür dafür, sie konnte die Auren der Menschen sehen. Ihre fehlende Sehkraft glich sie durch das Zweite Gesicht aus. Catherine, ihre Mutter, war schon immer anders. Sie nannte sich selbst eine Kräuterhexe und es zog sie immer wieder nach Tortuga. Irgendetwas war da, eine Blume … Seltsames Hexenkraut. Sie pflegte uns Salben zu mixen, die wir mitnehmen sollten, wenn wir zur See fuhren. Sie waren für jene Augenblicke gedacht, wie die, in denen die Spanier auf deine Mutter geschossen hatten, aber ich … es war zu spät.“
Aelyza, dachte Kimberly.
„Catherine hat auch Dinge gesehen. Splitter der Zukunft, sagte sie. Vielleicht waren es auch nur wirre Träume. Bevor sie sich ein Zuhause auf Tortuga eingerichtet hat, ist sie öfters mit uns zur See gekommen, um auf den Inseln ihre Kräuter zu sammeln. Sie hat oft von Dämonen geträumt und von Melinda. Davon, dass sie uns retten würde, wenn es so weit wäre. Natürlich hat ihr niemand geglaubt. Wir waren Freibeuter unter britischer Flagge, keine abergläubigen Spinner. Catherine hat Melinda immer als reines Kind bezeichnet, wenn sie von ihren Träumen sprach. Und als du geboren wurdest, hat sie auch dich so bezeichnet. Nach Melindas Tod hat sie es vorgezogen, sich auf Tortuga zurückzuziehen.“
Langsam kehrte Captain Barrons Blick in die Gegenwart zurück. „Ich habe nie verstanden, was sie damit meinte. Reine Kinder. Ich hielt es für einen Kosenamen oder die Verrücktheiten einer alten, blinden Frau. Nie hätte ich gedacht … erst als ich die Geschichte des Steins gehört habe, begriff ich. Dass die reinen Kinder die einzigen waren, die uns retten konnten, wenn der Dämon frei käme. Dass nur sie den Dolch führen konnten. Und dass nur sie die dunklen Kinder erkennen konnten, die sich auf die Seite des Dämons stellen würden.“
In Kimberly Kopf drohte Chaos auszubrechen. Dunkle Kinder? Meine Mutter war ein reines Kind? Ich bin ein reines Kind? Wie…?
„Kennst du die Geschichte vom Anfang?“
„Vom Anfang? Meinst du nicht, von Anfang an?“
„Nein, nein. Vom Anfang. Von der alten Ära. So nannte man es damals. Die Geschichte der Welt früher war, als die Dämonen unter uns gelebt hatten und als wir ihre Sklaven waren.“
Langsam schüttelte Kimberly den Kopf, unwissend, ob sie noch mehr Informationen
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