Wenn dein Lächeln mich umarmt
noch heute deinen Vater bitten, einen Handwerker zu schicken, um sicherzustellen, dass niemand mehr unbefugt die Mühle betreten kann. Es ist wirklich zu gefäh r lich."
Torben beobachtete fasziniert, wie die Sonne, die durch das Fenster fiel, Stefanies blauen Augen einen leichten Goldschimmer verlieh. An diesem Nachmittag erschien sie ihm fremd und ve r traut zugleich. Seit sie sich auf der Bank an der Alster geküsst hatten, ging sie ihm nicht mehr aus dem Sinn. Sie waren ihr Leben lang Freunde gewesen, hatten während seiner Abwese n heit oft lange Telefongespräche miteinander geführt, dennoch war ihm nie bewusst geworden, wie sehr er sie liebte. Er hatte noch nie eine feste Freundin gehabt. Frauen hatten bisher in seinem Leben kaum eine Rolle gespielt. Nun war das anders! Jene Nacht in Hamburg hatte alles verändert.
"Warum sagst du nichts?", fragte sie irritiert und griff sich ins Gesicht. "Habe ich mich schmutzig gemacht?"
"Nein", antwortete er voller Liebe und nahm ihre Hand. "Weißt du, wie wichtig du mir bist?" Er strich sanft mit dem Zeigefinger über ihr Gesicht.
Stefanie glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie hob die Hand, berührte seinen Nacken. "Du warst nur ein Freund für mich und plötzlich... Wie kann es sein, dass wir mit einem Mal mehr sind?" Sie blickte ihm in die Augen und erkannte in ihnen dieselbe Liebe, die auch sie für ihn empfand.
"Ist das wirklich wichtig?" Er nahm ihr Gesicht in beide Hä n de. "Wir lieben einander, nur das zählt, Steffi." Seine Lippen gli t ten weich und fordernd zugleich über ihre Augen zu i h rem Mund. Zärtlich küsste er sie.
Ich träume, dachte Stefanie, es kann nur ein Traum sein. Gleich würde sie erwachen und... Nein, es war kein Traum! Torben hielt sie in seinen Armen, sie spürte das Schlagen seines Herzens... "Ich liebe dich", sagte sie leise und schmiegte sich noch fester an ihn. "Ich liebe dich."
Pünktlich zum Tee kehrten sie ins Herrenhaus zurück. Baronin Felicitas saß bereits auf der Terrasse. Sie stickte an einem Kisse n bezug. Als die jungen Leute sich zu ihr setzten, legte sie ihre A r beit zur Seite und klingelte nach dem Hausmädchen, damit es den Tee servierte.
Torben erzählte von seinen Jahren in London und seinen Re i sen nach Cornwall und Schottland. Die alte Baronin hörte ihm interessiert zu, beobachtete dabei aber sehr genau ihre Enkelin und den jungen Mann. Das stumme Einvernehmen zwischen den ju n gen Leuten entging ihr nicht. Wie absichtslos berührten sich ihre Hände, ihre Augen glänzten und wenn sie einander ansahen, so schienen sie alles um sich herum zu vergessen.
"Was ist zwischen dir und Torben?", erkundigte sie sich, nac h dem sich der junge Mann von ihnen verabschiedet hatte. "Gibt es da etwas, was du mir sagen solltest?"
Stefanie ärgerte sich über ihr Erröten. "Wir haben uns ineina n der verliebt, Großmutter", antwortete sie. "Wenn ich an ihn denke, fühle ich so eine tiefe Sehnsucht in mir, dass es direkt schmerzt. Ich möchte vierundzwanzig Stunden am Tag mit ihm zusammen sein, mich nie von ihm trennen."
"Ich mag Torben sehr", sagte die alte Dame. "Er ist ein netter junger Mann, ein hervorragender Pianist. Dein Vater hat ihn nicht umsonst gefördert und dafür gesorgt, dass er Musik studieren kann." Sie sah ihre Enkelin nachdenklich an. "Trotzdem frage ich mich, ob es sehr klug von dir ist, dich ausg e rechnet jetzt zu verli e ben. Du stehst am Anfang einer glänze n den Karriere. Eine Liebe belastet da nur."
"Großmutter, hast du deine eigene Jugend vergessen?" Stefanie drückte ihre Hand. "So etwas lässt sich nicht steuern. Ich liebe Torben und er liebt mich, gleichwohl ist es noch viel zu früh, um Zukunftspläne zu schmieden." Sie seufzte auf. "Davon abgesehen kann ich mir durchaus eine gemeinsame Zukunft mit Torben vo r stellen."
"Nein, ich habe meine eigene Jugend nicht vergessen", erw i derte die alte Dame und schloss sie in die Arme, "dennoch habe ich Angst, dass du einen Fehler machst."
* * *
Sebastian Molhagen blickte erwartungsvoll der jungen Frau entgegen, die quer durch die Hotelhalle auf ihn zukam. "Wie schön, Sie zu sehen, Stefanie", sagte er und ergriff mit beiden Händen ihre rechte Hand. "Ich freue mich auf unsere Zusamme n arbeit."
"Danke, dass Sie mir eine zweite Chance geben, Herr Molh a gen", erwiderte Stefanie und ließ sich ihr Unbehangen nicht a n merken. Sie fand Molhagen an diesem Vormittag genauso unsy m pathisch wie damals in Stuttgart. Angewidert
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