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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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Anrufliste war die des französischen Verlags, für den Christine Weingard arbeitete. Als er den Boden absuchte, bemerkte er auch ihre Fototasche unter der Bank. »Also schön. Wo habt ihr euch verkrochen?«, flüsterte er und schaute sich um. Er war sicher, dass Rick und die Fotografin sich nicht getrennt hatten und noch in der Nähe waren. Hatte Schwabe sie vielleicht überrascht und irgendwo eingesperrt, um mit ihm und dem Alten allein zu sein? Auf alle Fälle hatte Denninger gelogen, als er gesagt hatte, dass sie den Hof verlassen hätten. Was, wenn sie da draußen irgendwo lauerten und ihn beobachteten? Er ging in die Küche und beleuchtete mit der Öllampe den Zettel mit den Telefonnummern, der mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt war. »Gleich habe ich dich, mein Freund.« Er fischte sein Telefon aus der Jacketttasche und wählte Ricks Handynummer, die Denninger auf dem Zettel notiert hatte. »Mist«, fluchte er, als ihm klar wurde, dass das Telefon ausgeschaltet war.
    Nun gut, wo auch immer die beiden steckten, vorrangig musste er sich um Denninger und Schwabe kümmern. Zuerst versuchte er den Revolver, den er Denninger abgenommen hatte, um Schwabe endgültig den Garaus zu machen, dem Alten wieder in die Hand zu drücken, aber vergeblich. Denningers Finger waren bereits starr. Entnervt legte er den Revolver neben ihn auf den Boden. Dann hatte der Alte die Waffe eben fallen lassen, auch egal. Als Nächstes steckte Jeremias das Telefon und die Kamera der Fotografin ein, warf ihre Tasche ins Feld, bevor er mit der brennenden Öllampe ausholte und diese in hohem Bogen ins Haus flog. Das Glas der Lampe zersplitterte, und wenig später züngelten die ersten gierigen Flammen über die trockenen Bodendielen. Es dauerte nicht lange, bis sie durch das Zimmer krochen und sich über Möbel, Türen und Fenster hermachten.
    Das war erledigt. Was mit Rick und Christine Weingard geschehen sollte, würde sich danach richten, was sie gesehen hatten. Er musste das Risiko eingehen und abwarten. Es wäre sinnlos, mitten in der Nacht durch die Umgebung zu marschieren, um auf gut Glück nach ihnen zu suchen. Vielleicht hatte Schwabe sie ja tatsächlich schon zuvor irgendwo festgesetzt. Was bedeutete, wenn sie sich nicht selbst befreien konnten, dann würde er sie nicht wiedersehen, zumindest nicht lebend. Eine durchaus angenehme Vorstellung, wie er fand.
    In der Apotheke brannte kein Licht, als Jeremias eine halbe Stunde später durch den Garten ins Haus zurückschlich. Er lief ins Obergeschoss in Marias Schlafzimmer. Sie bemerkte ihn nicht. Wie immer, wenn sie sich um ihn sorgte, hatte sie eine Schlaftablette genommen, um die Angst nicht ertragen zu müssen.
    Er ging ins Badezimmer, hielt den Kopf unter die Dusche, kämmte sich. Mit einer Kleiderbürste reinigte er Jeans und Jackett und tupfte ein paar Tropfen von Marias Parfum auf sein Hemd. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn anriefen, um ihm mitzuteilen, dass der Denningerhof brannte. Die Zeit bis dahin konnte er nutzen. Er würde seine Beziehungen spielen lassen, um Lindens Mobiltelefon zu orten.
    Als er sich erfrischt hatte, ging er ins Schlafzimmer, setzte sich zufrieden auf die Fensterbank und betrachtete die Flammen am Horizont. Nach einer Weile nahm er Christines Telefon aus seiner Jacketttasche, durchforstete erst ihre Kontaktdaten und nahm sich dann die gespeicherten Fotos vor. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er auf dem zuletzt aufgenommenen Bild den toten Georg Denninger vor dem Kamin liegen sah. Das Foto davor zeigte den Schürhaken, auf der Couch daneben lag sein Jackett. Verdammt! Schnell überprüfte er, ob die Bilder schon verschickt worden waren. Er atmete auf. Alles war in Ordnung.

25
    »Auf dem Denningerhof brennt es!«, rief Christine, als sie sich nach einer Weile noch einmal umdrehte. Das Feuer hatte schon die Terrasse erreicht und sprang nun auf den trockenen Weizen über. Bald würden die Felder in Flammen stehen. »Ruf die Feuerwehr, Rick!«
    »Kann ich aber leider nicht, ich habe vorhin dein Handy verloren«, erzählte er ihr von dem Schrecken, den Schwabe ihm eingejagt hatte.
    »Das heißt, wir sind auf uns allein gestellt? Mitten in der Nacht in den Bergen, ohne die geringste Ahnung, wo wir hintreten?«
    »Geh einfach weiter, Christine.«
    »Wohin?« Sie weigerte sich, noch einen Schritt zu machen. »Mein Handy, Amatas Tagebuch, meine Tasche. Rimbar wird daraus schließen, dass wir noch irgendwo in der Nähe

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