Wenn der Acker brennt
sind.«
»Sollte er dein Handy gefunden haben, dann wird er nicht mehr daran zweifeln. Ich habe mit deinem Handy den toten Denninger und den Tatort fotografiert.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder? Er wird glauben, wir hätten ihn die ganze Zeit über beobachtet. Wir müssen sofort die Polizei informieren.«
»Was denkst du, wie lange es dauern wird, bis Jeremias weiß, wo wir sind? So wie Seppi Toni Renner geschildert hat, wird er seinen Onkel über die Ermittlungsarbeiten der Polizei auf dem Laufenden halten.«
»Wir müssen Burger davon überzeugen, dass Rimbar ein Mörder ist. Dann wird er Toni Renner von den Ermittlungen ausschließen.«
»Das Thema hatten wir schon. Sie werden uns nicht glauben, wenn wir Jeremias des mehrfachen Mordes beschuldigen. Eher geraten wir unter Mordverdacht, weil sich bestimmt genügend Zeugen finden, die gesehen haben, dass wir zu Denninger in den Wagen gestiegen sind.«
»Aber wir haben kein Motiv, den alten Mann und Schwabe zu töten.«
»Jeremias auch nicht.«
»Er will an Denningers Grundstück.«
»Dazu muss er keinen Mord begehen. Er hat andere Mittel. Enteignung und Entmündigung sind da nur eine kleine Auswahl.«
»Vielleicht wusste Schwabe, dass Rimbar den Rucksack aus dem Keller geholt hat, und Georg Denninger ist nur zwischen die Fronten der beiden geraten.«
»Dass Jeremias das Geld genommen hat, beweisen wir allein mit Amatas Tagebuch?«
»Beweisen nicht, aber es enthält erste Hinweise.«
»Das reicht nicht, Christine.«
»Nein, vermutlich nicht. Was bedeutet, wenn es uns nicht gelingt, Beweise gegen ihn zu finden, dann sollten wir uns wohl besser auf eine einsame Insel absetzen und hoffen, dass er das Interesse an uns verliert.« Sie hatten nichts Verwendbares gegen den Bürgermeister in der Hand. Rick hatte recht. Sie wussten nicht einmal, was genau auf dem Denningerhof passiert war. Auch den Mord an Manni Schwabe hatten sie nicht wirklich gesehen. Das, was sie gehört hatten, würde nicht ausreichen, um Jeremias zu beschuldigen; jeden anderen in Sinach, aber nicht Jeremias Rimbar.
»Hör zu, wir warten, bis es hell wird, dann gehen wir zu Fuß nach Garmisch, halten uns dabei aber von der Straße fern, damit wir niemandem auffallen. In Garmisch bleiben wir im Hotel, bis ich mit meinen Anwälten gesprochen habe«, schlug Rick vor.
»Guter Plan, und was machen wir, bis es hell wird?«
»Die nächste Schutzhütte ist nicht mehr weit. Dort entlang.«
»Mitten durch den Wald?«
»Das ist der kürzeste Weg zur Schutzhütte. In zwei Stunden steht der Mond so tief, dass es stockfinster sein wird.«
»Du kennst dich hier aus?«
»Ich werde mich nicht verlaufen, keine Sorge.« Niemand im Dorf wusste, dass er in den letzten Jahren oft mit Johann hier oben gewesen war. Mit all den Geschichten über Berggeister im Gepäck, die der Freund von seinem Großvater übernommen hatte.
Christine schaute immer wieder nach vorn, betrachtete die Bäume, die bald so dicht standen, dass das Mondlicht kaum noch durch die Wipfel drang. Das Rascheln des Laubes, das weiche Moos unter ihren Füßen, die Dunkelheit des Waldes, im Tal das Feuer, alles erschien ihr irgendwie surreal, beinahe so, als würde sie einen Alptraum erleben. Fehlt nur noch, dass mir die Beine versagen, so wie in den Träumen, in denen man einfach nicht vorwärtskommt, dachte sie. Kurz darauf vernahm sie das Tosen eines Wasserfalls.
»Wir müssen aber nicht über eine Klamm, oder?«
»Doch, müssen wir, das ist der direkte Weg zur Hütte.«
»Ich hoffe, es gibt eine stabile Brücke?«
»Mach dir nicht so viele Gedanken«, sagte Rick und ging voraus.
»Da sollen wir rüber?«, schrie Christine einige Minuten später gegen das hinunterdonnernde Wasser an. Irgendjemand hatte einen Baumstamm als provisorische Brücke über den Fall gelegt. Gebannt schaute sie auf den Felsvorsprung, über den das Wasser in die Tiefe stürzte.
»Sieh mal, da unten, wie sich der Mond dort spiegelt.« Rick zeigte auf das Becken, in dem sich das Wasser sammelte, bevor es in das Bett des Wildbaches floss und talabwärts schoss. »Wenn sich dir das Licht des Himmels in einem Gewässer zeigt, dann wird eine mächtige Energie freigesetzt. Sie wird dich vor dem Bösen beschützen. Das sagt jedenfalls ein Freund von mir«, ließ er sie an einer von Johanns Weisheiten teilhaben.
»Und darauf soll ich vertrauen?«
»Es reicht, wenn du mir vertraust.«
»Das heißt?«
»Du gehst über den Baumstamm und schaust nicht nach unten.
Weitere Kostenlose Bücher