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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Beispiel?«
    » Sie werfen etwas ins Feuer, dass es meterhoch auflodert und dabei seine Farbe verändert. Oder sie lassen Geisterstimmen sprechen– vermutlich beherrschen sie also auch die Kunst des Bauchredens. Wie auch immer, dieser Platz hier dürfte schon lange aufgegeben sein.«
    Das war Dorothea nur zu recht. Ein Platz wie die Kultstätte auf dem Weg nach Glenelg in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wäre ihr alles andere als lieb gewesen.
    Die Adventszeit begann und erinnerte sie schmerzlich an die letztjährige. War es wirklich erst ein Jahr her, dass sie mit Jane so unbeschwert durch den Busch gewandert waren? Dass sie Miles Somerhill kennengelernt hatte? Beim letzten Weihnachtsfest waren sie noch eine Familie gewesen. Ihr Vater hatte den Weihnachtsgottesdienst gehalten, und danach hatte es ein Festessen gegeben. Das Leben hatte voller Versprechungen vor ihr gelegen. Sie gab sich große Mühe, ihre Anflüge von Melancholie vor Robert zu verbergen. Er verlangte so wenig von ihr, da war es das Wenigste, was sie tun konnte, ihm nicht mit trübsinnigem Gesicht zu begegnen.
    » Hast du irgendwelche besonderen Pläne für Weihnachten, Liebes«, erkundigte Lady Chatwick sich eines Abends, wobei sie sich mit einer Serviette Kühlung zufächelte. » Puh, ist das heiß! Bei dieser Witterung könnte man glatt vergessen, dass es auf Weihnachten zugeht.«
    » Nein, sollte ich?« Dorothea sah Robert fragend an. » Ich dachte, ich passe mich den Gepflogenheiten auf Eden-House an.«
    » Allzu viele davon gibt es hier nicht«, erwiderte er fast bedauernd. » Ein Mistelzweig würde ja auch nicht allzu viel Sinn ergeben. In den letzten Jahren haben wir uns auf ein gutes Essen beschränkt. Obwohl Eiergrog und Christmaspudding bei diesen Temperaturen natürlich nicht ganz das Passende sind.«
    » Aber es gehört doch irgendwie dazu«, protestierte Lady Chatwick. » Ohne Grog und Pudding ist es einfach kein Weihnachtsfest.«
    » Mrs. Perkins ist ganz deiner Ansicht. Deswegen steckt sie ja auch immer eine fette Gans in die Bratröhre«, bemerkte Robert trocken.
    » Was ist dir denn an Weihnachten wichtig, Heather?«, fragte Dorothea, die sich wunderte, wieso ihre Stieftochter sich am Gespräch nicht beteiligt hatte. Sie konnte sich gut erinnern, wie sie sich früher immer schon Wochen vorher auf das Fest gefreut hatte. Heather hingegen wirkte ausgesprochen desinteressiert an dem Thema.
    » Nichts.« Heathers brüske Antwort befremdete Dorothea. Sie warf Robert einen Blick zu. Der schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihr zu bedeuten, nicht weiter in sie zu dringen.
    » Als ich klein war, wimmelte es zu Hause über die Feiertage immer vor lauter Besuchern«, sagte er später in ihrem Schlafzimmer. » Darunter jede Menge Cousins und Cousinen. Wir hatten viel Spaß damals.« Robert lächelte schief. » Vom nächtlichen Schlittschuhlaufen auf dem Dorfweiher bis hin zu heimlichen Ausflügen in die Speisekammer. Hier haben wir leider keine Gäste, und schon gar nicht im passenden Alter für Heather. Es ist kein Wunder, dass Weihnachten ihr nichts bedeutet. Für sie ist es ein Tag wie jeder andere.«
    » Wie traurig!« Dorothea erinnerte sich an die Winterabende, an denen die Familie in Dresden bis spät in die Nacht bei Früchtebrot und Apfelpunsch zusammengesessen und Weihnachtslieder gesungen hatte. Auch bei ihnen waren Gäste ein und aus gegangen: meist Kollegen des Vaters und ihre Angehörigen. Alt und Jung hatten bei den Scharaden und Pfänderspielen mitgemacht und sich dabei königlich amüsiert. Nur das letzte Weihnachtsfest hatte sich von allen vorhergehenden unterschieden: Es waren dieselben Weihnachtslieder gewesen, dieselben Mandelplätzchen wie die, die ihre Mutter jedes Jahr zu backen pflegte– dennoch hatten sie alle das Gefühl gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.
    » Mitten im Sommer Weihnachten zu feiern ist irgendwie verrückt«, hatte Karl die allgemeine Empfindung in Worte gefasst.
    Sie hatten das Beste daraus gemacht: Der Punsch wurde eben kalt getrunken, und ihr Vater hatte launig bemerkt, dass es doch eigentlich etwas Wunderbares an sich hätte, wenn in ihre Lieder auch die Vögel mit einstimmten. Überhaupt: ihr Vater! Ohne ihn konnte sie sich Weihnachten gar nicht vorstellen. Wer sonst sollte » Vom Himmel hoch« anstimmen? Wer sonst mit verschmitztem Lächeln die Keksdose aus ihrem Versteck holen, das jeder kannte?
    Selbst Jane, die immer behauptete, die Weißen wüssten nicht zu feiern, war

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