Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
tief beeindruckt gewesen. Weniger von den Gesängen als von der Gemeinsamkeit. » Bei uns würde kein Mann sich herablassen, mit seiner Familie einen ganzen Abend zusammenzusitzen«, hatte sie bemerkt. » Vielleicht mit seinem Lieblingssohn. Aber nie mit seiner Frau und den Töchtern. Siehst du, deswegen liebe ich Tim so: Er behandelt mich nicht wie eine Frau.«
Dorothea wusste, was Jane damit meinte: Tim Burton sah in ihr nicht bloß eine wertlose Sklavin.
» Du siehst plötzlich so betrübt aus, Liebste«, unterbrach Robert die Flut der Erinnerungen, die in ihr aufstieg. » Ist es wegen Heather? Glaube mir, das ist unnötig: Sam und ich haben eine wunderhübsche kleine Ponystute für sie ausgesucht und zugeritten. Sie wünscht sich doch schon so lange ein eigenes Pferd. Jetzt ist sie endlich alt genug dafür. Ich bin sicher, das wird sie glücklich machen.« Er streckte die Arme nach ihr aus. » Wahrscheinlich wirst du dann größte Mühe haben, sie überhaupt noch ins Schulzimmer zu bekommen.«
» Das macht nichts. Hauptsache, sie ist glücklich.« Dorothea schmiegte sich bereitwillig an ihn. » Und du? Was würde dich glücklich machen?«
» Weißt du nicht, dass du mich bereits zum glücklichsten Mann von Südaustralien gemacht hast?«, raunte er mit vor Leidenschaft rauer Stimme und schob sie in Richtung Bett.
Als ihr Mann ein paar Tage vor Weihnachten erklärte, noch einmal nach Adelaide reisen zu müssen, und dabei einen verschwörerischen Blick mit seiner Tante tauschte, empfand Dorothea spontan Erleichterung. Erleichterung darüber, ein paar Nächte allein verbringen zu können, keine Leidenschaft vortäuschen zu müssen, die sie nicht empfand.
Der ersten Monatsblutung nach der Nacht mit Ian im Park, die sie noch freudig begrüßt hatte, war inzwischen eine weitere gefolgt. Ihre Enttäuschung war mindestens so groß gewesen wie Roberts. Vielleicht noch größer, denn der unbändige Wunsch, endlich von ihm schwanger zu werden, hatte dazu geführt, dass der eheliche Akt für sie schleichend, fast unbemerkt, vom Vergnügen zur Pflicht geworden war. Dorothea war dazu übergegangen, ihm ihren Höhepunkt vorzuspielen. Sie wollte nicht, dass ihr Mann sie mit Fragen bedrängte, auf die es nur Lügen als Antwort gegeben hätte.
Ihr Körper schien sich ihrem Willen zu entziehen. Und wenn sie sich noch so bemühte, Lust zu empfinden: Er blieb im Innersten kalt und unbeteiligt. Es war ihr völlig unverständlich, denn es war ja keineswegs so, dass sie Widerwillen gegen ihren Mann empfand.
Aus einer Art Verzweiflung heraus hatte sie ihn letzten Sonntagmorgen sogar verführt. Es war nicht schwer gewesen. Miles hatte es immer besonders geschätzt, wenn sie sein Glied mit der Hand gestreichelt hatte. Daran hatte sie sich erinnert und sich an Roberts schlafwarmen Rücken geschmiegt. Anschließend hatte sie ihre Rechte unter sein Nachthemd gleiten lassen. Sobald sie gefunden hatte, was sie suchte, hatte er auf die Berührung reagiert, bevor er halbwegs wach gewesen war. Er hatte keinen Versuch gemacht, sich ihr zu entziehen. Stattdessen hatte er sich langsam, sehr langsam, als hätte er Angst, dass sie ihren Griff sonst lösen würde, umgedreht und sie angesehen.
Errötend hatte sie dem Blick standgehalten. » Ich hoffe, der Herr hat gut geschlafen?«, hatte sie gefragt. » Hat er. Und die gnädige Frau?« Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, hatte Robert träge seine Hand zwischen ihre Beine geschoben und seinerseits begonnen, sie zu streicheln.
Aufs Äußerste erregt hatte sie darauf gehofft, den Bann brechen zu können, endlich wieder die Lust zu empfinden, die sie vorher für selbstverständlich gehalten hatte und die sich ihr jetzt so widerspenstig verweigerte. Aber erneut war im unpassendsten Moment Ians Gesicht vor ihrem inneren Auge erschienen. Verfluchter Kerl! Man könnte glauben, er hätte sie mit einem Zauber belegt wie dem, von dem Jane erzählt hatte. Danach konnte der Verzauberte nur noch an die eine Person denken. Niemand anderes zählte für ihn, niemand anderes konnte seine Leidenschaft wecken. Man musste in einem solchen Fall nach dem Zauber suchen, hatte Jane ganz ernsthaft erklärt. Meist handelte es sich dabei um eine Lehmkugel, in der außer dem Fluch noch Haare oder Fäkalien des Verfluchten eingeknetet waren. Diese Lehmkugel musste man zerstampfen und die Reste in alle Winde verstreuen, um die Wirkung zu neutralisieren. Sobald das geschehen war, wäre alles wieder in schönster
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