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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!« ließ sie sie entgeistert aufreißen. Er hatte Englisch gesprochen! Englisch, wie es in den Straßen von Adelaide gesprochen wurde.
    Dorothea glaubte ihren Augen nicht mehr trauen zu können: Vor ihr hockte in der eigentümlichen Haltung der Eingeborenen der Skelettmann und sprach mit ihr, als sei er ein Engländer. Träumte sie? Das konnte doch nicht die Wirklichkeit sein!
    Aus unmittelbarer Nähe sah sie in seine scharfen Züge; die Augen, dunkel und kalt wie Obsidian, ließen keine menschliche Regung erkennen, während sie sie beobachteten, wie ein Jäger seine Beute beobachten würde: interessiert, aber mitleidlos. Unter der weißen Bemalung erkannte sie eine scharfe, hakenförmige Nase und einen schmal geschnittenen Mund. Er schien sich zu rasieren, denn sie konnte in der weißen Schminke, die seine ausgeprägten Wangenknochen noch stärker hervortreten ließ, keine Anzeichen von Bartwuchs entdecken.
    » Ich weiß, dass weiße Frauen noch nutzloser sind als schwarze«, sagte er verächtlich. » Aber ich rate dir, dich geschickt anzustellen. Sonst hole ich mir mein Fleisch von deinem Körper.« Seine Augen zogen sich zu bösartigen Schlitzen zusammen, und er fügte hinzu: » Ich ziehe Pferdefleisch vom Geschmack her vor, aber du wärst nicht die Erste.«
    Das konnte er doch nicht ernst meinen? Verstört versuchte Dorothea, in den unmenschlichen Augen zu lesen. Sie fand nichts darin als Kälte und gleichgültige Grausamkeit. » Hier«, er warf ihr eine Steinklinge vor die Füße, mit der sie die Eingeborenenfrauen Felle hatte bearbeiten sehen. » Ach ja, und versuch nicht zu fliehen. Sonst schneide ich dir die Zehen ab.« Damit wandte er sich um und verschwand in einem Spalt in der Felswand hinter ihnen. Bisher hatte Dorothea ihre Umgebung noch nicht in Augenschein genommen. Jetzt, während sie auf den Kadaver des alten Wallachs zuwankte, sah sie nur Bäume ringsumher. Durch den dichten Bewuchs hindurch war nicht zu erkennen, wie weit sie von den Ebenen am Murray River entfernt waren. Wohin hatte er sie verschleppt? Sie vermutete, dass sie sich irgendwo in den Mount Lofty Ranges aufhielten. Mit dem lahmenden Pferd konnte er nicht allzu weit gekommen sein.
    Der Ekel, als sie näher trat und der süßliche Blutgeruch sich intensivierte, überwältigte sie fast. Schon umschwirrten unzählige Fliegen den Kadaver, saßen so dicht auf der Blutlache, die aus der Halsschlagader geströmt war, dass man nur noch schwarze, metallisch glitzernde Körper sah. Teilweise flogen sie auf, umschwirrten sie hektisch, krochen auch auf ihr herum. Nur der Gedanke an die Drohung des Skelettmanns vermochte es, sie dazu zu bringen, zwischen den schlaffen Beinen niederzuknien und einen ersten, ungeschickten Schnitt anzusetzen. Er ritzte gerade einmal das Fell. Mit zusammengebissenen Zähnen drückte sie stärker zu und schaffte es tatsächlich, die Haut über dem mächtigen Oberschenkel in einem langen Schnitt von der Kruppe bis zur Flanke zu durchtrennen. Aus dem Schnitt quoll eine Mischung aus Blut, gelblichem Fett und einer wässrigen Flüssigkeit, die die Steinklinge in ihrer Hand so rutschig werden ließ, dass sie sie kaum noch führen konnte. Achtlos riss sie einen Volant von ihrem Unterrock, wickelte ihn um ihre Hand und begann, das Fell abzulösen. Es ging leichter, als sie befürchtet hatte. Stück für Stück legte sie das rosige Fleisch frei. Mit jedem Schnitt, mit dem sie lange Streifen aus dem großen Muskel heraustrennte, wurde sie sicherer. Fast empfand Dorothea so etwas wie Stolz, während der Haufen neben ihr größer und größer wurde.
    » Das reicht.«
    Sie hatte nicht gehört, wie er näher kam. Das war nicht erstaunlich. Verbissen auf ihre Tätigkeit konzentriert, hatte sie auf nichts um sich herum mehr geachtet.
    » Pack es ein und bring es hinein«, wies er sie an, wobei er ein Tragenetz neben den Fleischhaufen warf.
    Dorothea gehorchte. Sie konnte das Netz kaum heben, aber er dachte gar nicht daran, ihr zu helfen. Stattdessen hob er den Speer und drehte sich um, um im Berg zu verschwinden. Folgsam wie eine Eingeborene folgte sie ihm. Der Gang war eng, immer wieder blieb sie mit ihrer Last an Felsvorsprüngen hängen. Mehrmals stolperte sie und hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren. Es schien ihr endlos, bis sie plötzlich in einer Höhle stand. Einer überraschend großen Höhle.
    Mindestens so groß wie das Speisezimmer auf Eden-House. Durch mehrere Ausbrüche in

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