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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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machte Dorothea beruhigend, wie sie es bei Sam und Robert gesehen hatte, und beugte sich nach vorn, um Mollys Hals zu tätscheln. In dem Augenblick hörte sie ein leises Zischen wie von einer Schlange und unmittelbar darauf aus Sams Richtung ein schmerzliches Aufstöhnen. Verständnislos starrte sie auf den langen Speer, der zitternd in seiner Seite steckte. Sie wollte gerade vom Pferderücken rutschen, um ihm zu Hilfe zu kommen, als er die Hand hob. » Nicht absteigen– nehmen Sie Heather und bringen Sie sich in Sicherheit! Schnell!« Seine gepresste, vor Schmerz heisere Stimme jagte ihr fast noch mehr Angst ein als die Waffe in ihm. Niemand war zu sehen, alles schien ruhig und friedlich. Die Vögel in den Bäumen sangen, als sei nichts geschehen. Auch die Eidechsen huschten ungerührt zwischen den Grasbüscheln umher und ließen sich bei ihrer Jagd auf Ameisen nicht stören.
    » Ich kann Sie doch nicht einfach hier zurücklassen, Sam«, flüsterte sie hilflos. » Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    » Verdammt, bringen Sie endlich das Kind von hier weg!«, brüllte er sie so unvermittelt an, dass sie automatisch gehorchte. Sie warf Molly herum und griff nach den Zügeln von Princess. Heather war vor Entsetzen wie erstarrt gewesen. Nun wehrte sie sich auf einmal entschieden und versuchte, Dorothea die Zügel wieder zu entreißen. » Wir müssen Sam doch helfen«, schrie sie. » Er ist verletzt!«
    » Hast du nicht gehört, was er gesagt hat«, stieß Dorothea aus und trieb die beiden Pferde in einen halsbrecherischen Galopp. » Wir können ihm nicht helfen. Wir würden nur selber sterben.«
    Heathers verzweifeltes Aufschluchzen war das Letzte, das sie hörte. Etwas traf sie mit unerhörter Wucht am Hinterkopf und löschte alles um sie herum aus.

17
    Als sie wieder zu sich kam, war sie nicht sicher, ob sie vielleicht in der Hölle war. Es war stockdunkel, es stank widerwärtig, und ihr Kopf schmerzte unerträglich. Dazu hing sie mit dem Kopf nach unten, und etwas drückte so schmerzhaft auf ihre Hüftknochen, dass sie unwillkürlich laut aufstöhnte. Erst allmählich realisierte sie, dass ihr Körper in einer Art Umhüllung steckte und sie selbst über einem Pferderücken hing wie ein Sack Mehl. Aber unzweifelhaft lebte sie noch. Außer den Kopfschmerzen war ihr auch so übel, dass sie fürchtete, sich früher oder später übergeben zu müssen. Da das ihre Lage um einiges verschlimmert hätte, tat sie alles, um den Aufruhr in ihrem Inneren zu unterdrücken. Damit war sie so beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, dass das Pferd auf einmal langsamer ging und schließlich stehen blieb. Jemand griff nach ihr, zerrte sie herunter und ließ sie zu Boden fallen, als sei sie tatsächlich ein Sack Mehl.
    Gefangen in ihrem stinkenden Kokon lag sie da und biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu schreien und um Hilfe zu rufen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass es sowieso vergebens wäre. Doch es könnte ihrem Peiniger signalisieren, dass sie wieder bei Bewusstsein war. Sich ohnmächtig zu stellen war weniger eine bewusste Entscheidung als eine instinktive. Mehr als eine Atempause würde es ihr nicht verschaffen. Aber dass sie noch lebte, schien ihr ein gutes Zeichen. Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er sich wohl kaum die Mühe gemacht, sie zu verschleppen. Panik stieg in ihr auf, als sie sich an die Geschichten erinnerte, die nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben wurden: Gerüchte über Europäerinnen in benachbarten Kolonien der Region, die von Eingeborenen entführt und entsetzlich missbraucht worden waren. Einige waren nie wieder aufgetaucht; andere, die von Suchtrupps gefunden und befreit worden waren, mussten angeblich den Rest ihres Lebens in Asylen für Wahnsinnige verbringen.
    In ihrer Nähe wieherte leise ein Pferd. Gleich darauf fiel etwas Schweres zu Boden. Hufe scharrten über trockenes Gras, dann Stille. Dorotheas bis zum Zerreißen gespannte Nerven drohten sie im Stich zu lassen. Es war eine Tortur, nicht zu wissen, was um einen herum vorging. Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob es nicht schlimmer wäre, es zu wissen.
    Ein nackter Fuß trat sie so heftig in die Seite, dass sie einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken konnte. Mit einem zufriedenen Grunzen zog ihr Entführer sie in sitzende Position und löste die Verschnürung des Ledersacks. Als er ihn ganz fortzog, kniff sie die Augen zusammen, um nichts sehen zu müssen. Ein harter Schlag ins Gesicht und der Befehl » Sieh mich

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