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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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wichtig es dir ist.«
    » Ich möchte aber, dass du es hast. Ich kann mir ein neues besorgen. Vielleicht ist es dir eines Tages noch nützlich. Es ist immer gut, sich verteidigen zu können.«
    Das war typisch Ian! Unter seiner abweisenden Schale verbarg er recht gut eine überraschend fürsorgliche Natur.
    » Danke, ich werde gut darauf aufpassen«, hatte Dorothea gestammelt und ihm vom Abschiedsschmerz überwältigt die Arme um den Hals geworfen. Als sie ihn auf die raue Wange geküsst hatte, war er seltsam erstarrt, ehe er sich hastig losgerissen hatte. » Vergiss nicht zu üben, um dein Handgelenk geschmeidig zu halten«, hatte er ihr noch zugerufen, dann sein Bündel gepackt und war ohne einen Blick zurück auf den vierschrötigen Viehzüchter aus Neu-Südwales zugegangen, bei dem er seine Überfahrt abarbeiten sollte.
    So viel zu ihrem schönen Plan, die Unterrichtsstunden fortzusetzen! Der Viehzüchter hatte seine Ländereien am Oberlauf des Murray River. Gewissermaßen am Ende der Welt, wie August ihr mithilfe einer von ihm grob skizzierten Karte Südaustraliens verdeutlicht hatte. Oder » hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen«, wie Lischen es unerwartet poetisch in den Worten ihres Lieblingsmärchens ausdrückte.
    » Da vorn ist es!« Die Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren trübsinnigen Betrachtungen. Die Mission samt dem Haus, in dem sie von nun an alle wohnen würden, lag außerhalb von Adelaide. Obwohl das Wetter alles in einen feuchten Nebelschleier hüllte, war doch zu erkennen, dass die » Native Location«, wie sie genannt wurde, ausgesprochen idyllisch am Nordufer des Torrens River gelegen war. Neben einigen flachen Bauten aus Lehm und mit Schilf gedeckten Dächern stand ein solide gemauertes, zweistöckiges Steinhaus mit umlaufender Terrasse und rotem Ziegeldach.
    » Willkommen zu Hause, meine Lieben«, rief ihr Vater, sobald der Wagen direkt vor der großen Vordertreppe zum Stillstand gekommen war. » Ach, was habe ich meine Familie vermisst!« Mit glücklich strahlendem Gesicht bot er seiner Frau den Arm. » Darf ich bitten, gnädige Frau?«
    So feierlich, als geleite er sie in eine fürstliche Residenz, führte er sie die Treppe hinauf und öffnete ihr die Vordertür. » Nun, was sagt ihr dazu? Ist das nicht ein großartiges Haus?«
    Großartig war vielleicht übertrieben, aber verglichen mit der Kajüte, die monatelang ihre beengte Unterkunft gewesen war, erschien es ihnen allen geräumig, hell und luftig. Im Untergeschoss trat man rechts von der Eingangstür in den zukünftigen Salon. » Ich dachte mir, dass du ihn sicher lieber selber einrichten möchtest, Liebste«, erklärte der Vater die gähnende Leere. Linker Hand, im Esszimmer, zeigte er stolz auf eine Einrichtung aus englischer Eiche. » Das alles– Tisch, Stühle, Vertiko und Anrichte– habe ich äußerst günstig erstanden. Der arme Mann hatte sein ganzes Geld verspekuliert und musste seine Möbel verkaufen, um die Passage zurück nach London zahlen zu können.«
    Im hinteren Teil lagen das Arbeitszimmer mit all seinen geliebten Büchern und einem bequemen Ohrensessel, Küche und Speisekammer.
    Im Obergeschoss gab es neben dem Elternschlafzimmer mit separatem Ankleidezimmer drei weitere Räume und eine Wäschekammer.
    Dorothea wählte das Zimmer über der Küche, weil es den besten Ausblick auf den Torrens River bot, August dasjenige unmittelbar neben der Treppe, um niemanden unnötig zu stören, wenn er abends noch ausginge. Lischen wurde im sogenannten Ankleidezimmer mit der Verbindungstür zum Elternschlafzimmer untergebracht, und Karl bezog, wie immer still und ohne Murren, das letzte freie zwischen der Wäschekammer und Dorotheas Raum.
    Wie im Untergeschoss war auch hier die Möblierung noch ziemlich spartanisch. Nach der monatelangen Beengtheit der Kajüte störte sich allerdings niemand von ihnen daran. » Es ist direkt ungewohnt, nirgends anzustoßen«, stellte August fest, als er zusammen mit dem Ochsenknecht alle Reisekisten ablud und auf die Zimmer verteilte. » Und irgendwie kommt es mir seltsam vor, dass der Boden unter meinen Füßen nicht mehr ständig schaukelt.«
    Daran musste Dorothea denken, als sie am nächsten Morgen erwachte und für einige Augenblicke orientierungslos war. Auch sie hatte sich so an den beständigen Seegang gewöhnt gehabt, dass der feste Untergrund sie irritierte. Mit dem leicht schwankenden Gang, den sie sich alle angewöhnt hatten, ging sie zum Fenster. Die Wolken hatten sich

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