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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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dass Dorothea sich nicht überwinden konnte, sie einfach in den Arm zu nehmen. Zu groß war ihre Scheu.
    Die Stimme jedoch war fest wie immer, als sie Dorothea anwies, den Schulraum, in dem ihr Vater immer die Andachten abgehalten hatte, herzurichten. Sie wollte, dass die Familie im engsten Kreis gemeinsam vom Vater Abschied nahm.
    Von den Schülern und Eltern war nichts zu sehen. Sicher hatte sich der Unglücksfall herumgesprochen. Es war nicht damit zu rechnen, dass sie in nächster Zeit hier wieder auftauchen würden. Nur Koar schlüpfte plötzlich durch den Seiteneingang und setzte sich in Karls Nähe auf den Boden. Im Unterschied zu seinen Stammesmitgliedern schien er Todesfällen gegenüber nicht das panische Entsetzen zu empfinden, das sie selbst nähere Hinterbliebene meiden ließ, als hätten diese eine ansteckende Krankheit.
    In Ermangelung eines Sargs hatte Mutter Schumann die Taschenuhr und das goldene Medaillon mit den ersten Haarlocken jedes Kindes auf den Behelfsaltar gelegt. Beim Anblick des Schmuckstücks kämpfte Dorothea mit den Tränen. Mehr als alles andere verkörperte es die hingebungsvolle Liebe, die Pastor Schumann seinen Kindern entgegengebracht hatte.
    Sie alle kannten die Gebete und Lieder anlässlich eines Gedenkgottesdienstes. Aber noch nie war es Dorothea so schwergefallen, die Worte über die Lippen zu bringen. Besonders die Stellen, an denen von Gottes Weisheit und Güte die Rede war, reizten sie zu wütendem Widerspruch. Was war gütig oder weise an diesem schrecklichen Unglück? Es gab so viele Menschen, die ihrer Ansicht nach keine größere Lücke hinterlassen hätten. Warum hatte Gott nicht einen solchen sterben lassen? Warum ausgerechnet Papa?
    Sie war unendlich erleichtert, als das letzte » Amen« verklang.
    Fünf Tage später kam Mr. Moorhouse in Begleitung Miss Mary Kilners zu seinem angekündigten Besuch. Da die Kondolenzbesucher sich in den letzten Tagen die Klinke praktisch in die Hand gegeben hatten, verwunderte das niemanden. Inzwischen waren sie alle ganz gut darin, mit höflicher Miene die Beileidsbekundungen entgegenzunehmen, auch wenn August nicht nur einmal mit zusammengebissenen Zähnen geknurrt hatte: » Am liebsten würde ich ihnen sagen, sie sollten uns einfach in Ruhe lassen!« Allmählich hatte sich ein gewisser Abstumpfungseffekt eingestellt. Nur Karl zog es noch immer vor, tagsüber mit Koar im Busch zu verschwinden, weil er » diesen Haufen schwarzer Krähen, die über einem Leichnam kreisen«, wie er es nannte, nicht ertrug.
    Nachdem Miss Kilner in angemessener Weise ihr Mitgefühl ausgedrückt hatte, wandte sie sich an Dorothea und bat sie um ein Gespräch unter vier Augen. Es war zu kalt, um draußen auf der Terrasse zu sitzen, also gingen die beiden jungen Frauen in das Arbeitszimmer von Pastor Schumann. Der Geruch nach Pfeifentabak und Lavendel war inzwischen so schwach geworden, dass man ihn kaum noch wahrnahm, aber für Dorothea war es immer noch der Raum, in dem sie sich ihrem Vater am nächsten fühlte. Miss Kilner nahm etwas umständlich auf dem Ohrensessel Platz, während Dorothea sich den Besucherstuhl zurechtrückte. » Sie möchten etwas mit mir besprechen?«, ermutigte sie Mr. Moorhouses Verlobte, die sichtlich verlegen nach Worten suchte.
    » Ich weiß, dass ich Ihnen jetzt ziemlich herzlos vorkommen muss«, sagte sie schließlich. » Und ich bitte Sie aufrichtig um Verzeihung für meine Impertinenz, so mit der Tür ins Haus zu fallen.« Sie blickte auf ihre in schwarzen Häkelhandschuhen steckenden Finger, mit denen sie nervös an den Bändern ihres Retiküls zupfte. » Erinnern Sie sich noch an den Nachmittag, an dem wir vom Haus des Gouverneurs aus den Kängurutanz verfolgten?«
    Dorothea nickte und wartete ungeduldig darauf, dass Miss Kilner endlich zur Sache käme. Sie wollte so rasch wie möglich zurück in den Salon und zu den Gesprächen über ihr zukünftiges Leben.
    » Damals sagte ich Ihnen voraus, dass Sie bald umworben würden. Nun, soviel ich weiß, sind Sie noch nicht versprochen?«
    » Nein«, erwiderte Dorothea brüsk. » Und ich gedenke auch nicht zu heiraten.« Dass eine Fremde an das letzte Gespräch, das sie mit ihrem Vater geführt hatte, anknüpfte, tat erstaunlich weh.
    » Wirklich nicht?« Miss Kilner wirkte überaus erstaunt. » Wie schade. Dann erübrigt sich alles Weitere. Ich bitte nochmals um Entschuldigung.«
    Jetzt hatte sie doch Dorotheas stets wache Neugierde geweckt. Konnte es sein, dass Miss Kilner sich

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