Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
hier als Kupplerin versuchte?
» Andererseits, wenn ich es recht bedenke, wäre es unter den gegebenen Umständen vielleicht angebracht, meine Haltung zu überdenken«, lenkte sie ein. » Sie verstehen sicher, dass ich mir darüber jetzt keine weiteren Gedanken gemacht habe.«
» Natürlich. Das ist absolut verständlich«, sagte Miss Kilner verständnisvoll. » Und ich hätte auch niemals zu diesem Zeitpunkt davon gesprochen, wenn sich nicht– wie soll ich sagen?– die Dinge gerade überschlagen würden.«
» Bitte reden Sie ganz offen«, bat Dorothea.
» Ich glaube, Sie haben Mr. Masters kennengelernt? Auf der Soiree anlässlich des Vortrags von Professor Menge?«
Der Viehzüchter vom Murray River! Nur zu gut erinnerte Dorothea sich an den durch ihn verursachten gesellschaftlichen Eklat. Hatte Miles nicht sogar behauptet, man hätte ihn verdächtigt, am Tod seiner Frau zumindest nicht gänzlich unbeteiligt gewesen zu sein? Jane hatte das allerdings mit Empörung zurückgewiesen, als sie darauf zu sprechen gekommen war. Miss Kilner hob die Hand, um sie am Sprechen zu hindern. » Ich sehe, die hässlichen Gerüchte wurden Ihnen bereits zugetragen. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass sie völlig aus der Luft gegriffen sind? Ich kenne Robert seit vielen Jahren, und er wäre absolut außerstande, einer Frau auch nur ein Haar zu krümmen.«
Robert Masters hatte auf Dorothea einen äußerst sympathischen Eindruck gemacht. Zudem traute sie Janes Menschenkenntnis. Also nickte sie. » Ja, ich glaube Ihnen. Aber Sie wollen doch nicht andeuten, dass Mr. Masters sich für mich interessiert? Wir sind uns nur ein einziges Mal begegnet.«
Miss Kilners Wangen färbten sich leicht rosa. » Ich muss zugeben, dass ich es war, die ihn auf Sie aufmerksam machte. Sie müssen wissen, dass er eine sechsjährige Tochter hat. Heather. Roberts Tante, Lady Arabella Chatwick, hat bisher Mutterstelle an ihr vertreten, aber sie ist nicht mehr die Jüngste. Das Kind entgleitet ihr täglich mehr. Es braucht dringend Führung und Anleitung durch eine Person, die Heathers Ungestüm gewachsen ist.«
» Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe: Sucht er jetzt eine Gouvernante für das Kind oder eine neue Ehefrau?«
» Beides in einer Person.« Miss Kilner senkte erneut leicht verlegen den Blick. » Robert bat mich um Rat. Er suchte eine junge Frau, die selbstbewusst genug sein sollte, es mit Heather und Lady Chatwick aufzunehmen. Von ausreichender geistiger Beweglichkeit, um sich mit ihr über mehr als Banalitäten unterhalten zu können, sowie genug Mut, um sich dort draußen nicht zu fürchten.« Dorothea musste bei dieser Stellenbeschreibung unwillkürlich lächeln. Miss Kilner erwiderte das Lächeln fast komplizenhaft und fügte hinzu: » Ich weiß wirklich nicht, wieso ich sofort an Sie dachte.«
Dorothea unterdrückte den ersten Impuls, das nicht gerade romantische Angebot abzulehnen.
Bei näherer Betrachtung verdiente es zumindest ernsthafte Überlegung. Natürlich war es nicht das, was sie sich als junges Mädchen erträumt hatte. Aber hatte sie nicht sowieso mit einer Ehe aus Liebe abgeschlossen?
Soweit sie wusste, war Masters ausgesprochen wohlhabend. Ein guter Fang, wie man zu sagen pflegte. Als seine Ehefrau würde es ihr an nichts fehlen, und sie könnte, statt ihrer Mutter eine zusätzliche Bürde zu sein, ihrer Familie hilfreich unter die Arme greifen. Dorothea war pragmatisch genug, um sich darüber im Klaren zu sein, dass das Leben für Witwen und Waisen alles andere als erfreulich war. Meist vegetierten sie am Rande des Existenzminimums dahin, oft genug abhängig von der Güte und Großzügigkeit anderer.
Den Ausweg einer zweiten Ehe würde ihre Mutter ganz sicher von sich weisen. Also blieb nur sie, Dorothea.
» Kann ich darüber nachdenken?«
» Selbstverständlich«, beeilte Miss Kilner sich zu sagen. » Robert– Mr. Masters– ist für ein paar Tage im Hotel in der King William Street abgestiegen. Darf ich ihm sagen, dass er morgen hier vorsprechen und sich seine Antwort holen soll? Oder benötigen Sie mehr Bedenkzeit?«
Insgeheim hatte Dorothea sich bereits entschlossen, Mr. Masters nüchternen Antrag, oder besser: Stellenangebot, anzunehmen. Langes Zaudern und Abwägen war ihre Sache nicht. Im Grunde ist es eine Arbeit wie jede andere, dachte sie ironisch. Vielleicht mit etwas mehr Renommee– zumindest in diesem Fall. Sie holte tief Luft und richtete sich auf: » Nein, das passt mir
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