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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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waren auch ohne Bespannung beeindruckend.
    » Sollen wir einfach da rübergehen?« Skeptisch beäugte Auguste Schumann den glitschigen Plankensteg. » Das kommt mir ziemlich gefährlich vor.« Tatsächlich wirkte die provisorische Gangway alles andere als vertrauenswürdig.
    » Ich werde jemanden suchen, der uns hilft«, sagte August, und schon balancierte er hinüber. Es sah ganz leicht aus. Einen Moment spielte Dorothea mit dem Gedanken, es ihm nachzutun. Laute Stimmen lenkten sie jedoch von ihrem Vorhaben ab. Vom Ende des Piers näherte sich eine ungewöhnliche Truppe: Voran schritt ein würdiger, korpulenter Herr in schwarzem Gehrock, Zylinder und dem Beffchen des Klerikers; ihm folgte in Zweierreihen eine ganze Anzahl Kinder und Jugendlicher. Als Letzte marschierte eine stämmige Person in einer karierten Pelerine, die einen schwarzen Regenschirm dazu einsetzte, ihre Schutzbefohlenen anzutreiben wie ein Hirte seine Herde. » Come on, hurry up«, rief sie mit Donnerstimme.
    Fasziniert beobachtete Dorothea, wie die Gruppe immer näher kam und schließlich neben den Schumanns und ihrem Stapel von Reisekisten anhielt. Der Geistliche lüpfte zwar höflich den Hut, machte aber keine Anstalten, sich bekannt zu machen, sondern sah abwartend auf das Schiffsdeck. Dort tauchte neben Augusts vertrauter Gestalt ein untersetzter Mann mittleren Alters in blauem Tuch auf, in ihrem Schlepptau mehrere Matrosen mit bloßen Füßen. Jeweils zwei schulterten eine Reisekiste und trugen sie unter Deck.
    Lischen und Karl starrten unverhohlen neugierig die Kinder neben ihnen an. Dorothea versuchte es ein wenig unauffälliger. Wohl nicht unauffällig genug, denn einer von ihnen, ein hübscher Bursche mit dunklen Locken, grinste und zwinkerte ihr zu. Verlegen wandte sie den Blick ab.
    » Hello. Mr. Gibbs?« Der Ton des würdigen Herrn ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er die sofortige und exklusive Aufmerksamkeit dieses Mannes beanspruchte. Dorothea verstand nicht alles. Er sprach sehr schnell, und einige Ausdrücke kannte sie nicht. Aber bald wurde ihr klar, dass die Gruppe sich ebenfalls nach Australien einschiffen würde. Es ging nur darum, dass es einige mehr waren, als Plätze gebucht worden waren. Es dauerte nicht lange, bis alles geregelt war. Als die Kinder begannen, paarweise vorzutreten, um sich von ihrem Pastor zu verabschieden, verfolgte Dorothea verblüfft die tiefen Knickse der Mädchen, die devoten Bücklinge der jungen Burschen.
    » Familie Schumann. Ich darf Sie im Namen des Kapitäns herzlich begrüßen.« Mr. Gibbs kam auf sie zu. » Wenn Sie mir bitte folgen wollen…« Galant reichte er Mutter Schumann seinen Arm und winkte einem Matrosen, Lischen und Dorothea hinüberzuhelfen.
    » Willkommen an Bord! Ihre Kabine ist bereit. Und für den jungen Herrn habe ich einen schönen Platz bei den allein reisenden Männern reserviert.« Dorothea erinnerte sich, dass im Unterschied zu den deutschen Auswandererschiffen die Zwischendeck-Passagiere bei den englischen Linien fest unterteilte Bereiche hatten. Im vorderen Teil die allein reisenden Männer, in der Mitte die Familien, und im Heck befand sich das abgeteilte Quartier alleinreisender Frauen. Vermutlich war dort unten auch die Gruppe vom Kai untergebracht.
    Mr. Gibbs führte sie über das Deck, eine Stiege hinunter, und dann standen sie schon vor ihrer Kabine. Sie war nicht nur größer als auf dem deutschen Schiff, sondern auch deutlich komfortabler eingerichtet. Außer den beiden Doppelkojen gab es einen an den Bodenplanken fixierten Tisch, mehrere Hocker, einen ebenfalls festgeschraubten Waschtisch und sogar so etwas wie Wandschränke. Alles aus blank poliertem Holz, das trotz des intensiven Schlickgeruchs, der hier alles zu durchdringen schien, zart und doch unverkennbar einen leichten Duft nach Bienenwachs verströmte.
    » Ich werde Ihnen das Dinner bringen lassen, sobald es geht«, sagte der Quartiermeister. » Wir hoffen alle, dass die neuen Küchenjungen sich geschickter anstellen als die letzten.«
    » Die Schützlinge vom Reverend sind Dienstboten?«, platzte Dorothea heraus. Ihre Mutter runzelte die Stirn über ihr vorlautes Benehmen, aber Dorothea achtete nicht darauf. Sie wollte unbedingt mehr über den dunkelhaarigen Jungen erfahren.
    » Es sind Waisen, die sich in Adelaide nützlich machen sollen«, erklärte Mr. Gibbs. » Der Reverend ist der Leiter einer wohltätigen Stiftung, die sich dafür einsetzt, diese Kinder zu nützlichen Mitgliedern der

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