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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Wasserwüste sie brennend interessierte.
    » Na komm, Schätzchen, du frierst dir da ja noch deinen hübschen, kleinen Hintern ab«, rief die Jüngste von den dreien ihr zu. Einladend hob sie ihr Schultertuch. » Wenn wir eng zusammenstehen, ist es wärmer.« Tatsächlich fröstelte Dorothea bereits. Der strahlende Sonnenschein täuschte darüber hinweg, dass der Nordwestwind, der die Segel blähte, nicht nur kräftig, sondern auch ausnehmend kalt war. Abgesehen von ihrer Profession schien sie eine nette Person zu sein, und so schob Dorothea alle Zweifel beiseite und schmiegte sich dankbar an ihre Seite. » Ist es so nicht besser?«, fragte die junge Frau und zwinkerte fröhlich, während sie den zigfach geflickten Wollschal enger um sie beide zog. » Einer von den Seeleuten hat gesagt, es würde jetzt jeden Tag wärmer«, fügte sie hinzu. » Je näher wir der Linie kommen.«
    » Versprich der Kleinen nicht zu viel, Rosie«, mischte die zweite sich ein. » Danach wird es stetig wieder kälter. Ich habe gehört, kurz vor Australien soll es sogar Eisberge geben.«
    » Ach, Nell, du alte Schwarzseherin! Bis dahin ist es noch lange hin«, gab Rosie gut gelaunt zurück. » Und vorher kommt die Neptuntaufe. Da freu ich mich jetzt schon drauf. Dabei soll es mächtig hoch hergehen.«
    » Na, ob das der Käp’tn erlauben wird? Mit solch frommen Mitreisenden…« Nell und die dritte, die bisher zu allem geschwiegen hatte, warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
    » Wieso? Was hat es mit der Neptuntaufe für eine Bewandtnis?« Dorothea war nur zu klar, dass mit den frommen Mitreisenden ihre Familie gemeint war.
    » Es ist eine Art Mummenschanz. Die Matrosen verkleiden sich als Meeresgeister und tauchen alle Passagiere in ein großes Wasserfass«, erklärte Rosie bereitwillig. » Danach gibt es Grog und Tanz und…«
    » Belästigen die Weibsbilder Sie etwa, Miss Schumann?«, ertönte plötzlich ein harter Bariton dicht hinter ihnen. Dorothea fuhr herum und sah in das Gesicht des Schiffsarztes, Dr. Miller, der sich mit finsterer Miene vor ihnen aufgebaut hatte. » Du da, nimm deinen verlausten Umhang von den Schultern der jungen Lady und halte gefälligst Abstand.– Miss Schumann, erlauben Sie mir, Sie in Ihre Kabine zu begleiten.« Unmissverständlich hielt er Dorothea einen Arm hin. Dabei strahlte er eine solche Überheblichkeit aus, dass die ursprüngliche Höflichkeit der Geste zur Farce wurde. In Dorothea, die gespürt hatte, wie die junge Frau bei den barschen Worten zusammengezuckt war, stieg heißer Ärger auf. Der Doktor war ihr schon vorher unsympathisch gewesen. Er erinnerte sie an eine der Krähen an den Landungsstegen bei den Fischerbooten. Als Kind hatte sie schreckliche Angst vor den großen schwarzen Vögeln gehabt, die mit misstönendem Geschrei nach jedem hackten, von dem sie glaubten, dass er ihnen das Futter streitig machen könnte. Wenn er auf Deck spazierte, die Hände auf dem Rücken, fehlte nur noch der Schnabel. Mehr als einmal schon hatte Mr. Gibbs, der Quartiermeister, eingreifen müssen. Doktor Miller pflegte nämlich oft und gerne mit seinem dünnen Malakka-Spazierstock um sich zu schlagen. Das kam weder bei den Seeleuten noch bei anderen Passagieren, die das Pech hatten, ihm im Weg zu stehen, gut an. Wenn er als Schiffsarzt nicht gewisse Privilegien genossen hätte, hätte er wohl schon längst mit dem Kabelgatt, der behelfsmäßigen Arrestzelle auf einem Schiff, Bekanntschaft gemacht.
    » Danke sehr«, sagte Dorothea mit kalter Stimme. » Ich fühle mich hier äußerst wohl und gedenke noch eine Weile zu bleiben.«
    Dr. Miller zog übertrieben erstaunt die Augenbrauen hoch. » Tatsächlich?– Nun ja, da Sie sich schon bald unter Wilden aufhalten werden, ist es vielleicht ganz vorausschauend, die Nase abzuhärten. Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, wenn die Läuse auf Ihnen tanzen.«
    Rosie schnaufte empört auf. » Wir haben uns alle von Kopf bis Fuß gewaschen, bevor wir hier auf das Schiff sind!«, rief sie. » Wie können Sie da behaupten, dass wir stinken?– Und Läuse haben wir schon gar nicht. Das hat uns der Herr Amtsarzt sogar schriftlich gegeben. Hier, da können Sie es selber lesen.« Hastig förderte sie aus den Tiefen ihres Rocks ein zerknülltes Stück Papier hervor und machte Anstalten, es Dr. Miller vor die Nase zu halten.
    » Halt, Weibsbild, bleib mir ja vom Leib!« Sein Malakka-Stock schnellte nach vorn und traf Rosie am rechten Arm. Mit einem schrillen

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