Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
Vom Netzwerk:
seine Pflichten vernachlässigte. Aber bis heute war uns nicht klar, dass ihm etwas derart Wichtiges entgangen ist.“
    „Wo ist er jetzt?“
    „In Henning, er beobachtet Ihren Bruder.“
    „Und wer passt nun auf Saige auf?“ Ian fragte sich, wie viel seine Schwester wohl von alledem wusste. Schon als sie noch Kinder waren, war sie immer ein sturer Trotzkopf gewesen. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen, aber er konnte sich vorstellen, dass sie eine ziemliche Furie geworden war.
    „Ein Watchman namens Paul Templeton ist jetzt in Südamerika bei ihr. Er gehört zwar nicht zu unserem Team, aber er ist einer der besten überhaupt. Sie ist in guten Händen.“
    „Darum sollten Sie beten“, warnte er. „Bei alldem, was passiert, sollte dieser Templeton um einiges besser sein als Ihr Bruder.“
    „Kellan ist noch recht jung.“ Scott seufzte. „Er muss sich noch entwickeln, aber hat Talent.“
    Shrader schnaubte, was ihm einen finsteren Blick von Scott und einen Stoß von Quinn eintrug.
    Der Watchman grinste und hob beide Hände. „Ich hab kein Wort gesagt.“
    „Ian“, sagte Molly. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr entrücktes Gesicht, die Sommersprossen auf ihrer Nase traten im Sonnenlicht deutlicher hervor, wodurch sie noch jünger und unschuldiger wirkte. „Deine Mutter glaubte, das Kreuz sei der erste Dark Marker, der je wiedergefunden wurde. Sie erwähnt auch Geschichten, die sie von ihrer Urgroßmutter hörte, über eine göttliche ‘Waffe des Feuers’, mit der man einen Casus für alle Zeit auslöschen könnte.“
    Ian rieb sich den schmerzenden Nacken. „Und wie hat die funktioniert?“
    Sie hob die Schultern. „Das ist es ja. Sie wusste es nicht. Weder sie noch Saige konnten jemanden auftreiben, der wusste, worum es sich dabei handelte oder wie man diese Waffe einsetzen könnte.“
    Ian warf Scott einen Blick zu. „Irgendwelche Ideen?“
    „Nicht die geringste. Wie ich sagte, ich habe das Tagebuch den ganzen Tag studiert, ohne auf etwas Nützliches zu stoßen.“
    „Waffe des Feuers?“, wiederholte Ian, probierte die Worte aus, während er das Kreuz anstarrte, als wäre die Antwort in den verschlungenen Mustern verborgen. Es fühlte sich in seiner Handfläche genauso heiß an wie gestern, als er es Molly abgenommen und ihr um den Hals gelegt hatte. Aber es war nicht so heiß wie Feuer. Fühlte sich eher an, als würde man die Hand auf von der Sonne erhitzten Sand legen. Warm, aber es ließ sich aushalten.
    Wieder wanderte sein Blick zu Scott. „Und Sie haben wirklich keine Vorstellung, was wir mit diesem Ding anfangen sollen?“
    Scott schüttelte den Kopf, die Frustration stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Glauben Sie mir, ich wünschte, ich wüsste es.“
    „Dann wirst du es eben herausfinden müssen“, meinte Quinn, trat neben ihn und musterte das Kreuz. Sogar Shrader kam näher, um es sich anzusehen.
    Ian verzog den Mund zu einem schiefen, schmerzvollen Lächeln. „Ich will euch ja nicht die Stimmung verderben, Leute, aber ich habe keine Ahnung, wozu das Ding gut sein soll.“
    „Du kommst schon noch dahinter.“ Mollys Stimme war zart, und sie lächelte ihn freundlich an.
    „Warum kommen Sie nicht rein und machen sich ein bisschen frisch“, meinte Scott nach einer Weile. „In einer Stunde gibt’s Abendessen, dann reden wir weiter.“
    Ian schloss die Finger um das Kreuz, gab ein knappes „später“ von sich und ging auf das Haus zu, voller Angst, Molly würde ihm nicht folgen, sondern bei Scott bleiben … doch dass sie tatsächlich mit ihm kam, machte ihm sogar noch mehr Angst.
    Aber dann nahm er ihren Duft wahr, direkt hinter ihm, obwohl sie kein Wort sagte. Erst als er ihre Suite betreten hatte und auf sein Zimmer zusteuerte, spürte er ihre kühlen Finger auf seiner verschwitzten Haut.
    „Ian?“
    „Was?“, sagte er unfreundlich. Dass er sich wie der letzte Arsch anhörte, wusste er selbst.
    „Willst du mir weiter aus dem Weg gehen?“, fragte sie sanft. „Letzte Nacht hast du mich allein gelassen, und heute haben wir noch gar nicht miteinander geredet.“
    „Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen, Molly. Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, mich zusammenschlagen zu lassen.“
    Sie zog das blutverschmierte T-Shirt von seiner Schulter und streichelte ihn, eine zärtliche Berührung und doch voller Verlangen. Dass er es überhaupt bemerkte, war dennoch erstaunlich. Vor Molly war er noch nie so mit einer Frau auf gleicher Wellenlänge

Weitere Kostenlose Bücher