Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
Wortbedeutung her bestimmt nicht ganz der richtige Ausdruck.
Ich muss aber zugeben, dass z.B.
Recycling Place
einfach besser klingt, als «Mülllagerplatz für Schulabfälle». Das Englische wirkt eben so furchtbar schön international. Man muss als Schule auch an sein Image denken.
Wenn man das Ganze dann auch noch abkürzen kann, umso besser. So mag es manchen gewundert haben, wenn er unseren Gesprächen lauschte und folgenden Dialog hörte:
«Ey, wo haben wir gleich?»
«Wir müssen zum Hass.»
Gemeint war damit das «HaS», ein Gebäudeteil, der mit ganzem Namen «Haus am See» hieß, weil er an einem kleinen Teich lag. Nein, wie kreativ!
Noch merkwürdiger muss es für Außenstehende geklungen haben, wenn einer auf die Frage nach dem Raum antwortete: «Wir haben im KZ .» Kein Scherz. Den Raum gab es bei uns. Der hieß hochoffiziell « KZ ». Dahinter verbarg sich – wie geschichtsignorant kann man eigentlich sein? – das Kompetenzzentrum, abgekürzt eben « KZ ». Man merkt auch: je absurder die Abkürzung, desto weniger dahinter. Wenn ein Raum schon Kompetenzzentrum genannt werden muss, damit man ihm seine Wichtigkeit anmerkt, werde ich misstrauisch. Wenn da wirklich welche säßen, die kompetent wären, dann müsste man das doch nicht dranschreiben. Außerdem: Worin waren die kompetent? In der Namensgebung zumindest nicht! Ich kann die Frage nach dem Sinn und Zweck des Kompetenzzentrums auch nicht wirklich beantworten, denn ich habe diesen Raum nie betreten und kenne auch keinen, der dies je getan hat. Es soll irgendein Beratungsraum gewesen sein. So kompetent waren die Leute darin also, dass man ihre Hilfe niemals in Anspruch nehmen musste …
Auf Betreiben einiger Eltern wurde der Raum übrigens kurz, nachdem ich die Schule verlassen habe, umbenannt. Er heißt jetzt nicht mehr « KZ », sondern «KoZ». Welch gelungene Umbenennung! Es gibt also nun in dieser Schule nicht nur ein Gebäude, das «Hass» genannt wird, sondern auch eines, das die Schüler «Kotz» rufen. Eine gewisse Konsequenz, zumindest in schlechter Namensgebung, kann man den Verantwortlichen jedenfalls nicht absprechen.
Ich habe übrigens vor kurzem in der Zeitung von einer Schule gelesen, die «Fb-Schule» geworden ist. Ich muss zugeben, da war ich begeistert. Eine Facebook-Schule!
Das
nenne ich mal innovativ.
Wahrscheinlich bekommen alle Schüler über Facebook Nachrichten wie diese: «Herr Löchel hat dich zum
Erdkundeunterricht
eingeladen.» Vermutlich werden sie über diese Plattform auch über alle aktuellen Termine informiert: «Du hast 2 Mitschüler, die heute Geburtstag haben.» Selbst die Hausaufgaben werden so erleichtert: «Herr Lottenbach hat eine Hausaufgabe auf deiner Pinnwand mitgeteilt.» Und wehe, da klickt einer «Gefällt mir!». Dieses System macht womöglich auch sämtliche Anwesenheitskontrollen überflüssig, denn das regelt die Facebook-Gesichtserkennung vollautomatisch.
Das Ganze löste sich allerdings auf, als ich den Zeitungsartikel weiterlas: Eine «Fb-Schule» hat mit modernen Internet-Communities nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine sogenannte Fortbildungsschule. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, was das sein soll!
Auf großer Fahrt
Alle paar Jahre gönnt man deutschen Schülern das spannende Abenteuer einer Klassenfahrt. Ein oder zwei bedauernswerte Lehrkräfte müssen sich opfern und mit einer Klasse von dreißig pubertierenden Blagen eine Woche in ein Schullandheim fahren. Abgeschnitten von der Außenwelt verbringt man dort eine Zeit geprägt von Gemeinschafts- und Bewegungsspielen, Liebesdramen und Küchendienst. Ich kann Lehrer verstehen, die sich einer solchen Tortur, für die sie auch noch Geld ausgeben müssen, entziehen wollen.
Doch auch unsere Lehrer kamen nicht daran vorbei, und so fuhren wir an einen unglaublich exotischen Ort. Ein Ort, der in jedem Reiseführer und in jedem Internet-Vergleichsportal garantiert nicht unter den fünf attraktivsten Urlaubsorten zu finden ist. Wir fuhren nach Steckenborn. Sie kennen Steckenborn nicht? Keine Angst, Sie haben nichts verpasst. Es handelt sich um ein winziges Eifelkaff, das außer der Jugendherberge, in der wir nächtigten, nur noch eine Imkerei und einen Gülletank mit dazugehörigen Rindviechern zu bieten hat. Aber manchmal kann ein einfacher Ort ja allein dadurch punkten, dass er weit entfernt vom eigenen Zuhause liegt und man deswegen ein Urlaubsgefühl bekommt. Nicht so bei Steckenborn. Wir sind mit einem
Weitere Kostenlose Bücher