Wenn die Liebe dich findet
Amandas Bruder ihm gerade seine Erlaubnis, offiziell um sie zu werben?«
Raphael schritt von dannen. Devin brauchte einen Drink. Sich zu betrinken war eigentlich gar keine schlechte Idee.
Auf der Suche nach dem Büfett entdeckte er seinen Freund und Kunden Lord Culley und ging direkt auf ihn zu. Nach der Begegnung mit Lawrence Wolseley in London, seit der er kein Ventil mehr für seine Wut gehabt hatte, da Wolseley ihn überzeugt hatte, dass er nicht sein Vater war, war ihm klar geworden, dass er womöglich nie erfahren würde, wer sein richtiger Vater war – und ob er überhaupt noch lebte. Aber Devin wollte immer noch nicht akzeptieren, dass er es nie herausfinden würde. Und dank Lawrence war es vielleicht doch möglich.
Lawrence hatte ihm ein paar Hinweise geliefert. Die goldbraunen Augen, mehr golden als braun, waren also nicht das Einzige, was sie gemeinsam hatten. Lawrence hatte außerdem erzählt, dass sein Vater dunkelhaarig und über eins achtzig groß war. Er musste also nur unter den älteren Gästen herumfragen, ob jemand einen solchen Mann kannte. Zu diesem Zweck hatte er den ganzen Samstag auf der Rennbahn verbracht. Nur einer der sechs älteren Lords, die er dort getroffen hatte, erinnerte sich jedoch an einen Mann mit Devins Augen, aber das war so lange her, dass ihm dessen Name nicht mehr einfiel.
Culley war bestimmt auch schon zu alt, um sich noch zu erinnern. Der Mann musste inzwischen über siebzig sein. Aber Devin wollte noch nicht aufgeben. Der alte Lord hatte erwähnt, dass er und seine Frau früher in London Gesellschaften abgehalten hatten, bevor seine Frau gestorben war und er sich aufs Land zurückzog.
Nachdem Devin seinen alten Freund begrüßt hatte, fragte er ihn zunächst: »Kommen Sie mit den neuen Pferden gut zurecht?«
»Hatten Sie ernsthaft Zweifel? Alles wunderbar! Meine Knochen wissen es zu schätzen, und mein Kutscher ist immer noch in Ehrfurcht erstarrt. So gut ausgebildete Pferde ist er nicht gewohnt.«
Sie lachten beide, aber nach ein paar weiteren Späßchen kam Devin zur Sache. Er verwendete dieselbe Ausrede wie auch vor ein paar Tagen auf der Rennbahn: »Mein Onkel hat letztens über unsere Familie nachgedacht und einen Familienzweig erwähnt, von dem ich keine Ahnung hatte. Ich wüsste nur zu gern, ob ich vielleicht Cousins habe, die ich nicht kenne.«
»Weitere Baldwins?«, fragte Owen. »Ich kann nicht behaupten, dass ich noch andere kenne.«
»Nein, das ist ja das Problem. Eine Baldwin-Tochter heiratete und zog von London weg. Danach hat die Familie sie aus den Augen verloren. Die einzige Information, die ich habe, ist, dass sie goldbraune Augen hat, genau wie ich, und schwarze Haare. Das ist nicht viel, ich weiß, aber es ist immerhin keine häufige Augenfarbe.«
Owen runzelte die Stirn und warnte ihn: »Seien Sie vorsichtig! Wenn Sie sagen, Sie suchen nach entfernten Verwandten, könnten sich auch Betrüger angesprochen fühlen, die Ihnen Lügen erzählen, um von Ihnen zu profitieren.«
Devin zuckte beinahe zusammen. Da er gerade selbst gelogen hatte, fühlte er sich schuldig, wo sein Freund ihn nun vor skrupellosen Individuen beschützen wollte. Aber da es in Wirklichkeit keinen unbekannten Familienzweig gab, musste er sich darüber keine Sorgen machen.
»Ein guter Einwand«, stimmte Devin zu, »aber wenn wir schon dabei sind – kennen Sie zufällig noch andere Männer mit meiner Augenfarbe?«
Owen kicherte. »Ehrlich gesagt, die Augenfarbe von Männern gehört nicht zu den Dingen, auf die ich normalerweise achte. Auf die Augen einer Frau sehr wohl, und ich kenne mindestens zwei Damen mit hellbraunen Augen, nicht ganz so hell wie Ihre, aber die beiden können ihren Stammbaum jahrhundertelang zurückverfolgen, also kann ich Ihnen wohl leider nicht helfen.«
Devin nickte. Sosehr er es hasste, auch nur ihren Namen auszusprechen, er musste seine Geschichte abwandeln, seine Mutter erwähnen und die Suche auf das Jahr beschränken, in dem sie nach London gekommen war und diesen Bastard von einem Weiberhelden kennengelernt hatte, der sie verführte. Es war jedoch zu spät, um Lord Owen nach Devins Mutter zu fragen, nachdem er diese Geschichte mit dem Familienzweig erfunden hatte.
Seine Mutter musste in jenem Jahr ihrer gesellschaftlichen Einführung in London viele Leute in ihrem Alter kennengelernt haben, die jetzt alle mittleren Alters waren. Sie hatte gewiss auch ihre Begleiter gehabt, und jene hatten sie sicher mit dem goldäugigen Mann gesehen.
Zur
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