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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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seine Frau überrascht ansahen. Er konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, daß sie zu demselben Schluß gekommen waren wie er. Die Geschichte würde zweifellos innerhalb eines Tages die Runde machen und viel Gelächter auslösen.
    »Damian«, sagte Rolfe, während sich die Mädchen um das Feuer kümmerten, »hol mir den dicksten Verband, den du findest, und verbinde mich. Ich will kein anderes Blut als das meiner Frau auf dem Laken haben.«
    Er hörte das Keuchen, das aus dem Teil des Zimmers kam, der im Dunkeln lag, aber er sah Leonie nicht an. Sollte sie ruhig schon die Schande empfinden, die sie verdiente. Wenn am Morgen kein Blut auf dem Laken war, das ihre Reinheit bewies, würde sie mit diesem Makel leben müssen.
    Leonie erstarrte, als sie ihn sprechen hörte. Sie überlegte, was er ihr wohl antun wollte. Es wunderte sie, daß er vor anderen zugab, daß er ihr wehtun wollte. Plötzlich verspürte sie Lust, sich diesen Mann, der so abscheulich war, einmal genauer anzusehen. Sie hob den Kopf gerade so weit, daß ihr unverletztes Auge sich auf ihn richten konnte. Er sah nicht in ihre Richtung, aber der Schein des Kaminfeuers beleuchtete ihn, und daher erlaubte sie sich, ihn keck anzusehen, zum allerersten Mal.
    Er hatte sich auf einen Schemel vor dem Feuer gesetzt und ein Bettuch über seine Blöße gelegt. Die hellen Flammen gaben soviel Licht, daß sie ihn deutlich sehen konnte. Das sollte ihr Mann sein? Nein, nur das nicht! Es wäre zu grausam gewesen, mit diesem wunderschönen, jungen Mann verheiratet zu sein und zu wissen, daß er in ihr nichts anderes als Haß auslösen konnte.
    Sie wußte jetzt, warum er der Schwarze Wolf genannt wurde, obwohl ein silberner Wolf auf einem schwarzen Hintergrund auf sein Banner genäht war. Der Name kam von seiner gebräunten Haut, dem schwarzen Haar und seinen dunklen Augen. Das Haar, das den Rest seines Körpers bedeckte, war genauso schwarz, vor allem die dichte Matte auf seiner Brust.
    Sie fand es nicht abstoßend, daß er so dunkel war, überhaupt nicht. Gott möge ihr beistehen, aber sein Anblick reichte aus, um ihr den Atem zu verschlagen. Sein Körper war überwältigend männlich, muskulös, groß und furchteinflößend. Aber das, was sie fesselte, war sein kantiges Gesicht, das von dem schwarzen Haar umrahmt war, das in Locken auf seinen Nacken, die Schläfen und die Stirn fiel. Seine Lippen waren im Moment zusammengepreßt, aber das lenkte nicht von ihrer sinnlichen Fülle ab. Seine Stirn war breit, die Nase gerade und kühn geschnitten, sein eckiges Kinn glatt, klar geformt und aggressiv.
    Es war ein sehr schönes Gesicht. Wie schade, daß der Mann, der dahintersteckte, ein Ungeheuer war, kalt, herzlos und rachsüchtig. Es wäre es wert gewesen, darüber zu weinen, daß ein Mann das Gesicht eines Engels und das Herz eines Teufels haben konnte.
    Während sich Damian um seine Wunde kümmerte, spürte Rolfe, daß die Blicke des Mädchens auf ihm ruhten. Als er in ihre Richtung sah, konnte er nichts anderes erkennen als eine kleine, zusammengekauerte Gestalt, deren silberblonde Mähne wie ein Mantel um sie fiel. Er erinnerte sich wieder daran, wie sie im Bett auf ihn reagiert hatte, an die zarten Laute der Lust, die sie ausgestoßen hatte. Sie hatte ihn begehrt, und dieses Wissen hatte ihn erregt. Daß sie ihn jetzt ansah, übte dieselbe Wirkung auf ihn aus. Seine Begierde, sie zu besitzen, wurde zur Qual.
    Rolfe fauchte Damian an, er solle sich beeilen und verschwinden, und Leonie zitterte stärker, als sich die Tür schloß und sie wieder allein miteinander waren.
    »Kommt wieder ins Bett, Lady Leonie.«
    Es herrschte eine so vollkommene Stille im Raum, daß es schien, als hätte er sie angeschrien. In Wirklichkeit hatte er mit heiserer, gedämpfter Stimme gesprochen.
    Rolfe grinste, als sie zum Bett eilte und ihm dabei den Rücken zuwandte.
    »Zieht euren Morgenmantel aus.«
    Leonie erstarrte, und die Demütigung ließ ihren Körper erstarren. »Mylord, ich …«
    »Hinter den Vorhängen, wenn ihr es wünscht«, sagte er ungeduldig. »Ich wollte damit nicht sagen, daß ich euch von Kopf bis Fuß inspizieren möchte.«
    Leonie stieg in das Bett und zog die Vorhänge dicht zusammen. Im nächsten Moment grinste Rolfe wieder, als ihr Morgenmantel auf den Fußboden fiel. Er vergeudete keine Zeit damit, die Kerzen zu löschen, und kurz darauf lag er neben ihr.
    Er mußte die Arme ausstrecken, um sie zu berühren, denn sie lag an der äußersten Bettkante und hatte

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